Ich weiß, ich war's (German Edition)
Milliarden Menschen in den nächsten hundert Jahren gestorben sind! Gesetzt den Fall, ich krepiere, werden wir uns mit dir an einen Tisch sitzen. Und in dieser Sitzung bitte ich alle, dieses Projekt für weitere fünf Jahre zu unterstützen. Dann können vielleicht keine neuen Gebäude gebaut werden, aber das, was da ist, kann weiter genutzt werden! Und wenn es doch geschlossen wird, warum auch immer, dann steht da immer noch dein Schulbau! Und der ist allein schon äußerlich tausendmal toller und für die Seele der Menschen heilsamer als der Schulbau neben dem Steinpark. Dann können die Leute umziehen und die schöneren Räume nutzen. Auch das ist doch eine Weiternutzung! Genauso das Theater. Sollte alles nicht funktionieren, dann schenken wir das Theater zehn Theaterleuten aus Burkina Faso. Und die Beamer kann die Universität haben, die Computer auch, was weiß ich …
Ich will nur sagen: Selbst wenn das Operndorf nicht klappen sollte – und es wird klappen!!!! da bin ich mir sehr sicher!!! –, selbst dann ist da kein Haufen Scheiße, der zurückbleibt, sondern etwas sehr Schönes und Edles, ein Hinweis auf Menschen, die einen Traum hatten! Ja, ich werde da plötzlich emotional, traurig, gerührt, pathetisch: Das Operndorf ist ein Traum! Und Träume sind Schäume, aber manchmal werden im Traum Entscheidungen getroffen, die einem im Leben weiterhelfen! Also lass niemanden von Langzeitwirkung reden. Was soll das sein? Wenn da nur 500 Kinder über drei Jahre diese Schule mit ihren Möglichkeiten besuchen können, dann haben sie so viele neue Dinge in sich entdeckt und für uns auf die Beine gestellt, dass das effektiver und langlebiger ist als ein einzelner blöder Opernabend! Darum geht es! Die Langzeitwirkung zeigt sich im Menschen, der sich selber zur Wirkung bringen darf!
Und wenn wir den Familien zeigen, wie sie deine Module in informellen Siedlungen als sicheres Haus nutzen können, dann ist das unsere Mustersiedlung! EINE MUSTERSIEDLUNG. Hier kann man wohnen und andere können gucken, wie man so was baut. Und vielleicht kosten sie dann nachher sogar 1500 Euro, weil es doch noch so was wie ein Klo gibt, damit nicht um das Operndorf herum geschissen wird! Vielleicht kann man auch zu vier Häusern immer ein Toilettenhäuschen plus drei Duschen in ein weiteres Modul unterbringen, ein sogenanntes Waschhaus.
Und kein Stilmischmasch, nur so kann es laufen. Andere bauen sicher schnell und funktional, aber ist es das, was wir wollen? Ja, natürlich, aber wir wollen auch die Seele und den Geist ansprechen. Wir wollen Afrika nicht immer nur auf einer kaputten Kochplatte präsentieren! Und die Langzeitwirkung kann nur am lebenden Menschen gemessen werden! Nicht am Geldfluss! Wir stellen da etwas auf die Beine, was das Ansehen Burkina Fasos weit über die Landesgrenzen verbessern wird! Ich sehe schon eine Buslinie, da steht oben über dem Fahrer auf dem Schild: OPERNDORF!
Ich hoffe, ich konnte dir meine Gefühle gut vermitteln. Wir lassen niemanden an unsere Seele! Und die Leute sollen uns helfen und mir bitte keine Angst machen! Liebe Grüße, dein Christoph!
(18. Januar 2010)
Die Operndorf-Seite im Netz wird übrigens einen Stacheldraht haben, da wird man nichts reinschreiben können. Wie ein Einmachglas, fest verschlossen. Ich bin nicht daran interessiert, herumschreibende Foren zu befüttern. Natürlich sollen Netzwerksysteme genutzt werden, aber das hirnlose Reinschwätzen wird hoffentlich ganz lieb auf der Strecke bleiben. Ich habe ja selbst erlebt, wie beschissen die Beurteilungsmechanismen um mich herum oft waren. Das war oft alles komplett vergiftet. Und nun ziehe ich die Schlüsse und will diese Einflüsse von außen ausschließen bzw. begrenzen. Alle dürfen zuschauen, aber keine Kommentare abgeben. Das Fernrohr ist nur zum Anschauen geöffnet, keine Nebengleise der Bewertung. Der Knirps, den ich da vor mir sehe in seiner Entwicklung, kann von mir nicht beschmutzt werden. Und das ist mehr, als in unserem Lebenskreis zu bekommen ist.
Die größte Sache wäre, dass wir hier in unserer Armut in Sachen Improvisationskunst mal denen zusehen, die die größten Improvisationskünstler sind. Und damit meine ich nicht irgendwelche abgehobene Kunstscheiße, sondern ganz existenziell die Frage des Überlebens. Zu überleben – das haben wir doch völlig verlernt. Wir wollen dem afrikanischen Kontinent helfen, dabei können wir uns selbst nicht helfen. Was soll dieser Quatsch? Wir jammern doch schon, wenn ein
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