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Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Titel: Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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Besteigung zu beginnen. Niemand bemerkte mich und vermissen würde man mich erst später. Ich öffnete die Scheunentür und schlüpfte in die Scheunenhalle. Da waren sie! Meine Kohleberge! Groß, dunkel und geheimnisvoll. Dann ging es los. Und es war schwer! Ich tat ein paar Schritte nach oben und rutschte wieder ab. Die Eierkohlestückchen kullerten, ich verlor das Gleichgewicht, fand es wieder, tat einen neuen Schritt, rutsche wieder ab, wurde schmutzig, atemlos, der Staub flirrte im Sonnenlicht, ich schnaufte, kämpfte, kam dem Ziel immer näher und erreichte es ohne Sauerstoffmaske und Basislager. Ein Rauf und Runter, ein Rutschen und Mühen. Aber: Ich hatte den Gipfel erklommen! Und da stand ich nun. Stolz, schmutzig, glücklich. Mit roten Wangen und leuchtenden Augen genoss ich meinen Sieg. Ganz allein und nur mit mir. Durch die Ritzen des Scheunentors konnte ich nach draußen, auf die Straße sehen. In der mittäglichen Sonne gingen die Menschen spazieren und ahnten nicht, dass nur wenige Meter von ihnen entfernt eine Heldin geboren worden war!
    Was für eine Geschichte – ich könnte ganz rührselig werden. Allerdings, unter dem Erfolgsneonlicht betrachtet, sieht mein Muster nicht mehr ganz so lustig aus.
    Die einzelnen Zutaten meines Erfolgs:
    ) Ich gehe allein.
    ) Ich suche mir ständig neue Kohleberge.
    ) Ich falle.
    ) Ich stehe auf.
    ) Ich motiviere mich allein.
    ) Ich brauche kein Lob.
    ) Ich kann mich selbst begeistern und alleine freuen.
    ) Die Berge sind mühsam.
    ) Und dieser Kohlenstaub …

    Als ich das erkannte, fragte ich mich verblüfft: Kann ich Ziele nicht auch einfacher erreichen? »Wie du das gemacht hast, ist ja vielleicht interessant!«, meinte meine Freundin Margit Schönberger, die auch Autorin und Literaturagentin ist. Sie nippte genüsslich an ihrem Wein. »Für mich wäre das zu anstrengend gewesen. Mein erstes Erfolgserlebnis hatte ich auch als kleines Kind. Meine Großeltern hatten einen Hof. Eines Tages setzte mich mein Großvater auf den Rücken des Ackergauls und führte mich über den Hof. Ich fühlte mich wie eine Königin! Als könnte ich alles schaffen. Dabei hatte ich gar nichts selbst geschafft. Nicht mal auf das Pferd war ich allein hochgekommen! Mein erstes Erfolgserlebnis kam einfach auf mich zu. Es wurde mir geschenkt. Und so ist es geblieben. Der Erfolg kommt, und ich setzte mich auf seinen breiten Rücken.«
    Wie bitte? So leicht konnte man sich also auch eine Strategie entwerfen. So wie ich an die mühsamen Kohleberge glaubte, vertraute Margit auf den breiten Rücken des Erfolgs. Und es funktionierte! Bei ihr wie bei mir. Nur, dass ich die Atemlosere von uns beiden war. Gleich an diesem Abend fütterte ich mich mit neuen Bildern. Denke ich nun an Erfolg, dann beschwöre ich nicht mehr meine Kohleberge herauf, sondern sehe, wie Margit und ich stolz auf dem breiten Rücken eines Ackergauls sitzen.
    Wann haben Sie zum ersten Mal jenes Gefühl gespürt, das ich auf dem Kohleberg erlebt habe? Was würden Sie noch heute mit einem lauten »Yes!« oder »Jawoll!« kommentieren? Spazieren Sie in Ihrem Leben zurück. Ein Jahr weiter und noch ein paar Monate und noch ein paar Tage zurück. Gehen Sie wirklich sehr weit in Ihre Kindheit zurück. Wenn Sie sich an Erlebnisse aus der Pubertät erinnern, erkunden Sie, ob es vor diesem Zeitpunkt noch ein weiteres Erfolgserlebnis gab. Wann war das erste Mal? Und vor allem: Wie war es?
    Schauen Sie sich die Bilder an, und zerlegen Sie diese in ihre Einzelteile. Welche Art der Motivation brauchten Sie dabei? Musste eventuell jemand dabei sein? Sind Sie eher ein Einzelkämpfer oder siegen Sie am liebsten mit einem Team? Darf Ihnen etwas geschenkt werden oder müssen Sie sich plagen?
    Spüren Sie in sich hinein und betrachten Sie die Bilder. Haben Sie etwas entdeckt? Dann malen oder schreiben Sie diese Geschichte auf. Sie haben nun ein oder das Grundmuster Ihres Erfolgs.
    Gefällt Ihnen Ihr Erfolgsmuster? Oder ist ab jetzt etwas Neues dran? Erfolgsmuster lassen sich verändern! Doch erst, wenn Sie das Rezept Ihres Erfolgs durchschauen, können Sie es ändern, variieren oder – wie bei Margit – so lassen, wie es ist. Denn immerhin: Es führte schließlich zum Erfolg. So gesehen ist eine Menge Gutes an Ihrem bisherigen Rezept. Vielleicht können einzelne Teile erhalten und die übrigen zu einem neuen Rezept zusammengefügt werden? Dies entscheiden Sie, denn Sie sind die Herrin oder der Herr über Ihr Leben und damit auch über Ihren

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