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Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch

Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch

Titel: Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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und möchte bitte auch schlecht behandelt werden. Das kenne ich wenigstens.
    Aber ich stelle fest, dass es noch etwas viel Schlimmeres gibt, als zu gut oder zu schlecht behandelt zu werden, und das ist, wenn man gar nicht behandelt wird. Warum kann meine Mutter mich nicht beschimpfen oder mir Vorwürfe machen? Dass sie einfach nichts mehr mit mir zu tun haben möchte und das auch ganz klar so sagt, macht mich fertig. Es bestätigt mein Gefühl, an allem selbst schuld zu sein. Wieder stelle ich mir ständig die Frage, wieso ich mich nicht gewehrt habe. Weil ich es wollte – wahrscheinlich. Verdammt. Nein. Natürlich nicht. Aber so muss es ja rüberkommen. Mich machen diese Gedanken allmählich wahnsinnig.
    Und inmitten meiner selbstzermürbenden Stimmung ruft mein Anwalt an, was selten genug der Fall ist. Deshalb kommen bei jedem unserer seltenen Gespräche die Informationen ziemlich geballt. »Am Montag wird der Termin festgesetzt, wann der Gerichtsprozess gegen Ihren Stiefvater beginnt.« Ich bin geschockt. Erst kam mir die Zeit so endlos vor, in der ich immer nur befragt wurde – nun plötzlich geht es so schnell. Viel zu schnell. Ich bin noch nicht so weit.
    Immerhin erzählt Herr Rabe, dass mein Stiefvater in großen Teilen geständig ist: »Jede einzelne Tat kann man da ja ohnehin nicht einzeln aufrollen.«
    Jede einzelne Tat? Mir wird ganz schlecht, dass ihm das überhaupt in den Sinn kommt. Wie genau soll ich das denn vor Gericht noch einmal ausbreiten? Aber das frage ich ihn nicht. Eigentlich sage ich gar nichts. Mir ist das zu viel. Vor allem, weil ich nun auch weiß: Meine Anhörung findet in Anwesenheit meines Stiefvaters statt! Er wird nur wenige Meter von mir entfernt sitzen, mich ansehen und anhören. Mir wird schlecht. Plötzlich habe ich verdammte Angst. Ich dachte immer, es würde schon gehen. Jetzt nicht mehr.
    Je schwächer mir zumute ist, desto stärker wird die Sehnsucht nach meiner Mutter. Vielleicht, weil ich mich früher einmal geborgen bei ihr gefühlt habe. Ich vermisse dieses Höhlengefühl. Vielleicht würde es mir leichter fallen, wenn ich es niemals kennengelernt hätte. Es ist wie die Vertreibung aus dem Paradies …
    Die kommenden Tage sind eine einzige Qual. Ich schleppe mich nur noch von zu Hause zur Arbeit, in den Stall und wieder nach Hause. Nicht einmal das Reiten macht mir noch Freude. Schließlich rufe ich sie vom Büro aus einfach an.
    »Mama?« Es klingt wie eine Bitte.
    Sie antwortet nicht.
    »Wie geht es dir?«, will ich wissen.
    Schweigen. Dann ein Klicken. Sie hat aufgelegt.
    Traurig starre ich auf mein Handy. Ich wünschte, ich könnte genauso gut mit uns abschließen, wie sie es offenbar fertigbringt. Aber das kann ich nicht. Ich fühle mich an sie gefesselt. Es ist schrecklich.
    Mir geht es so dreckig, dass ich ausnahmsweise früher von der Arbeit nach Hause gehe. Und eigentlich hätte ich mal wieder gedacht, dass es noch schlimmer nicht kommen könnte. Aber dann passiert etwas, was beinahe noch schlimmer ist als alles Bisherige zusammen …
    »Am Montagabend stand meine Mutter überraschend vor meiner Haustür. Ich dachte, sie wollte sich entschuldigen oder so etwas. Aber natürlich nicht. Sie ist mit einem Messer auf mich losgegangen. Sie stand völlig neben sich. Kann es einfach nicht verstehen. Es ist schlimm. Bin mal wieder im Krankenhaus. Habe gerade erst mein Handy bekommen und nachher die restlichen Sachen.«
    SMS an Kerry vom 8. März 2012, 8:34 Uhr
    Unmittelbar nach dem Versenden meiner Nachricht klingelt mein Telefon. Ich möchte zwar, dass Kerry weiß, was los ist – zumal ich ja nun auch drei Tage nicht erreichbar und sie ihren unzähligen SMS und Anrufen nach sehr in Sorge war –, aber reden möchte ich nicht darüber. Ich lasse mein Handy also klingeln und schreibe ihr wenig später:
    »Ich hoffte sogar noch auf ein Wunder, als sie vor mir stand. Ein Traum … Mir geht es wieder relativ gut. Hab wohl Glück gehabt. Sehe das zwar noch nicht so. Aber na ja.«
    SMS an Kerry vom 8. März 2012, 9:41 Uhr
    Weil Kerry inzwischen weiß, wann ich ganz offensichtlich nicht ans Telefon gehen möchte, versucht sie nicht noch einmal, mich zu erreichen, sondern bombardiert mich stattdessen mit SMS: »Und wie geht es dir? Bist du schwer verletzt? Soll ich dich irgendwo abholen? Sitzt deine Mutter im Gefängnis?«
    Im Gefängnis? Quatsch! Dazu hätte ich meine Mutter anzeigen müssen. Das mache ich nicht. Egal, was sie tut.
    »Meine Mutter wurde danach völlig

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