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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist
Autoren: Nina Lacour
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okay?«, flüstert sie.
    Mein Gesicht wird heiß.
    »Na klar«, zische ich.
    Sobald wir in Taylors Auto sind, lege ich die Hand auf Taylors Oberschenkel. Ich beuge mich zu ihm rüber.
    »Warte! Sie könnten uns sehen!«
    Er fährt langsam los, ganz verantwortungsbewusst, bis um die nächste Ecke und hält an.
    Ich schnalle mich los und klettere auf seinen Schoß, er legt die Hand auf mein Gesicht, und wir küssen uns heftig wie in den Filmszenen, von denen ich sonst eher peinlich berührt bin. Ich mache die Augen auf und sehe, wie sich seine Rücklichter in einem Fenster spiegeln.
    »Mach das Licht aus.«
    Er gehorcht.
    Seine Hand bewegt sich sanft über mein Shirt hoch, gleitet über meinen Rücken. Ich küsse seinen Hals, schmecke Salz und küsse ihn heftiger. Ich schlinge meine Beine fester um seinen Körper.
    »Wir müssen zum Supermarkt«, murmelt er und streicht über meine Haare.
    Das Lenkrad drückt in meinen Rücken. Aber das spüre ich kaum, und er streicht mit der Hand über meine Hüfte und die Kniekehle.
    Wir küssen, bis sich mein Mund ganz geschwollen anfühlt.
    Als ich erschöpft und glücklich von seinem Schoß zurück auf meinen Sitz rutsche, ist es fünf vor zehn.
    »Wann sind wir losgefahren?«
    »Keine Ahnung. Wir sollten uns lieber beeilen.«
    »Das 7 -Eleven ist näher.«
    »Dann fahren wir da hin.«
    Er schaltet die Scheinwerfer wieder ein und lässt den Motor an. Ich sehe ihm beim Fahren zu. Ich berühre das Löckchen über seinem Ohr, die Stelle, wo sein Nacken in die Schulter übergeht, und streichele seine Hand, die auf meinem Schoß liegt. Seine wunderschöne, sommersprossige, vollkommene Hand.
    »Taylor.«
    Ich habe seinen Namen schon tausendmal gesagt, aber diesmal klingt es anders, als wäre ich der erste Mensch, der ihn jemals ausgesprochen hat, und als wäre er der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der so heißt.
    »Ja?«
    Ich verschränke meine Finger mit seinen. Er parkt. Ich antworte nicht. Ich wollte nur seinen Namen sagen.
    »Welche Sorte?«, fragt er.
    »Egal, irgendwas mit Karamell.«
    Er drückt meine Hand und lässt sie los, öffnet und schließt die Fahrertür und geht in das grellerleuchtete 7 -Eleven.

10
    »Ich halte es für das Beste, wenn du dich auf die Zukunft konzentrierst«, sagt Ms Delani nach einem Blick in ihr Notenbuch.
    Der Unterricht ist vorbei, und wir sitzen in ihrem Büro. Bücher stehen ordentlich auf Regalen, Teedosen stehen auf einem Ecktisch, ihre Motel-Fotos hängen an der Wand.
    »Die mag ich sehr«, sage ich.
    Sie folgt meinem Blick zu ihren Bildern.
    »Danke«, sagt sie. »Aber sie sind noch nichts Richtiges. Doch, sie sind was. Sie sind der Anfang von etwas.«
    »Was meinen Sie mit Anfang?« Ich hab noch nie an ein Foto als etwas gedacht, das zu etwas anderem führt. »Alle meine Arbeiten sind ganz eng mit einem Selbstfindungsprozess verknüpft. Meine letzte Serie, die ihr damals in der Galerie gesehen habt, beschäftigte sich mit Zersplitterung und Vereinigung.«
    Sie zieht eine Schublade aus einem hohen, breiten Schrank und legt ein paar Fotos vor mich hin. »Das war der Anfang der Serie.«
    Jedes Foto zeigt eine Frau in einem Zimmer. Ich erkenne Ms Delani in unserem Klassenzimmer, sie lehnt am Whiteboard, das mit Fachvokabular und Diagrammen beschriftet ist. Das nächste Foto wurde in einer kleinen, unordentlichen Küche gemacht. Ein Mädchen sitzt an einem runden Tisch neben einem Stapel Zeitungen. Sie kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, wer sie ist.
    »Das ist die Küche von meinem Vater«, sagt sie.
    Ich betrachte das Mädchen genauer. Sie trägt ein weites Sweatshirt mit einem Universitäts-Logo und hat die Haare am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Das sind Sie.«
    »Ja.«
    »Aus Ihrer College-Zeit?«
    »Nein. Vor zwei Jahren. Da hast du mich schon gekannt.«
    »Ernsthaft?«
    Ich kann meine Verwirrung nicht verbergen, und sie lacht. So habe ich sie noch nie lachen hören. Sie klingt jünger, wie jemand, der im Restaurant am Nachbartisch sitzen könnte oder im Kino in der Reihe hinter mir. Wie jemand, mit dem Davey und Amanda befreundet sein könnten. Ich sehe mir das nächste Foto an. Wieder erkenne ich sie kaum. Ihre Haare hängen ganz glatt bis auf die Schultern herunter. Sie kniet auf einem Bett und blickt direkt in die Kamera. Auf den Nachttischen zu beiden Seiten brennen Kerzen. Sie trägt ein Mieder, sonst nichts. Zuerst finde ich es peinlich, meine Lehrerin so spärlich bekleidet auf einem Foto zu
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