Ich war nur kurz bei Paul
wieder lässig auf ihre Mofas. Ralf wollte sich umwenden um Julius zu helfen, doch Maik hatte seine behandschuhten Greifer nach ihm ausgestreckt und hielt ihn fest. »Wohin so eilig, Vollfrosch...? Also, was ist mit deinem Einstand, Ralf Jensen?«
»Lasst mich in Ruhe, ich weiß nichts von einem Einstand!« Ralf riss sich los und lief zu Julius, an dessen Stirn sich gerade ein kreisrunder roter Fleck bildete. Julius Blick verriet Schmerzen. Ralf half ihm auf und stützte ihn. Die Mofamotoren heulten wieder auf. Im Vorbeifahren rief Maik ihm drohend zu: »Na schön, wirst schon sehen, was du davon hast. Wir sehen uns wieder!« Dann war der Spuk vorbei.
Die beiden Freunde setzten sich auf eine der Bänke, die neben dem Kiosk standen. »Es tut mir Leid, Julius, dass ich dich da mit 'reingezogen hab.«
»Freunde stehen sich bei, oder nicht?«
»Julius hielt ihm seine Faust hin und Ralf boxte sie.
»Danke! Geht's wieder?«
»Eyh, Mann, mir dröhnt vielleicht die Birne, diese Misthaken, Tim und Ata! Ich weiß nicht einmal, wer von beiden das war. Sie haben ja kein Wort gesprochen.«
Ralf brachte seinen Kumpel zum Bus. »Das war nett von dir, dass du mich begleitet hast. Danke!«
»Schon gut, Mann! Ich hoffe nur, es gibt keinen weiteren Ärger. Bei diesem Maik weiß man nie, woran man ist. Er ist falsch wie eine Giftschlange. Stößt zu, wenn man nicht damit rechnet.«
»Was hätte ich ihm denn auch geben sollen? Das ist doch alles nur Quatsch! Oder meinst du, der wollte mich echt abziehen?«
»Ja, glaub schon! Nimm dich in Acht, lass ihn nicht dein gutes Handy sehen, und nimm nicht zuviel Geld mit in die Schule. Ich trau dem alles zu! Sind 'ne Menge Geschichten über ihn und seine Gang in Umlauf.« Der Bus kam, Julius drehte ihm beim Einsteigen noch einmal das Gesicht zu und feixte aufmunternd.
Scheiße, ihm tat das leid, dass Julius das Ding verpasst bekommen hatte. Aber was hätte er gegen die drei auch ausrichten können? Auf dem Nachhauseweg konnte er an nichts anderes denken als an Maik.
Vertieft in diese düsteren Gedanken, merkte er nicht einmal, dass er an der Bushaltestelle vorbeikam, an der er damals Paul und Karlchen zum ersten Mal getroffen hatte.
»He Ralf! Junge, bist du blind?« Überrascht blieb er stehen und wurde sofort tiefrot - er hatte Paul übersehen! Der saß doch tatsächlich dort auf der Bank und nuckelte an seinem Stumpen. »Oh, Entschuldige, Paul! Hab dich wirklich nicht gesehen. Wo ist Karlchen?« Ralf setzte sich neben ihn auf die Bank.
»Der fühlt sich heute nicht in Stimmung. Als ich ihn überreden wollte, 'ne Runde Fahrrad zu fahren, wollte er nicht. Er ist manchmal schon ein wenig halsstarrig, und ich lass ihn dann in Ruh; so'n Tier ist ja schließlich auch nur ein Mensch!« Paul griente mit schiefem Gesicht.
»Wir haben uns lang nicht gesehen. War was?«
»Nö! Außer, dass wir Ferien hatten. Da war ich die zwei Wochen über in Silberstedt, die alten Kumpels besuchen.«
»Na, und deinen Vater sicher auch, oder wo hast du gewohnt?«
»Ja klar, im Haus meines Erzeugers. Aber der hat ja nur seinen eigenen Kram im Kopf.«
»Klingt nicht wirklich begeistert! Waren die Ferien nicht schön?«
»Doch, schon, aber...«
»Was, aber?« Paul beugte sich interessiert vor. »War es nicht so, wie du es dir vorgestellt hattest?«
»Naja, wenn man wegzieht und einige Wochen vergangen sind, bis man sich wieder sieht und man auch nicht mehr mit denen zusammen in die Schule geht, ist man sich zuerst irgendwie fremd. Man weiß gar nicht, worüber man reden soll. Mein alter Freund, der Justin, der war am Anfang ganz komisch; später ging es dann etwas besser. Weiß nicht, was ich dem getan hab.«
»Ja, ja, so ist das manchmal. Aus den Augen aus dem Sinn!« Blauer Qualm umwehte Pauls Gesicht; Ralf musste husten. »Sollst mal sehen, du wirst hier auch neue Freunde finden - ist nur 'ne Frage der Zeit. Spätestens wenn du wieder im Fußballverein spielst, wirst du wieder jede Menge neuer Leute kennen lernen. Hast du denn in deiner neuen Klasse noch keine Kumpels gefunden, die für dich einstehen?«
»Oh ja, doch! Heute hat sich einer für mich eine Kopfnuss eingefangen. Der hat mich nicht allein gelassen, der Julius Kranz. Hätt' ich ihm gar nicht zugetraut.«
»Kopfnuss? Soso. Und habt ihr gewonnen?«
»Nö, das kann man nicht sagen, die waren ja auch zu
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