Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
sonnen und es mir gemütlich machen. Außerdem habe ich Lust auf Bildweberei, ich habe mir in der Bibliothek ein Buch darüber ausgeliehen. Aber ich brauche einen großen Rahmen, im Buch ist ein Grundriss dafür.«
»Den besorge ich«, sagte er.
»Es sieht so spannend aus. Und dann wollte ich auf dem Hof die Wolle selbst färben, im Buch stehen Anleitungen, ich freue mich schon richtig.«
»Du könntest auch auf dem Hof weben.«
»Ich möchte lieber hier sein. Oder willst du vielleicht Strohwitwer sein?«
»Nein, aber ich beklage mich nicht, auch wenn es sehr oft Spiegelei gibt. Ich will nur nicht, dass du nur meinetwegen hierbleibst. Mein Mädel.«
»Es ist hier so hellhörig. Und Irene hat einen so leichten Schlaf«, sagte sie und sah ihn nicht an.
Er steckte ein Plätzchen in den Mund.
»Wirst du jetzt rot?«, fragte er und sah sie an.
»Ja«, antwortete sie und erwiderte seinen Blick. »Vielleicht könnten wir mit diesem fiesen Gummi aufhören. Können wir uns das nicht leisten? Ich habe noch alle Kindersachen von Irene.«
»Hm.«
Jetzt war es gesagt. Sie wusste, dass er sich einen Sohn wünschte, aber er hatte es jetzt seit zwei Jahren nicht mehr erwähnt.
»Hattest du aufgegeben?«, fragte sie und streichelte seinen Rücken.
»Ein bisschen«, sagte er und nickte. »Du hast doch dann all die Arbeit, und da …«
»Komm her.«
Sie legte die Arme um ihn, küsste ihn auf die Stirn und die Haare, er schlang sofort die Hände um ihre Taille und zog sie so fest an sich, dass die Stuhlbeine unter ihr über das Linoleum schrappten.
»Sidsel … du bist einfach nur …«
»Du auch. Mein feiner, feiner Mann …«
Herr Karlsen klopfte immer auf den Boden, wenn Nina nach oben kommen sollte. Jetzt klopfte er.
»Ich muss hoch.«
»Womit klopft er eigentlich?«
»Ich weiß nicht. Ich bin ja nicht dabei.«
»Nein … Möchtest du Ken leihen?«
»Geht das?«
»Ja, du kannst auch den Schuhkarton mit seinen anderen Kleidern leihen. Bis morgen.«
»Ich kann Ken in den Karton legen, wenn ich ihn hochtrage. Bis dann.«
»Bis dann.«
Sie war noch nie oben bei Nina gewesen, die durfte keinen Besuch mitbringen, nicht einmal in ihr Zimmer. Sie wusste nur, dass sie keinen Fernseher hatten und dass der Vater weißes Klopapier und weiße Lux-Seife kaufte. Nina hatte gesagt, sie warte darauf, dass ihr Vater eines Tages auf dem Heimweg von der Arbeit vergaß einzukaufen und dass er dann Nina mit Geld und einem Zettel losschickte. Und auf dem Zettel würde »Klopapier und Seife« stehen. Und dann würde sie beides in Rosa kaufen.
Ihre Eltern saßen am Küchentisch und tranken Kaffee, sie lächelten und sahen auf eine seltsame Weise froh aus, fast wie damals, als sie ihr erzählten, dass sie nach Trondheim ziehen würden, in eine neue Wohnung mit Wasserklosett und Dusche.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Was los ist?«, fragte die Mutter. »Wie meinst du …?«
»Ihr seht so komisch aus. Als ob es eine Überraschung gäbe.«
»Nicht doch, nicht doch, wir haben nur über etwas Lustiges gesprochen«, sagte der Vater.
»Ich habe Nina bis morgen Ken geliehen.«
»Das ist nett von dir«, sagte Mutter. »Nina braucht einfach alle, die nett zu ihr sind.«
»Das sind aber nicht sehr viele«, sagte sie.
»Die Lehrer sind doch sicher nett zu ihr.«
»Ich glaube schon. Ich bin ja nicht in ihrer Klasse. Ich weiß nur, dass sie sehr gut in Mathe ist.«
»Mathe?«, fragte der Vater.
»Rechnen«, sagte sie, so nannten die Erwachsenen das.
Sie hatte nie erzählt, dass Nina gehänselt wurde. Das hätte nichts gebracht. Die Schule ging die Eltern nichts an, da bestimmten
nur die Lehrer. Auf den Elternsprechtagen wurde nur über Noten und Gerede in der Stunde gesprochen.
»Du kannst noch ein bisschen spielen und deine Aufgaben fertig machen und deine Bleistifte spitzen, ehe es Abendbrot gibt. Und dann bringst du mir deine Butterbrotbüchse«, sagte die Mutter.
»Grauenhaft, das mit der Kleinen«, sagte er.
»Wir können da nichts machen«, sagte sie. »Uns geht das nichts an.«
»Tut es doch, wir wissen ja, dass es ihr nicht gut geht.«
»Wir tun doch, was wir können. Wir holen sie herein und geben ihr etwas zu essen, und ich weiß gar nicht, wie oft ich Irenes Bettdecke gewaschen habe, nachdem Nina mit nasser Hose da gesessen hatte.«
»Ich könnte ihn zusammenschlagen. Ihn vom Balkon werfen.«
»Ja, für Nina wäre das eine große Hilfe. Unfug. Ihre Großeltern kommen doch manchmal zu Besuch. Wir können nur
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