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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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mütterlicherseits älter als vierzig.«
    Ich wusste es natürlich, denn ich war mit ihr auf dem Friedhof gewesen und hatte mir die Grabsteine angesehen. Trotzdem neckte ich sie. »Aha, dann hat also eine alte Hexe alle weiblichen Wesen in deiner Familie verflucht.«
    »Du machst dich über mich lustig.«
    Aber mein Lachen war nur ein Abwehrmechanismus. Ich hatte erlebt, wie ihre Mutter starb. Ich kannte Elles Großvater und wusste von den Narben, die er bei dem Unfall davongetragen hatte, den seine Frau nicht überlebte.
    Als wir das Gespräch führten, war Elle mit Dylan schwanger. Sie legte meine Hand auf ihren Bauch, damit ich seine Bewegungen fühlte. »Ich habe mir vorgenommen, nicht jung zu sterben. Wir werden ihn aufwachsen sehen. Aber in der Atlantis hatte ich wirklich Angst, dass ich meine Teamkameraden mit in den Tod reißen würde.«
    Ich küsste ihren Mund und dann ihren Bauch. »Bald sind wir eine richtige Familie und leben ein langes, glückliches, gemeinsames Leben.«
    »Wenn es mein Schicksal sein sollte, jung zu sterben, wärees sicher bei diesem Weltraumspaziergang geschehen. Lass uns ein Testament machen, selbst wenn es bloß dazu dient, die bösen Geister in Schach zu halten.«
    Und so ging ich aus reiner Loyalität zum Notar und machte ein Testament, das ihrem entsprach. Einzig um ihren Aberglauben zu besänftigen und damit sie nachts ruhiger schlafen konnte. Trotzdem verloren wir Dylan. Und ich hatte Elle verloren. Jetzt gab es nur noch das Baby.
    Ich kehrte nach Hause zurück und begann, das Arbeitszimmer zu durchsuchen. Ich fand alles Mögliche, aber nichts, was unsere These unterstützte. Auch die Unterlagen aus ihrer Studentenzeit konnte ich nicht finden. Möglicherweise bewahrte sie sie in ihrem Büro in Bowdoin auf.
    In der Ferne donnerte es. Ein Gewitter zog auf. Nur Minuten später heulte ein heftiger Wind durch das Flusstal. Ich rannte nach oben, um alle Fenster zu schließen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch gleich nach Elles Tagebüchern suchen. Auf dem Speicher krachte etwas. Ich hastete die Stiege hinauf. Oben herrschte eine Hitze wie in einem Backofen. Die Türen zur Dachterrasse waren aufgeflogen und hatten die Bodenlampe umgeworfen. Ich schloss die Türen, verriegelte sie und hob die Lampe auf. Die Glühbirne hatte den Sturz nicht überlebt. Toll. Einfach toll. Ich wischte die winzigen Glassplitter beiseite und öffnete die Falltür zu dem Hohlraum im Boden, in dem Elle ihre Tagebücher und die ihrer Mutter aufbewahrte. Es war eines der vielen Geheimfächer in diesem alten Haus – Relikte aus Zeiten eines schmuggelnden Urgroßvaters.
    Alices Tagebücher interessierten mich nicht. Ich brauchte nur die von Elle. Zu meiner Überraschung fand ich Hunderte, vielleicht sogar tausend Briefe – viel mehr, als ich erwartet hatte. Wo sollte ich anfangen? Waren sie chronologisch geordnet, oder hatte sie sie einfach nur verstaut? Irgendwann hattesie angefangen, in Kladden zu schreiben. Ich zählte ungefähr siebzig Stück. Und wenn sie nun auch über Adam geschrieben hatte? Über ihr gemeinsames Leben, vielleicht sogar ihr Sexualleben?
    Während der Zeit unserer Trennung hatte ich andere Beziehungen gehabt und war mit anderen Frauen zusammen gewesen. Aber von dem Verhältnis zwischen ihr und ihm wollte ich nichts wissen.
    Ich zwang mich, den Gedanken beiseitezuschieben, und erinnerte mich daran, dass jetzt nur eins zählte: Ich brauchte einen Beweis, dass sie ihre Patientenverfügung widerrufen hatte. Dabei war mir klar, dass die Chancen dafür sehr schlecht standen, denn Elle wollte nie, nie, niemals so sterben wir ihre Mutter.
    Als ich die Heftbündel aufschnürte, klingelte mein Handy. Ich ließ alles fallen und griff nach dem Telefon, weil ich dachte, es wäre das Krankenhaus. Aber es war nur Melanie. »Hey, Mel«, begrüßte ich sie.
    »Hättest du Lust, heute Abend zum Essen zu kommen? Wir wollen grillen. Ganz einfach, nur Maiskolben und Burger. Und dir täte etwas frische Luft sicher gut.«
    »Vielen Dank für die Einladung, aber ich muss heute Abend für meinen Anwalt dringend Papiere zusammenstellen. Vielleicht ein anderes Mal.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, betrachtete ich den Stapel auf dem Fußboden. Das würde die ganze Nacht in Anspruch nehmen. Vielleicht auch länger. Ziemlich sicher viel länger. Aber zunächst brauchte ich einen starken Kaffe und die Gewissheit, dass Elles Zustand stabil war. Ich rief im Krankenhaus an. Die Schwester sagte, Elles Zustand sei

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