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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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aufzuschnappen und
    mich zu wappnen. Ich wußte, daß ich jetzt vor meinen di-
    rekten Vorgesetzten, aber auch vor Unbekannte treten würde,
    die mir instinktiv gefährlich vorkamen.
    Ich nahm die Flasche in die linke Hand, um die rechte für
    den Gruß freizuhaben, und klopfte an. Als ich ›jawohl‹ hörte,
    ging ich selbstsicher hinein. Ich grüßte vorschriftsmäßig und
    sagte, nachdem ich den Arm gesenkt und mit stolzem Lächeln
    auf die Flasche gewiesen hatte: »Das ist ein ausgezeichneter
    französischer Cognac, ein Geschenk meines Frontregiments!«
    »Um Gottes willen«, sagte der Heimführer, »das muß sofort
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    verschwinden. Du solltest wissen, daß in unserer Bewegung
    Alkohol und Rauchen absolut verboten sind. Der Führer , unser
    höchstes Vorbild, trinkt nicht und raucht nicht.« Ich überspielte
    meine Verblüffung rasch mit einem beschämten Lächeln und
    stel te die so verschmähte Flasche in eine Zimmerecke. Hinter
    mir flüsterte jemand: »Na, so schlimm ist das auch nicht, ich
    habe gehört, er war Soldat.«
    Der Heimführer bat mich, Platz zu nehmen. Vor mir saßen
    noch andere Heimleiter. Als ich das Zimmer betreten hatte,
    hatten sie ihre laute Unterhaltung unterbrochen und mich an-
    gestarrt. Ihre braunen Uniformen und die tadel osen schwarzen
    Krawatten zierten verschiedene Sport- und Parteiabzeichen.
    Die breite schwarze Armbinde mit dem großen Hakenkreuz
    fesselte meine Aufmerksamkeit besonders. Es gelang mir, ei-
    nen kühlen Kopf zu bewahren, und niemandem fiel meine
    Angst auf, die jetzt noch schrecklicher war als ehedem, als
    ich es mit hohen Wehrmachtsoffizieren zu tun hatte. Es war
    offensichtlich, daß diese Leute hier grenzenloses Vertrauen
    in die Richtigkeit ihrer Ideologie hatten, in deren Namen sie
    unaufhörlich Verbrechen an der Menschheit begingen. Diese
    Verbrechen hielten sie für patriotische Aufgaben im Interesse
    ›Großdeutschlands‹.
    Der Heimführer ergriff das Wort und verkündete der
    Runde, daß ich der Volksdeutsche sei, von dem sie soeben
    gesprochen hätten, und daß ich ihnen von der Wehrmacht
    geschickt worden sei. Es hagelte sogleich Fragen. Meine klaren
    Antworten überzeugten. Natürlich sprach ich nicht von dem
    Zynismus, der sich vor meiner Abreise unter den Soldaten
    breit zu machen begonnen hatte: »Es ist zum Kotzen, Herr
    Major, die ganze Front steht schief!« Ich sagte auch nichts
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    von den ersten sichtbaren Zeichen, die auf das Scheitern des
    Blitzkrieges hindeuteten. Hier bestaunten sie alle noch immer
    rückhaltlos das strategische Genie des Führers . Diese Verblen-
    dung sollte bis zum Ende des Krieges im Mai 1945 anhalten,
    auch die furchtbare Niederlage von Stalingrad änderte daran
    nichts. Meine Schutzmechanismen hatten jedenfalls einmal
    wieder reibungslos funktioniert.
    Salomon alias Jupp, der Soldat, alias Josef, der Hitlerjunge,
    hatte eine ideale Tarnung gefunden, unter der er in Sicher-
    heit lebte. Doch wie lange? Konnte man ewig so leben, mit
    einer geliehenen Identität, ohne Ausweispapiere und mit einer
    Beschneidung, während dieses Regime – bis zum Wahnsinn
    – alles aufbot, um jegliches Fremde von diesem Volk fernzu-
    halten, über das es totalitär herrschte?
    Ich wurde zwischen zwei widersprüchlichen Empfindungen
    und Reaktionen hin- und hergerissen: Die eine warnte mich
    unablässig vor der ungeheuren Gefahr, in der ich schwebte,
    die andere beschwichtigte und verharmloste mein Entsetzen
    bis zur Verschleierung und zum völligen Vergessen. Im all-
    gemeinen behielt die zweite die Oberhand.
    Wir unterhielten uns noch eine gute Weile. Nach meiner
    eingehenden Schilderung der Ereignisse an der Ostfront ver-
    ließen die anderen den Raum und kehrten an ihre Arbeit
    zurück. Ich blieb al ein mit dem Heimführer. Und da geschah
    etwas Überraschendes: »So, Josef, jetzt trinken wir ein Glas
    von deinem Cognac, wie es sich für zwei alte Frontkämpfer
    gehört.« Er holte zwei Gläser und eine Schachtel Kekse hervor.
    Verdutzt über diesen jähen Sinneswandel, nahm ich die Fla-
    sche aus der Ecke und goß uns beiden ein. Wir tranken auf
    unsere Gesundheit. Dies ließ auf ein gutes Einvernehmen in
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    der Zukunft schließen, und fortan verband uns ein Geheim-
    nis; denn niemand durfte Wind davon bekommen, daß wir
    in einer Vorzeigeschule der Hitlerjugend Alkohol getrunken
    hatten. Und da ich vor ihm und den anderen mein Leben
    ausgebreitet hatte, erzählte er mir auch einiges von sich. Karl
    war bis vor kurzem

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