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Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weisser

Titel: Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ewers
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ist anders.«
    Nirgendwo habe er so wenig Achtung gespürt, nirgendwo so viel Hass und Aggressivität. »Du musst gewinnen, jedes Wochenende, nur dann hast du Ruhe. Die Fans besitzen eine unglaubliche Macht in Ghana. Nicht nur, dass sie dir an die Kehle springen. Sie können dich den Job kosten, erst bringen sie die Zeitungen hinter sich und dann das Management, sie machen so lange Terror, bis du weg bist.«
    Dann sagt El Yamani noch ein paar dieser gestanzten Fußballtrainersätze, die stark und selbstbewusst klingen sollen, aus denen aber schon immer Verzweiflung sprach. Er sagt, dass er sich natürlich nicht verbiegen lassen werde, dass er fest an sich glaube, dass er schon ganz andere Krisen bewältigt habe. Er brauche nur ein wenig Zeit.
    Er bekommt keine Zeit. Der Sieg gegen Kotoko hilft ihm nicht, zwei Wochen später, Heiligabend 2009, ist Schluss. Ayman El Yamani, ausgestattet mit einem Drei-Jahres-Vertrag, wird zwei Monate nach Amtsantritt entlassen. Nach einem Unentschieden im eigenen Stadion.
    Jamil Maraby sagt, dass er sich von den Fans nicht unter Druck setzen lassen würde. »Niemals«, ruft der Geschäftsführer von Sekondi Eleven Wise. »Denn wir haben ein Konzept, und das ziehen wir durch, egal, was das Publikum will.«
    Die Eleven Wise sind Tabellenletzte, und natürlich wird auch im Essipong Stadion »Trainer raus« gebrüllt, seit Wochen schon. Aber
Charles Akonnor, ehemaliger Spieler des VfL Wolfsburg, ist noch immer im Amt. Und das erfüllt Jamil Maraby mit stolzem Trotz. Sie wollen nämlich alles anders machen beim Erstligisten aus Sekondi-Takoradi, Hauptstadt der Western Region, gelegen am Atlantischen Ozean.
    Es ist ein Experiment, das spannendste in der ghanaischen Liga. Maraby will beweisen, dass modernes Management Erfolg planbar macht. Er glaubt an business guidelines und Organigramme, er glaubt an long-term visions und shareholder value . Vor allem glaubt er, dass die Zeit abgelaufen ist von Klubs wie Hearts of Oak und Asante Kotoko. »Dinosaurier« sind das in seinen Augen, unangepasst, schwerfällig und daher verwundbar.
    Jamil Maraby ist genau der Typ Klubchef, den sich Kurt Okraku und Kwame Baah-Nuakoh wünschen. Er hat Wirtschaftswissenschaften studiert und auch einen Abschluss in Sports Management, er hat schon als Student ein Restaurant mit 25 Mitarbeitern geführt und ein Geschäft für Glaswaren eröffnet. Er ist 34 Jahre alt, sein Lebenslauf ist sieben Seiten lang und voller Zertifikate, Referenzen, Hospitanzen und Praktika. Aber Jamil Maraby hat keinen Erfolg.
    Und auch kein Geld mehr. Maraby ist da ganz offen, er reicht eine Liste mit den Spielergehältern über seinen Schreibtisch. Ziemlich viele Zahlen in Rot stehen da; dem Torwart Mohammed Alhassan zum Beispiel schuldet der Klub 10.000 Dollar Handgeld, Mittelfeldspieler Abdulla Zakaria bekommt noch 7500 Dollar und Verteidiger Eric Owusu 2800 Dollar.
    Gut möglich, dass die Schulden nie beglichen werden, denn am Saisonende wird die Global Media Alliance, die siebzig Prozent der Anteile an Eleven Wise hält, ihr Investment überprüfen. 2006 ist das Medienunternehmen aus Accra eingestiegen, 300.000 Dollar hat es
bislang an den Klub überwiesen. »Es wird Fragen geben«, sagt Maraby, »und noch habe ich keine Antwort.«
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    Sie wollten Erfolg, schnell und mit aller Macht. Am Anfang schien das auch zu klappen, 2008 stieg Sekondi in die Premier League auf, und gleich in der ersten Saison wurde der Klub Achter. Für Maraby war das die Bestätigung seines Weges, mehr noch: Es war eine Befreiung für ihn. »Ich war so happy, ich dachte, wir müssen nur so weitermachen auf unserem Weg.« In Maraby wuchs der Glaube, dass jetzt alles möglich sei. Dass Strategiepapiere und die Welt draußen eins werden können.
    Im Februar 2009 holte Maraby Charles Akonnor, einen Mann, der ein Stück Bundesliga nach Sekondi bringen sollte. Ein bisschen neuer Input, deutsche Disziplin, deutsche Härte, das war die Idee. So hatte sich das auch Akonnor gedacht. »Hier und da ein paar Schrauben nachziehen«, sagt er, »darauf hatte ich mich eingestellt.«
    Akonnor, 36, wohnt in der Shammah Lodge, einem kleinen Hotel fünfzehn Minuten mit dem Auto vom Stadion entfernt. Akonnor hängt schlaff auf dem Sofa in der Lobby, in zwei Stunden absolviert seine Mannschaft ein Testspiel, und vorher muss er eine Ansprache halten, kein schöner Gedanke. »Ich werde wieder reden«, sagt er. »Aber werden die Jungs mich diesmal verstehen? Ich glaube: nein.« Akonnor

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