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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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ich mir ein unechtes Lächeln abringen und ein paar
    Dankesworte murmeln.
    Anscheinend hielt er meine Verwirrung für die Folge der
    angenehmen Überraschung. Jetzt sollte ich zunächst zu meiner
    Einheit zurückkehren, auf den Überstellungsbefehl und die
    notwendigen Entlassungspapiere warten und mich von allen
    verabschieden.
    Die russischen Gefangenen bedauerten meine überstürzte
    Abreise aufrichtig. Die Einheit 722 gab mir als Wegzehrung
    mehrere Flaschen alten Likörs und einen hervorragenden fran-
    zösischen Cognac mit. In Taununs, wo sich meine Einheit
    ausruhte und die entscheidende Frühjahrsoffensive vorberei-
    tete, erhielt ich ein militärisches Führungszeugnis, das vom
    Adjutanten des Divisionskommandeurs, von Oberstleutnant
    Becker unterzeichnet war. Der Inhalt des Zeugnisses erstaunte
    mich; ich werde die Absicht, die ihm zugrundelag, wohl nie
    erraten. Handelte es sich um einen bloßen Irrtum, oder wol te
    man mir ganz bewußt helfen? Ich stellte keine Fragen. Als
    mich die Deutschen gefangennahmen, hatte ich erklärt, daß
    all meine deutschen Papiere bei einem deutschen Artillerie-
    beschuß vernichtet worden seien und ich mich außerstande
    sähe, meine Identität zu beweisen. Auf dem Dokument, das
    man mir aushändigte, stand schwarz auf weiß: »Wir bestätigen,
    daß der Volksdeutsche Josef Perjell infolge eines russischen
    Artillerieangriffs sämtlicher Ausweispapiere verlustig ging.«
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    Aus diesem Satz ging hervor, daß ich ihnen meine arischen
    Ausweispapiere gegeben und sie erst danach verloren hatte.
    Man konnte ihre Echtheit folglich nicht anzweifeln. Weiter-
    hin bescheinigte das Dokument meine beispielhafte Führung,
    meinen Scharfsinn und meine Tapferkeit an der Front. Ferner
    wurden die zuständigen Stellen gebeten, mir bei der Einglie-
    derung in meinen neuen Wohnort behilflich zu sein.
    Es war augenfällig, daß eine derartige militärische Be-
    scheinigung mehr wert war als alles andere. In der Folgezeit
    fühlte ich mich dank der Respektbezeugungen und der Ach-
    tung derer, die dieses Zeugnis zu Gesicht bekamen, wohler
    in meiner Haut.
    Unterdessen hatte mir der Offizier, der den Oberbefehl
    über die Stadt Reval hatte, das Eintreffen der Reisebegleiterin
    mitgeteilt, die mich in mein ›Vaterland‹ bringen sollte.
    Die Würfel waren gefal en. Ich mußte die Männer verlassen,
    denen ich mich eng angeschlossen hatte. Ihrer herzlichen Art
    wegen, die sie mir gegenüber an den Tag legten, hatte ich
    zwar gelernt, sie zu mögen, innerlich aber haßte und fürchtete
    ich sie, weil sie Wehrmachtssoldaten waren und Verbrechen
    begingen. Hauptmann von Münchow empfing mich zu einer
    letzten Unterredung, bei der ich ihm versprechen mußte, mit
    seiner Frau brieflich in Verbindung zu bleiben. Er bat mich,
    ihn schnell meinen Wohnort wissen zu lassen und wünschte
    mir gute Reise.
    Wie hatte ich es nur zuwege gebracht, mehr als ein Jahr in
    einer Einheit der deutschen Wehrmacht zu leben, die für ihre
    äußerste Strenge, ihre Zucht und ihre peinlichen Vorschriften
    bekannt war? Niemand hatte versucht, meine wahre Herkunft
    zu ergründen oder hatte auch nur einen Zweifel angemeldet,
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    niemand hatte nach meinen Originalpapieren (meine »Heimat-
    stadt« Grodno lag ganz in der Nähe) oder nach den Motiven
    gefragt, warum ich mich dem Strom der Flüchtlinge ange-
    schlossen hatte, die vor dem deutschen Durchbruch das Weite
    gesucht hatten. Warum hatte man mir keine Fragen gestellt,
    mich nicht verdächtigt, hatte keine Ermittlungen ausgelöst?
    Notgedrungen fand ich mich im Büro des Militärgouverneurs
    der Stadt ein, wo ich der Sekretärin der Eingliederungsbe-
    hörde des Reichsjugendamtes von Berlin begegnete. Sie war
    etwa fünfunddreißig Jahre alt, blond, attraktiv und in eine
    schöne, beigefarbene Uniform gekleidet. Auf ihrem breit-
    krempigen Hut prangte deutlich sichtbar ein Hakenkreuz,
    und auf ihrem Mantel trug sie mehrere Parteiabzeichen. Ich
    verspürte ein ärgerliches Ziehen im Bauch. Ich übergab ihr
    mein militärisches Führungszeugnis, das ihre Bewunderung
    hervorrief. Eine Mauer war gefallen, und wir wurden sofort
    vertraut miteinander. Ich hörte sie den Zweck ihrer Mission
    erklären, doch verstand ich in meiner Verwirrung nur die
    Hälfte. Wir verabredeten uns, um für mich Zivilkleidung
    und einige persönliche Dinge einzukaufen.
    Am nächsten Tag setzten wir uns ohne weitere Formalitäten
    in einen komfortablen Reisezug, der Soldaten auf Frontur-
    laub in

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