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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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Triumph des Lebens. Wir begrüßten uns herzlich. Die
    Stunde der Wahrheit war gekommen. »Otto, hör jetzt zu! Ich
    will dir mein Geheimnis verraten. Ich war nie Deutscher, ich
    bin von Kopf bis Fuß Jude.« Peinliches Schweigen entstand.
    Otto wurde bleich und fragte, wie ich das alles fertiggebracht
    hätte. Er verdrängte seine anderen Gefühle und schien äu-
    ßerlich völlig ruhig.
    Ich erzählte ihm alles. Als ich geendet hatte, schaute er
    mich bestürzt an und sagte: »Ja, ich gebe es zu, man hat
    uns getäuscht. Das Drama ist, daß sich die Bevölkerung,
    allen voran die Jugend, von der Propaganda der Obrigkeit
    so leicht hinters Licht führen läßt und fest an die Aufrich-
    tigkeit des eigenen Landes glaubt.« Seine Naivität machte
    mich stumm. Ich hatte kein Mitleid mit ihm. Wir saßen
    längere Zeit zusammen, schließlich gab es viel zu erzählen.
    Und dann lud ich ihn ein, mit mir zu meinem Bruder zu
    kommen. Er zögerte eine Weile – verständlicherweise, denn
    ich sagte ihm, auf welchen Kreis er dort treffen würde. Er
    stimmte trotzdem zu.
    Am darauffolgenden Sonntag gingen wir zu Isaak und seiner
    Frau Mira. Sie hatte aus diesem Anlaß einen traditionellen
    Käsekuchen gebacken.
    Eingeladen war derselbe Kreis, der zuvor noch an meiner
    Geschichte gezweifelt hatte. Otto und ich berichteten von
    unseren gemeinsamen Erlebnissen als Hitlerjungen und be-
    seitigten damit die letzten Zweifel an der Wahrheit meiner
    Schilderungen. Umgekehrt wurde Otto hier endgültig bestätigt,
    daß ich ein Jude bin.
    In unserem HJ-Heim bekamen wir alle vierzehn Tage
    Ausgang. Meistens nutzten wir ihn, um in einer Bierstube
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    Kartoffelpüree mit Gemüse zu essen – das einzige, was ohne
    Lebensmittelmarken möglich war – und ein Bier zu trinken.
    An diesen Abenden schloß sich uns gewöhnlich ein hüb-
    sches BDM-Mädchen an, das viele Liebhaber hatte, auch aus
    unserer Gruppe.
    Als es eines Tages hieß, daß einige von ihnen zu gewissen
    ärztlichen Untersuchungen vorgeladen worden seien, versetzte
    mir das einen gehörigen Schrecken. Sie sollte sich, so wurde
    gemunkelt, einen Tripper zugezogen und einige Jungen an-
    gesteckt haben.
    Ein ungeheuerlicher Skandal! Unsere Hochburg der »Rein-
    heit und Ehre« geriet in helle Aufregung. Ich hatte mich mit
    dem Mädel zwar nicht vergnügt, aber die Furcht, daß alle,
    mit denen sie sich getroffen hatte, vorgeladen werden könnten,
    fraß an mir. Auf keinen Fall durfte es dazu kommen, denn
    dann hätte es keine Chance mehr gegeben, mein Geschlecht zu
    verbergen. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt.
    Doch allmählich flatterten die Vorladungen seltener ins Haus
    und hörten schließlich ganz auf. Mein Name befand sich nicht
    auf der Liste! Ich atmete auf. Die Tage bangen Wartens waren
    verstrichen, und der Alpdruck des nahen Endes wich von mir.
    Es war im Dezember 1943. Die Weihnachtsferien standen
    vor der Tür. Eines abends saß ich im Lesesaal und suchte
    mir Unterlagen für ein Gespräch mit einer soeben bei uns
    eingetroffenen Gruppe von Vierzehnjährigen zusammen. Als
    Scharführer wurde mir die Verantwortung für die Gruppe
    übertragen. Ich sol te den Jungen etwas über die Herausbildung
    des Stolzes und die Bedeutung der deutschen Bauernschaft
    vortragen, die das Blut und die Rasse »rein erhielt«. Ich ver-
    tiefte mich mit dem angemessenen Ernst in die umfangreich
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    vorhandene Literatur. Ich war seit jeher wißbegierig gewesen.
    Trotz der völlig unpassenden Rolle, die ich spielen mußte,
    erfüllte ich meine Aufgabe freudig und gab mein Bestes. Ich
    war als Jupp überzeugend. Die Jungen meiner Gruppe moch-
    ten mich und hatten Respekt vor mir. Der Nimbus eines
    »alten Veteranen«, der in einer Panzerdivision gekämpft hatte,
    umgab mich. Ihre Gehirne waren bereits unrettbar vernebelt
    und manipuliert. Ich kannte die Gedankengänge, ich wußte,
    welcher Wind hier wehte, daher fiel es mir leicht, Vorträge
    im nationalsozialistischen Geist zu verfassen.
    Ich saß also an jenem Abend ruhig im Lesesaal und baute
    meinen Vortrag auf. Da hörte ich die halblaute Unterhaltung
    einiger am Nebentisch sitzender Kameraden. Ich verstand,
    daß sie bereits ihre Urlaubsscheine für Weihnachten und ihre
    Eisenbahnfahrkarten erhalten hatten. Sie schienen sich auf das
    baldige Wiedersehen mit ihren Familien zu freuen. Das »bei
    meinen Eltern« klang mir beständig in den Ohren und wurde
    immer lauter. Mich überlief es heiß. Meine trockenen

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