Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
Vom Netzwerk:
spüre den Körperkontakt und entziehe mich ihm nicht. Ich neige meinen Kopf nach hinten, bis ich seinen berühren kann, dann wieder nach vorn.
    »Was willst du von mir?«, frage ich ihn ein weiteres Mal. Ich hätte gern, dass er mir antwortet, aber das tut er nicht. Dann läutet plötzlich das Telefon. Ich strecke mich vor, um danach zu greifen. Als ich mich wieder zurücklehne, ist er nicht mehr da. Ich höre, wie die Tür ins Schloss fällt, und ohne mich umzudrehen spreche ich in den Hörer: »Natürlich Funi, Sie können vorbeikommen, wann immer Sie wollen.«

61
    Er stand bereits vor ihrem Haus. Und eine Minute später ist er schon in der Wohnung.
    »Guten Abend, geht’s Ihnen gut?«
    »Danke, Funi. Möchten Sie was trinken?«
    »Einen Kaffee, wenn es keine Umstände macht.« Er hält kurz inne und setzt dann von Neuem an: »Entschuldigen Sie meine Neugier, aber unten habe ich einen Typen aus der Haustür kommen sehen, der mir bekannt vorkam. Das war nicht zufällig dieser …«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Funi. Ich habe gerade gelesen. Setzen Sie sich doch, ich bin in einer Minute wieder bei Ihnen.« Er folgt, wenig überzeugt, ja fast verärgert über das, was er gerade gesehen hat. Er begreift, dass sie darüber nicht sprechen will, und schlägt mit betont lauter Stimme ein anderes Thema an. »Haben Sie sich die Datei angesehen, die ich Ihnen geschickt habe?«
    »Ja«, antwortet Maria Dolores, während sie darauf wartet, dass der Kaffee fertig ist.
    »Irgendwie riecht es hier komisch. Finden Sie nicht?«
    »Das sind die Blumen, Funi. Sie riechen nach Friedhof. Ich muss sie wegwerfen. Jeden Tag kommen neue. Langsam halte ich das nicht mehr aus. Wann wird das alles endlich aufhören, Ihrer Meinung nach?«
    Funi zuckt mit den Achseln. »Ich hoffe, so bald wie möglich. Für Sie und auch für mich.« Er erhebt sich und setzt sich an einen anderen Platz. Doch an dem Geruch ändert das wenig. »Was sagen Sie zu der Leiche?«
    »Ein magersüchtiges Mädchen – daran besteht kein Zweifel – wird in mehrere Laken eingewickelt und zu Füßen eines Kreuzes begraben.«
    »Unter dem Sockel des höchsten Kreuzes, um genau zu sein. Eingewickelt in zwei weiße Leinentücher, gekleidet in eine Baumwollweste, eine Seidenbluse, dunkle Hose, schwarzer Mantel. Ein Schal. Ein Notizbuch, eingeklemmt unter dem Gummibund ihrer Unterhose. Einen Rosenkranz am Handgelenk.«
    »Haben Sie die Handschrift abgleichen lassen?«
    »Nein, ich bin davon ausgegangen, dass das Notizbuch ihr gehört.«
    »Und wie sind Sie zu dieser Schlussfolgerung gelangt? Steht vielleicht der Name des Mädchens drauf?«
    »Nein.«
    »Dann lassen Sie ein Gutachten erstellen.« Sie behandelt ihn noch immer wie einen Untergebenen und mit einer gewissen Härte. Er lässt es sich gefallen. »Haben Sie mit der Familie gesprochen?«
    »Ja.« Er nimmt einen Schluck Kaffee.
    »Und?«
    »Der Vater beschreibt seine Tochter als eine Wissenschaftlerin, eine Intellektuelle, die sich ganz der theoretischen Sache verschrieben hatte. Die Mutter hingegen wie eine Kranke, die sich gegen eine Behandlung wehrte. Von Zeit zu Zeit unternahm das Mädchen Wallfahrten, hielt sich länger in Klöstern auf und ähnliche Sachen.«
    »Was hat sie denn studiert?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ist Ihnen aufgefallen, ob es in der Wohnung viele Bücher gab?«
    Er antwortet nicht gleich, und sie fährt ihn an. »Sie waren doch sicherlich in der Wohnung! Dann waren Sie doch gewiss auch in ihrem Zimmer, oder nicht?«
    »Nein. Also ich meine, ja, ich war in der Wohnung, aber ich habe nicht ihr Zimmer gesehen.«
    »Und Sie bilden sich ernsthaft ein, Hauptkommissar zu sein, Funi?« Sie ist von ihrer Reaktion selbst überrascht.
    Stille. Dann ergreift sie wieder das Wort. »Corsari war heute Nachmittag hier. Er war durcheinander und angespannt. Ein sehr unangenehmer Besuch. Er hat mir das von Ihnen erzählt. Dass Sie befördert wurden. Ich freue mich für Sie, aber Sie hätten es mir ruhig sagen können.«
    Funi kann seine Wut gegenüber dem Denunzianten nur schwer zurückhalten. »Auf dem Papier. Ich bin auf dem Papier Hauptkommissar und versuche, mein Bestes zu geben. Ich wäre nicht hier, wenn ich mehr Selbstvertrauen hätte …« Und bevor sie etwas einwerfen kann, schiebt er nach: »Oder ich wäre hier, um Ihnen von meiner Beförderung zu erzählen.«
    Maria Dolores zündet sich eine Zigarette an und schlägt ihre Beine übereinander. Sie trägt eine weite, lockere Hose und flache

Weitere Kostenlose Bücher