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Ich weiß, ich war's (German Edition)

Ich weiß, ich war's (German Edition)

Titel: Ich weiß, ich war's (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Schlingensief , Aino Laberenz
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den kenne ich ganz gut.«
    Professor Wolfgang Längsfeld war ein Typ, der nur mit Cowboyhut und Sonnenbrille herumlief und damals Chef der Abteilung für Kino- und Fernsehfilm an der Filmhochschule war. Wim Wenders hat ihn tatsächlich angerufen und ich durfte dann auch vorbeikommen, um ihm meine Filme vorzuführen. Im Gang vor den Klassenräumen hat er sich die dann angeschaut, natürlich mit Sonnenbrille und Cowboyhut – und ist dann irgendwann eingeschlafen. Als er wieder aufwachte, hieß es nur: »Ja, sehr interessant, dann bewerben Sie sich ruhig noch mal.« Und was war? Ich wurde wieder abgelehnt. So ist es also gelaufen mit der Filmhochschule.
    Gott sei Dank hatte ich meinen Kreis um Thomas Meinecke. Der wohnte nämlich mit seiner damaligen Freundin auch in diesem Herz-Jesu-Haus in München und war eigentlich der Einzige, bei dem ich mich zu klingeln traute. Ich verstand mich blendend mit ihm. Und Thomas Meinecke war ja schon damals eine Instanz. Er hatte so einen Kreis von Philosophen und Kunststudenten um sich, die waren klug, die produzierten eine Avantgarde-Zeitschrift mit dem tollen Titel »Mode und Verzweiflung«, die waren wahnsinnig weit vorne – und ich dachte: »Wow, ich bin dabei, jetzt bin ich angekommen, ganz weit vorne. Scheiß auf den Mann mit dem Cowboyhut und der Sonnenbrille.« Ich glaube, da gab es erste Veränderungen in meinem Hirn, weil ich zum ersten Mal Leuten zuhörte, die nicht mainstreammäßig dachten und redeten, sondern Wahnsinnige waren. Jedenfalls durfte ich in diesem Zirkel dabeisitzen und auch mal einen Artikel in »Mode und Verzweiflung« schreiben. Das war irre, ich hatte keine Ahnung, aber ich fand’s toll. Außerdem hatte Meinecke diese Band gegründet, die »Freiwillige Selbstkontrolle« – deren erstes großes Konzert fand etwas außerhalb von München auf einem Bauernhof statt. Das Irre war, dass die Bandmitglieder in Bundeswehrklamotten aufgetreten sind. 1980, 81 mit einer Band in Bundeswehrklamotten auf die Bühne zu gehen, »Ab nach Indien!« oder: »Wir sind gesund und du bist krank« zu singen – das war der Wahnsinn. Was war das für eine Empörung! Heute müsste man wahrscheinlich gelb-blaue FDP-Krawatten tragen, um eine ähnliche Aufregung zu erzeugen.
    In diesem Kontext bin ich in München also unterwegs gewesen: Kino, Bavaria-Gelände, die Prostituierte mit dem Schal, der Penner, der nachts fluchend an seiner Tür rumschraubt, die Kanonenofen-Hitze in der Bude und morgens die Eiseskälte, unten Thomas Meinecke mit Hegel, Schopenhauer und Nietzsche, »Vier Kaiserlein«, meine eigene kleine Band, mit der wir manchmal als Vorprogramm der FSK auftreten konnten – das ist meine Ausbildung. Meine Mutter behauptet heute noch, dass meine Filme deshalb so komisch seien, weil ich in München in komische Verhältnisse geraten sei.

Zurück im Ruhrgebiet
    Irgendwann bin ich dann zurück ins Ruhrgebiet gezogen, 1982, glaube ich. Ich war frustriert, weil’s irgendwie nicht richtig losging mit dem Leben, ich wollte nach Hause, aber auf gar keinen Fall wieder nach Oberhausen. Also musste es Mülheim an der Ruhr sein. Die Stadt, die direkt an Oberhausen grenzt – das war die Lösung, fand ich. Außerdem hatte ich den Filmemacher Werner Nekes kennengelernt, der dort lebte und dessen Assistent ich wurde. Begegnet bin ich ihm in der Filmwerkstatt Essen-Borbeck. Nekes schnitt gerade seinen Film »Uliisses« und ich bearbeitete »Phantasus muss anders werden«, einen meiner ersten 16-mm-Kurzfilme. »Phantasus« ist eine 10-minütige Liebeserklärung, die mit den Bildern spielt, die man von Liebeserklärungen so im Kopf hat, also Rosen, Kniefall, feierliche Sätze usw. Aber ich wollte das anders erzählen, um auch mal den Druck, der in so einer Situation steckt, zu transportieren. Da sieht man jemanden, wie er sich total in Rage redet, mit einem Strauß Rosen rumfuchtelt, bis er völlig zerfleddert ist, in seinem hysterischen Liebeswahn eine Partizipialkonstruktion nach der anderen in die Welt schleudert und dabei immer lauter brüllt. Der Darsteller war ich selbst.
    Als Nekes den Film sah, fand er ihn blöd, zeigte mir aber trotzdem Ausschnitte seines »Uliisses«. Da war jede Filmtechnik auf den Kopf gestellt, Hunderte von unterschiedlichen Einzelbildern waren hintereinandermontiert. Und obwohl diese Montage in normaler Filmgeschwindigkeit lief, habe ich gesehen, dass Nekes selbst auf einer der Aufnahmen zu sehen war. Dass ich so schnell war, fand er toll. Wahrscheinlich

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