Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weisser
den »Kotoko-Zyklus«.
Zu Beginn eines neuen Kreislaufes herrscht finanzieller Notstand im Verein. Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden und Spieler, Trainer und Betreuer sowieso nicht, der Klub ist nahezu gelähmt, und deshalb entlässt der König das Management. Er holt neue Männer, meist sind das vermögende Unternehmer aus
Kumasi. Die Ashanti-Region ist reich, sie ist fruchtbar, mit Landwirtschaft, Viehzucht und Holzhandel lassen sich gute Geschäfte machen. Und es gibt wertvolle Bodenschätze; der Bergbaukonzern Ashanti Goldfields zählt zu den wenigen afrikanischen Unternehmen, die an der Wall Street notiert sind.
Die neuen Männer geben erst mal Kredite, sie sorgen dafür, dass Asante Kotoko wieder handlungsfähig ist. Wenn dann etwas Geld erwirtschaftet wird, zum Beispiel durch den Abschluss eines Sponsorenvertrags, zieht das Management seine Einlagen wieder ab - und oft mehr als das. Baah-Nuakoh hat einen Fall recherchiert, in dem ein Manager 20.000 Dollar investierte und nur ein Jahr später 100.000 Dollar auf sein Konto lenkte. Wieder war der Klub ausgeblutet, wieder der König wütend, wieder kamen neue Leute, die versprachen, es besser zu machen als ihre Vorgänger, und wieder hinterließen auch sie leere Kassen.
Von 2006 bis 2009 hat Kotoko vier große Transfers abgewickelt. Kwame Baah-Nuakoh rattert Summen nur so herunter: Innenverteidiger Shilla Illiasu, verkauft für eine Million Dollar an Saturn Ramenskoje, Russland. Außenverteidiger Samuel Eboue Inkoom, für 700.000 Dollar an den FC Basel, Schweiz. Stürmer Eric Bekoe, für 600.000 Dollar an Petrojet, Ägypten. Abwehrspieler Mohammed Amadu, für 200.000 Dollar an Gençlerbirliği Spor Kulübü, Türkei.
»Sind unterm Strich 2,5 Millionen Dollar für Kotoko«, sagt Baah-Nuakoh. »Aber nur in der Theorie. Das Geld ist weg. Versickert, abgezogen, gestohlen. Ich weiß nicht, wer sich die Taschen vollgemacht hat. Ich weiß nur, dass das Geld fehlt.«
Es ist ein fataler Zyklus der Vorteilsnahme und Selbstbedienung,
der seit Jahren läuft bei Asante Kotoko. Er raubt dem Klub das Allernötigste. Als Ernst Middendorp, ehemaliger Trainer von Arminia Bielefeld, 1999 bei Asante Kotoko anfing, ließ er zwei neue Rasenplätze anlegen. Sie wurden gesprengt und gemäht, man hätte Golf spielen können darauf, so dicht war das Grün und so eben. 2002 verließ Middendorp den Klub. 2003 war die Anlage ein Acker. Zertreten, mit riesigen Löchern und kahlen Stellen. Bis heute hat Asante Kotoko keinen brauchbaren Übungsplatz, Testspiele werden auf den Fußballfeldern von Schulen und Colleges in Kumasi ausgetragen. Das eigene Trainingsgelände ist keinem Gegner zuzumuten, dort hoppelt der Ball über den Rasen wie ein angeschossener Hase.
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Es fehlt Geld, Geld, das abgezweigt wurde, aber es fehlt auch an Einsicht, dass es sich lohnt, die Dinge zu pflegen. Vor dem Klubhaus stand einmal ein großes Schild mit dem Wappentier Kotokos, dem Stachelschwein. Irgendwann fiel es von der Mauer, niemand richtete es auf, und deshalb liegt es noch heute im Dreck, verbogen und vermoost.
Schild des Asante Kotoko FC vor der Geschäftsstelle
Es würde auch nicht viel kosten, die eigene Geschichte zu dokumentieren, diese königliche Geschichte voller Titel und Triumphe. Es gibt aber nur einen kleinen Artikel auf der Homepage, und der besteht hauptsächlich aus Verbeugungen vor ehemaligen Kotoko-Funktionären, diesen »Wohltätern«, »Menschenfreunden« und »Visionären der Fußballphilosophie und der Kunst«.
Kwame Baah-Nuakoh wird wohl zurückkehren zu Asante Kotoko, trotz der tausend Baustellen. Er sieht den Klub mit dem nüchternen Blick eines Ökonomen, er sieht den Kotoko-Zyklus, diesen Schlund, in dem Hunderttausende Dollars verschwinden, er sieht die Zettelwirtschaft, er sieht die Traditionalisten im Klub, die sich sperren gegen jede Veränderung. Er sieht auch: das Baba-Yara-Stadion, das größte Ghanas, modernisiert für den Africa Cup of Nations 2008. Er sieht unzählige Talente in der Region, für die es sich lohnen würde, eine professionelle Jugendabteilung aufzubauen. Er sieht Millionen Fans im ganzen Land, die ihre Sympathie für den Klub still in sich tragen. Man müsse sie nur neu entflammen, sagt er.
Das ist sein Bild von Asante Kotoko. Baah-Nuakoh sagt: »Ich will eines Tages dieses gigantische Potenzial nutzen. Ich will einen transparenten Klub, ich will eine klare Hierarchie. Ich will Leute mit Studienabschluss in meinem Stab und keine Fans
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