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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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mehr wirkt, werden zwei Ärzte entscheiden, ob die Kriterien für Hirntod gegeben sind. So, wie es jetzt aussieht, ist das der Fall. Wenn ihre Probleme mit dem Autoimmunsystem nicht dagegensprechen, ist sie als Organspenderin vorgesehen. Die Anfrage kommt voraussichtlich innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden.«
    Christopher schüttelte den Kopf und stöhnte. »Nein. Nein. Das kann einfach nicht sein.«
    Mein Schwiegervater starrte mich ungläubig an. »Tust du denn gar nichts dagegen? Willst du sie nicht retten?«
    »Hank, ich kann es nicht. Niemand kann es.«
    »Aber manchmal wachen Menschen doch aus dem Koma auf«, erklärte Hank so sicher, dass es fast unwiderlegbar klang.
    »Bei ihr wird das nicht geschehen. Sie liegt nicht eigentlich im Koma. Ein Koma ist die Folge von eher lokal begrenzten Verletzungen. Die können natürlich auch gefährlich sein, aber Elle hat eine viel schwerwiegendere Kopfverletzung davongetragen.« Meine Stimme stockte. Meine Mutter nahm meine Hand und hielt sie fest. »So würde Elle ohnehin nicht mehr leben wollen«, fuhr ich fort. »Fast alle Hirnregionen sind in Mitleidenschaft gezogen.«
    »Du willst aufgeben?« Hank schlug mit der Faust auf die Armlehne seines Stuhls. »Das lasse ich nicht zu!«
    Ich starrte an die Decke. »Mit Aufgeben hat das nichts zu tun. Und es ist nichts, was wir erlauben oder nicht erlauben können. Ich wollte, es wäre so. Ich werde jetzt zu ihr gehen. Falls einer von euch sich noch von ihr verabschieden möchte, bitte ich um eine halbe Stunde Geduld, bis die Schwestern mit der Versorgung fertig sind.«
    »Mein Gott!« Christopher zitterte, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen. Seine Frau legte den Arm um ihn.
    Als ich mich zum Gehen wandte, sprang Hank auf und versperrte mir den Weg. »Auf keinen Fall lässt du meine Tochter sterben. Und wenn ich vor Gericht gehen muss!«
    Ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschlängeln, doch er stieß mich gegen die Wand. Sein Atem roch nach Whisky. Wie zum Teufel hatte er sich in der Klinik Sprit besorgen können? Und was noch viel wichtiger war – seit wann trank er wieder? Soviel ich wusste, war er mindestens zwanzig Jahre lang trocken geblieben. Doch das spielte jetzt keine Rolle. Ich wusste nicht, wann er wieder mit der Sauferei angefangen hatte, und es war mir auch herzlich egal.
    Ich ergriff seine Handgelenke und riss sie von meinen Schultern. »Ich lasse sie gar nichts. Wenn ich irgendetwas tun könnte, würde ich es tun. Ich liebe Elle, aber in der Sekunde, als sie stürzte, war schon alles zu spät. Und dass sie nicht sterben wollte wie ihre Mutter, das weißt du ganz genau.«
    Meine Mutter stellte sich zwischen uns wie ein Schiedsrichter beim Preisboxen. »Schluss jetzt, Hank. Setz dich. Matt hat recht. Elle hat schon vor vielen Jahren eine Patientenverfügung gemacht. Nachdem Alice gestorben und Elle achtzehn geworden war.«
    Mom hatte immer schon eine rasche Auffassungsgabe, undwas sie sagte, klang wie die reine Wahrheit. Tatsächlich aber war es ihrer Fantasie entsprungen. Zwar war Elle immer der Ansicht gewesen, dass ihr Vater nicht die richtigen Konsequenzen aus der Krankheit ihrer Mutter gezogen hatte, aber von einer rechtsgültigen Patientenverfügung hätte ich auf jeden Fall gewusst. Trotzdem war ich Mom für ihren Einwurf dankbar.
    Meine Mutter schnüffelte. »Himmel, Hank, hast du wieder getrunken?«, fragte sie erschrocken.
    Er schüttelte den Kopf. »Nur einen.«
    In Moms Augen zeigte sich etwas wie Mitleid oder Ärger – genau konnte ich es nicht sagen. Sie wandte sich ab.
    »Dad!« Christopher war entsetzt. »Was soll denn das? Ruf deinen Sponsor bei den Anonymen Alkoholikern an. Du musst wieder zum Meeting.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte ich Elle in Christophers Augen. So hatte auch sie immer versucht, ihren Vater unter Kontrolle zu halten. Aber der Eindruck verschwand so schnell, wie er gekommen war. Hank griff nach seinem Jackett und rannte an seinem Sohn vorbei. Christopher zog sich zurück und wurde wieder zu dem kindlichen Mann, der sich an seine Frau klammerte. Ich fragte mich, ob er ohne Elles tatkräftige Unterstützung überleben konnte.
    Und ich fragte mich, ob ich es konnte.
    Auch wenn keine Schwestern in Elles Zimmer waren, konnten sie dank einer Glaswand zum Schwesternzimmer den Raum überwachen. In der Vergangenheit hatte ich von meiner Warte als Arzt aus die Räume der Intensivstation immer mit Aquarien verglichen. Jetzt bekam der Vergleich eine

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