Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Hause kam. Aber das war ihr erst später eingefallen, das war blöd.
»Ich muss Barbie mehr anziehen, die friert. Du kannst so lange Ken leihen.«
»Wo sind denn seine Kleider?«, fragte Nina, aber erst nachdem Irene ihre Zimmertür geschlossen hatte. So war sie immer, sie redete nicht mit den Eltern, nur mit Irene.
Sie reichte Nina den Schuhkarton mit Kens Kleidern, Nina nahm jedes Stück vorsichtig heraus.
»Er hat nicht so viele wie Barbie.«
»Nein«, sagte Nina.
»Glaubst du, die sind ein Liebespaar?«, fragte sie.
»Nein«, sagte Nina und schaute sie an, sie sah plötzlich böse aus. »Die sind kein Liebespaar!«
»Glaub ich auch nicht. Er ist doch so langweilig. Barbie wünscht sich sicher einen ganz anderen Freund.«
»Sie braucht keinen Freund. Niemals.«
»Ich hab ihn zu Weihnachten bekommen. Ich hatte ihn mir gewünscht. Das bereue ich jetzt. Ich hätte lieber noch eine Barbie, eine mit dunkelbraunen Haaren. Dann hätte ich von jeder Sorte eine. Eine braune Barbie und eine blonde.«
»Und wir könnten jede mit einer Barbie spielen«, sagte Nina.
Nina hatte keine eigene Barbie. Sie hatte nicht einmal von ihren Großeltern eine bekommen. Die hatten ihr einen Glückstroll geschenkt, für den man Kleider machen konnte. Aber einen Glückstroll hatten alle Mädchen im vergangenen Jahr gehabt, nicht mehr jetzt! Außerdem hatte einer der Jungen ihn ihr in der Schule weggenommen und über den Zaun in den Garten der übellaunigen alten Leute geworfen. Die hassten Schulkinder, weil sie zwei große Bäume, die Goldregen hießen, hatten abholzen müssen. Die hatten zu dicht am Zaun gestanden und waren so giftig, dass Schulkinder sterbenskrank werden konnten, wenn sie daran knabberten. Deshalb wagte Nina nicht, sich ihren Glückstroll zurückzuholen.
Er trat auf den Balkon und stopfte sich seine gute Pfeife. Sidsel rauchte selbst nicht und fand, dass der Geruch sich in den Vorhängen festsetzte. Außerdem liebte er diesen ruhigen Moment allein auf dem Balkon, sonst war er fast nie allein, außer auf dem Klo.
Frau Larsen redete mit irgendwelchen Frauen auf dem Weg zum Laden, lachte laut und gestikulierte. Es war schade, dass Sidsel hier keine richtige Freundin hatte, sie traf sich nicht einmal mit den Frauen aus dem Treppenhaus. Sie sagte, das brauche sie nicht, sie grüßten einander, das reiche. Und wenn sie ihre Haare gemacht haben wollte, ging sie zu einer Friseuse, die ihren eigenen Salon beim Laden hatte. Sie wollte nicht zu Frau Larsen nach unten, sie fand, die klatschten dort zu viel, damit wollte sie nichts zu tun haben. Ihr fehle nichts, behauptete sie.
Er glaubte ihr. Sie wirkte immer so zufrieden und froh, und er kannte sie, sie verstellte sich nicht. Sich um ihren Haushalt zu kümmern, das wollte sie eben.
Eine Bande von Jungen kam johlend über die braune Rasenfläche gerannt. Er erkannte unter ihnen ein paar von dieser scheußlichen Familie aus Aufgang B. Er zog den Rauch in die Lunge und hielt ihn einige Sekunden fest, merkte, wie satt er war und wie schön jetzt ein Mittagsschläfchen gewesen wäre. Doch danach war er immer so träge und das hielt dann den ganzen Abend vor. Heute wollte er das nicht, wo er an einem neuen Buddelschiff arbeitete. An diesem Abend wollte er das Meer in der Flasche anbringen.
Sidsel kam auf den Balkon.
»Der Abwasch wäre erledigt. Kaffee?«
»Das wäre schön, meine Liebe.«
Sie legte nur ein paar kleine Kekse auf einen Teller, als sie den Kaffee holte. Sie waren beide satt, ein Stück Zucker wäre eigentlich mehr als genug gewesen. Am Vormittag hatte sie Brot gebacken,
da würden sie lieber ausgiebig zu Abend essen, so gegen acht, ehe Irene schlafen ging.
Sie blieben sitzen und schauten aus dem Küchenfenster.
»Bald wird der Rasen grün«, sagte sie.
»Ja, wir könnten an einem Wochenende mit dem Zug runterfahren«, sagte er. »Der Hof ist im Frühling so schön.«
»Meinst du wirklich?«, fragte sie. »Sie würden sich so freuen. Irene fehlt ihnen, weißt du.«
»Bald sind ja Schulferien.«
»Du fehlst mir im Sommer die ganze Woche, wenn Irene und ich auf dem Hof sind.«
»Das war schön gesagt.«
»Das weißt du doch, Holger, jetzt machst du Witze. Ich freue mich die ganze Zeit auf den Samstag. Jetzt ist Irene so groß, dass ich auch ein wenig in der Stadt sein will.«
»Ach? Nur du und ich allein hier zu Hause? Ich muss doch trotzdem den ganzen Tag arbeiten. Ohne Irene kann das ein bisschen wenig für dich sein.«
»Unsinn. Ich kann mich
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