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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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worden sei und
    es ein Vorrecht bedeute, zu den Schülern dieser einzigartigen
    Schule zu zählen.
    Die Fassade des Heims Nr. 7 machte großen Eindruck
    auf mich. Die pompöse Eingangshalle wurde als Lesesaal
    genutzt. Auf den viereckigen Tischen lagen verschiedene
    Zeitungen aus, in den Regalen an den Wänden standen
    zahllose Bücher. Das Büro des Heimführers befand sich an
    der Kopfseite der Halle, rechts verlief ein breiter Flur, von
    dem die Zimmer abgingen. Dieser Flur wiederum mündete
    in die Waschräume und Toiletten. Links vom Lesesaal führte
    eine Treppe in das zweite Geschoß. An einer Wand fiel auf
    einem in Fraktur geschriebenen Plakat Hitlers Ermahnung
    der deutschen Jugend auf: »Sei hart wie Krupp-Stahl, zäh
    wie Leder und flink wie ein Windhund!« Der Heimführer
    zeigte mir mein Zimmer, riet mir, mich einzurichten, mich
    etwas auszuruhen und dann in seine Kanzlei zu kommen.
    Mein Zimmer war das zweite von rechts. Zwei Betten, zwei
    Schränke, zwei Schreibtische und Stühle möblierten es. Ge-
    bäude und Zimmer waren leer zu dieser Stunde. An der
    Wand über meinem Bett belehrte mich ein Spruch über
    »die Reinheit des germanischen Blutes«, die hauptsächlich
    auf dem Land bewahrt werden würde.
    Das Zimmer war geräumig und funktional. Ich legte mei-
    ne Sachen in eine Ecke, schloß die Augen und atmete erst
    einmal durch. In der bedrückenden Stille hörte ich meinen
    Herzschlag.
    »Oh Allmächtiger, was soll werden? Welche Art Überleben
    hältst du für mich bereit? Soll ich lachen oder weinen? Nein,
    weinen gewiß nicht, nur Mut brauche ich, Mut! Jedenfalls
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    muß ich das Schloimele in mir vergessen und anfangen, ein
    Hitlerjunge, ein echter Josef zu werden.«
    Ich machte mich ans Einräumen. Völlig ruhig packte ich
    meine Sachen aus und legte sie in peinlicher Ordnung in
    den leeren Schrank. Nur meine Flasche französischen Co-
    gnac nicht, denn die wollte ich dem Heimführer schenken.
    Ich wußte, daß alkoholische Getränke, und besonders von
    solcher Qualität, hier kaum erschwinglich waren; diese Geste
    würde mir sicher seine Achtung verschaffen und mir bei der
    Eingewöhnung helfen.
    Ich setzte mich einen Augenblick auf das Bett, ich wollte
    mich kurz ausruhen und sammeln. Plötzlich veranlaßte mich
    heftige Neugierde, einen Blick in die Waschräume und Toi-
    letten zu werfen. Natürlich war mir bewußt, daß ich mich
    nicht mit meinen Mitschülern duschen, daß niemand meine
    Beschneidung entdecken durfte. Bei diesem Gedanken er-
    schauerte ich. Ich wollte die Örtlichkeiten inspizieren, bevor
    meine Kameraden und Zimmergenossen zurückkehrten.
    Ich wurde angenehm überrascht. Meine Befürchtungen
    erwiesen sich als übertrieben. Die einzelnen Duschen waren
    durch dicke Milchglasscheiben voneinander getrennt. Beru-
    higend. Der Umkleideraum dagegen gefiel mir weniger. Ich
    würde mich mit den anderen zusammen aus- und anziehen
    müssen. Also überlegte ich, wie ich die Gefahr am geschick-
    testen abwenden könnte. Die Toiletten entsprachen meinen
    Vorstellungen und stellten aller Wahrscheinlichkeit nach kein
    Hindernis dar.
    Ich ging hinein und verriegelte die Tür hinter mir. Al es war
    sauber und glänzte wie nagelneu. An einer Wand hatte man
    versucht, Goethe zu zitieren: »Laß dich nicht aus der Ruhe
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    bringen, denk an den Spruch von Götz von Berlichingen: ›…
    und dem König richtet aus, am Arsche soll er mich lecken!‹«
    Ich las diesen deutlichen Satz nochmals und beschloß, als
    ich wieder in den Flur hinaustrat, es von nun an ebenso zu
    halten, und meine gute Laune in diesem Augenblick ließ mich
    wünschen, die anderen möchten es mir gleichtun.
    In meinem kurzen Leben hatte ich bereits eines gelernt: mich
    anzupassen und unvermutete Schwierigkeiten zu überwinden.
    Ich hatte das Gefühl, daß wenn es mir schon gelungen war,
    mich für einen »tapferen Frontkämpfer« auszugeben, ich auch
    imstande wäre, das Problem der Beschneidung zu lösen und
    als makelloses Mitglied der Hitlerjugend zu gelten.
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück und bereitete mich auf
    die Unterredung mit dem Heimführer vor. Ich ließ meinen
    Lebenslauf noch einmal Revue passieren, würzte ihn mit einer
    Mischung aus Wahrheit und originellen Lügen. Dann ergriff
    ich die Flasche Cognac und machte mich auf den Weg zur
    Kanzlei des Heimführers Karl R. Schon im Korridor hörte
    ich Lachen. Man schien aufgeräumter Stimmung zu sein. Ich
    verharrte einen Augenblick, um etwas

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