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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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Begeisterung.
    Ich freute mich, auf recht ungewöhnliche Weise eine junge
    Seele getroffen zu haben, und war froh über die sich anbah-
    nende Beziehung. Dies war eine kleine farbenprächtige Oase
    inmitten der menschlichen Ödnis, die mich umgab, ein kleines
    Fest inmitten des Dramas, das sich in den letzten Tagen vor
    meinen Augen abgespielt hatte – und in gewisser Hinsicht
    die Verdrängung der schaurigen Eindrücke, die in mir jede
    Sensibilität und Hoffnung abzutöten drohten.
    Wir setzten unser Gespräch fort, unterhielten uns fröhlich
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    und mit einem Anflug von Flirt. Ich hatte ein Bedürfnis
    nach Freude, vielleicht weil mein Geist nach anderen Gefüh-
    len lechzte, um das Grauen zu kompensieren, mit dem ich
    konfrontiert worden war. Die tragischen Ereignisse und der
    Anblick des Todes in diesen Ferien hatten meine Lebenslust
    nicht gedämpft. War dies nicht ungeheuerlich?
    Bei Einbruch der Nacht verabschiedete ich mich von dem
    Mädchen und hastete in mein »Volkshotel«, die »Herberge zu
    den vier Himmelsrichtungen«, den Bahnhof Kaliszki. Wir
    hatten uns auf den folgenden Nachmittag verabredet, worüber
    ich mich freute.
    Ich hatte weiterhin nicht das Glück, auch nur einen ein-
    zigen Blick auf meine Eltern werfen zu können. Jupp aber
    hatte Erfolg, fast strahlenden Erfolg, ganz im Gegensatz zu
    dem untröstlichen Sally, der im Leid ertrank.
    Am nächsten Tag, nach der Durchquerung des Ghettos
    in der Straßenbahn, begab ich mich zum vereinbarten Treff-
    punkt. Das junge Mädchen war bereits da. Sie verhehlte nicht
    ihre Freude, mich wiederzusehen. Wieder machten wir einen
    langen Spaziergang bis zur Stadtgrenze. In einem günstigen
    Augenblick fanden sich unsere Hände. Ich fühlte, wie mein
    Blut schneller floß und ich wieder auflebte. Hände, die sich
    ineinander verschränken, können unterschiedlich gedeutet
    werden, sind Symbol für vieles. Diese sinnliche Berührung
    hat sich mir tief eingeprägt und ist unvergessen.
    Wir setzten unsere Unterhaltung vom Vortag fort, die ju-
    gendliche Begeisterung läßt zwischen Fremden schnell eine
    herzliche Beziehung entstehen. Die Welle der Symphatie, die
    mir da entgegenflutete, rührte mich, obwohl es sich von vorn-
    herein um ein Mißverständnis handelte. Hatte sie nicht gelernt,
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    den zu hassen, der ich in Wirklichkeit war? Und dennoch
    besänftigten ihre Gefühle meinen Kummer.
    Auf dem Rückweg erwartete mich eine Überraschung. Das
    Mädchen überwand eine leichte Scheu, nahm all ihren Mut
    zusammen und lud mich ein, die morgige Sylvesternacht bei
    ihr zu Hause zu feiern. Zuerst antwortete ich ausweichend,
    mir war nicht nach feiern zumute. Ich strebte aber auch nicht
    nach Enthaltsamkeit. Folglich nahm ich ihre Einladung, die
    mir wirklich herzlich erschien, an. Ich fragte nach der Adresse.
    Und was soll ich sagen? Mein Erstaunen war grenzenlos, als
    ich sie erwidern hörte: »Ich wohne ganz in der Nähe der Stel e,
    wo ich dich angesprochen habe, in dem großen Eckhaus in
    der Zakontnastraße 17.« Allmächtiger! Machten die Provoka-
    tionen des Lebens denn vor nichts halt? In das Haus meiner
    glücklichen, aber zerstörten Kindheit eingeladen zu werden!
    Dort zu essen und zu trinken und zu tanzen, wenn mich
    jede Fliese an Davids Lachen, Isaaks Liebe, Berthas Tangoun-
    terricht und vor allem an meine geliebten Eltern erinnerte?!
    Ich verheimlichte mir nicht, daß die Tatsache, daß ich feiern
    gehen wollte, dem gesunden Menschenverstand widersprach.
    Doch mein Wunsch, mich in einer Familie aufzuhalten und
    meine Bitterkeit etwas in den Hintergrund zu drängen, gaben
    den Ausschlag.
    Mir war noch nicht mitgeteilt worden, in welchem Stock
    und in welcher Wohnung ich mit dem Neuen Jahr 1944
    verabredet war. Die Vorstellung, es könnte sich um unsere
    beschlagnahmte Wohnung handeln, machte mich irre. Man
    stieß mich auf meine konkrete Vergangenheit, und ich hatte
    Furcht davor. Würde ich wie ein eingeladener, willkommener
    Fremder auf den Dielen meiner Erinnerungen umhergehen?
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    Ohne es zu wissen, diente das Mädchen als Brücke zwi-
    schen meiner Vergangenheit und mir. Sie ahnte nicht, welche
    Bedeutung ihre Einladung, der ich entgegenfieberte, für mich
    hatte. Ich hätte es mir nie verziehen, die Einladung zu dem
    Fest abgelehnt zu haben, sol te sie doch zu einer außergewöhn-
    lichen Reise in die Vergangenheit werden, zu einer Feier und
    zu einer Trauerstunde.
    Es würde eine Begegnung zwischen Jupp und Sally in all
    ihrer

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