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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Lacour
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Stunde sehe ich Taylor, Jayson und Henry quer über den Schulhof auf mich zukommen. Mich kribbelt es am ganzen Körper, halb vor Aufregung, halb vor Verlegenheit.
    Taylor und Jayson lächeln und sagen Hi.
    »Hey«, sage ich zu Taylor. Ich lächele auch Jayson zu und sehe Henry an. Vielleicht wird er jetzt meine Existenz zur Kenntnis nehmen. Aber er glotzt mürrisch den Boden an.
    »Wartet mal eine Sekunde«, sagt Taylor zu Jayson und Henry, kommt noch näher und führt mich ein paar Schritte zur Seite.
    »Also, ich wollte wissen, ob du am Freitag schon was vorhast?«
    »Eigentlich wollte ich dich dasselbe fragen.«
    Hinter uns sagt Henry genervt: »Taylor, wir müssen los.«
    Taylor dreht sich zu ihm um.
    »Augenblick«, sagt er, und dann zu mir: »Hattest du an was Bestimmtes gedacht?«
    »Ja. Du kennst doch Dylan? Ihre …«
    »Okay«, ruft Henry. »Ich geh jetzt, du kannst ja nachkommen.«
    »Ich komme doch gleich.« Taylor verdreht die Augen. »Tja, ich muss los, aber klar. Was immer du willst. Ich seh dich in der vierten Stunde. Dann kannst du mir ja die Einzelheiten erzählen.«

3
    Ich weiß nicht, was ich zu der Premiere anziehen soll, deshalb tauche ich bei Dylan mit einem Sack voller Klamotten auf. Ich lege sie auf Dylans Bett, und sie steht da, die Hüfte vorgeschoben, die Hand am Kinn, und überlegt.
    »Es ist eine Schulaufführung, deshalb solltest du dich nicht zu sehr aufbrezeln. Aber es ist in der Stadt, und außerdem ist es die Premiere, also auch nicht total alltäglich. Und schließlich hast du ein Rendezvous. Stimmt’s?«
    »So was in der Art. Wenigstens denke ich das.«
    Sie nickt. »Ich denke das auch.«
    Sie ist wie üblich schwarz angezogen, hat sich aber etwas mehr Mühe gegeben. Ihre Hosen sind eng und schimmern irgendwie seidig. Ihr Tanktop hat vorn und hinten einen Wasserfallausschnitt, und als sie sich vorbeugt, um das Muster auf einem der Röcke prüfend zu betrachten, sieht man ihre Schulterblätter.
    »Diesen Rock. Und diesen Pulli.« Sie dreht sich auf dem Absatz zu ihrem Schrank um. »Und ich habe einen Gürtel für dich.«
    Ich schnapp mir die Klamotten, die sie ausgesucht hat, und gehe ins Bad.
    »Oh. Und den orangen Schal. Der sieht super aus.«
    »Okay.« Ich schließe die Tür.
    Im Bad schaue ich in den Spiegel. Ich möchte nicht niedlich oder süß aussehen. Ich möchte heute Abend die Achtzehnte Straße entlangschlendern und aussehen, als gehörte ich zu Dylan, als würde ich mich in der Stadt auskennen wie sie. Aber dann denke ich an das Foto von Ingrid, das den Preis gewonnen hat. Da habe ich irgendwie interessant gewirkt. Und dabei habe ich nur in meinem Zimmer gesessen und ausgesehen wie ich selbst.
    Ich ziehe die Hose aus und den grünen Rock an, den Dylan ausgesucht hat. Er passt mir nicht mehr so gut, er ist mir etwas zu weit. Ich ziehe mein Shirt aus und streife den dunkelbraunen Pulli über, den ich mir aus Moms Schrank genommen habe. Er ist aus ganz weichem, dünnem Material. Man kann die Umrisse meines BH s darunter erkennen. Zuletzt schließe ich die Schnalle von Dylans Gürtel. Er ist mit kleinen Bronzenieten verziert und gibt dem Ganzen den Kick, durch den alles ein kleines bisschen derber wirkt, genau wie ich es mir gewünscht habe.
    »Du siehst toll aus«, sagt Dylan, als ich aus dem Bad komme.
    Ich fühle ihren Blick über meinen Körper wandern und frage mich, ob ich diesen Pulli wirklich anlassen soll.
    »Richtig toll«, sagt sie.
    »Danke«, murmele ich und schaue verlegen woanders hin. »Aber der Rock zipfelt.«
    »Na gut. Dann sei eben zickig. Ich sag ja nur, wenn Taylor kommt, findet er bestimmt, dass du klasse aussiehst.«
    Taylor kommt fünf Minuten zu früh, und wir steigen in seinen gelben Datsun und fahren zur Hauptstraße. Vor der Schnellstraßenauffahrt müssen wir noch mal anhalten, damit Dylan sich ihren obligatorischen Kaffee holen kann, und nachdem wir die Brücke überquert haben und endlich einen Parkplatz im Mission-Viertel finden, gehen wir in das Dolores Park-Café, um noch einen zu kaufen. Diesmal bestellen Taylor und ich auch einen Kaffee, und er will unbedingt für uns drei bezahlen.
    »Was für ein Gentleman.« Dylan grinst ihn an.
    Er dreht sich zu mir um. »Caitlin, hast du das gehört? Sie hält mich für einen Gentleman.«
    Der Typ am Tresen ruft Taylors Namen. Ich nehme meinen Kaffeebecher und gehe an den Tresen, um Zucker zu holen. Wenn er süß genug ist, ist er hoffentlich nicht so bitter wie der Macchiato damals mit Dylan

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