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Ich werde schweigen Kommissar Morry

Ich werde schweigen Kommissar Morry

Titel: Ich werde schweigen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Wortschwall rauschte wie ein Sturzbach an William Dudley vorüber. Er verstand keine Silbe davon. Er war weit entfernt mit seinen Gedanken.
    „Du mußt etwas tun“, hörte er seine Gattin wie aus weiter Ferne sagen. „Wenn du nicht selbst eine Entscheidung triffst, werde ich für dich die Polizei anrufen. Diese Blume bedeutet den Tod, habe ich mir sagen lassen. Siehst du denn nicht die Gefahr, die auf uns alle zukommt?“
    „Ich gehe schon selbst“, sagte William Dudley müde. „Ich werde einmal bei den Kollegen nachfragen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich der einzige bin, der eine solche Blume erhielt.“
    Er ging mit wankenden Schritten hinaus in die Halle und näherte sich dem Telefonapparat. Noch ehe er ihn erreichte, schrillte ein helles Läuten aus dem schwarzen Kasten. Dieses Läuten ging William Dudley durch Mark und Bein.
    Zögernd und widerstrebend nahm er den Hörer von der Gabel. Seine Stimme gab kaum einen Ton, als er seinen Namen nannte. „Wer spricht?“, fragte er heiser.
    Ein häßliches Meckern klang durch den Draht. „Es ist nicht nötig, daß ich meinen Namen nenne“, krächzte eine verstellte Stimme. „Sie werden sich auch so noch an mich erinnern, Sir! Ich habe Sie gestern Nacht schon angerufen.“
    Jetzt wußte William Dudley Bescheid. Der Hörer in seiner Hand wurde schwer wie ein Zentnergewicht. Keuchend sog er die Luft in die Lungen. Seine Handflächen wurden feucht von Schweiß.
    „Ja, ich erinnere mich“, sagte er mit bröckelnder Stimme. „Was wollen Sie sonst noch?“
    „Nichts“, sagte der Unbekannte am anderen Ende der Leitung.
    „Ich möchte Sie nur daran erinnern, daß Sie heute gegen Mitternacht zum Fishmarket kommen wollten. Hoffentlich haben Sie das nicht vergessen, Sir! Es hängt sehr viel für Sie davon ab.“
    „Ich weiß“, murmelte William Dudley mit hohler Stimme. „Ich weiß, was ich zu erwarten habe.“ „Gut, wenn Sie es wissen“, meckerte der andere. „Vergessen Sie das Geld nicht, Sir! Bis heute abend also. So long!“
    Mit einer kraftlosen Bewegung legte William Dudley den Hörer auf. In diesen dramatischen Sekunden war er dem Zusammenbruch nahe. Der starke Mann zitterte wie im Schüttelfrost. Die düstersten Ahnungen legten sich auf sein Gemüt. Mit gebeugtem Rücken kehrte er in das Frühstückszimmer zurück.
    „Wer war es denn?“, wollte seine Gattin wissen. „Das Telefon hat doch geklingelt, nicht wahr? Na, so rede sdion! War es jemand vom Parlament?“
    In diesem Moment verlor William Dudley endgültig die Nerven. „Laß mich zufrieden“, brüllte er los. „Diese ewige Fragerei macht mich noch verrückt. Ich gehe jetzt, verstehst du? Lieber setze ich mich in die schäbigste Kneipe, als daß ich mir weiter deine Vorwürfe anhöre.“
    „Welche Vorwürfe denn?“, fragte Mrs. Dudley mit gerunzelten Brauen. „Du wirst ein schlechtes Gewissen haben. Sonst wärst du doch nicht so nervös. Vergiß nicht, daß du heute zu einer Sitzung mußt. Du hast schon die gestrigen Beratungen versäumt.“
    William Dudley murmelte ein paar Worte vor sich hin, die man nicht so leicht wiedergeben kann. Ohne sich noch weiter um seine Gattin zu kümmern, stürmte er in die Garderobe hinaus. Er nahm Mantel und Hut vom Haken und verließ kurz nachher das Haus. Sein Wagen blieb in der Garage stehen. William Dudley ging zu Fuß. Obwohl ein häßliches Schneegestöber die Straße verhüllte, machte er sich auf seine weite Wanderung. Er wußte eigentlich gar nicht, wohin er ging. Er war noch viel zu verstört, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Immer wieder befühlte er die Blume, die er in die Manteltasche gesteckt hatte. Was jetzt, fragten seine ruhelosen Gedanken. Ins Parlament wirst du auf keinen Fall gehen, das ist klar. Es wäre jetzt unmöglich für dich, den anderen zu begegnen. Du braudist Ruhe und mußt erst wieder zur Vernunft kommen. Was also dann? Er blieb stehen und überlegte. Er mußte wieder an den erpresserischen Anruf denken. Es war ihm, als streckten sich von allen Seiten gierige Klauen nach ihm aus. Geldhungrige Klauen, die ihm den letzten Penny aus den Taschen zerren wollten.
    Da er einsah, daß er der Unterlegene war, lenkte William Dudley seine Schritte zunächst zur Centralbank. Er hob zweitausend Pfund von seinem Konto ab.
    Vielleicht kann ich diesem Schurken damit den Mund stopfen, dachte er, während er die Scheine in seiner Mappe verstaute. Vielleicht lassen sie mich dann in Zukunft in Ruhe. Es genügt schon, wenn ich

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