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Ich will dir glauben

Ich will dir glauben

Titel: Ich will dir glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Menschen, und ich bin einer ihrer demütigen Sklaven. Unsere Kirche ist die der Heiligen Jungfrau Maria.« Mit anderen Worten, eine Sekte mit ihren Anhängern , fasst Funi für sich zusammen.
    »Und diese Kirche hat sich zur Aufgabe gemacht, Kreuze in Gärten oder vor anderen Kirchen zu errichten, richtig?«
    »Nein, wir errichten nichts. Wir gehen an Orte, die uns erscheinen, um dort zu beten. Wo die Kreuze auftauchen, dorthin gehen wir.«
    »Haben Sie schon mal von einer Anna Tura gehört?«
    »Nein. Sollte ich?«
    »Möglicherweise. Bei Ihnen in der Gegend sind drei Kreuze aufgestellt worden, in der Nähe der Wallfahrtskirche von Civate. Wissen Sie, wo ich meine? In der Provinz Lecco …«
    Der Anhänger der Mariensekte unterbricht ihn. »Das gehört nicht mehr zu meinem Gebiet. Da müssten Sie mit der zuständigen Gruppe dort sprechen. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen den Namen der dortigen Ansprechperson.«
    »Das wäre sehr freundlich.«
    »Alles tüchtige Leute dort. Mütter großer Familien. Junge fromme Frauen. Gute Menschen.« Plötzlich ertönt aus der Hosentasche des Mannes ein Festtagsgeläut von Kirchenglocken. Er stimmt ein Ave Maria an und kramt mit seinen großen Händen nach seinem Telefon, das jedoch schon längst wieder aufgehört hat zu klingeln.
    »Und Sie?« Funi sucht nach der passenden Formulierung. »Was machen Sie eigentlich zwischen den ganzen Frauen?«
    »Ich bete mit ihnen, organisiere Ausflüge, Gemeinschaftsstunden, eine spirituelle Einkehr. Auch Wallfahrten. Ich bin ihr geistiger Hirte. Wissen Sie, dass es dort einen wunderschönen Pilgerweg entlang mehrerer Wallfahrtskirchen gibt, die der Madonna geweiht sind?«
    Alles andere als ein Reisebegleiter also.
    »Aber ich dachte, Sie sind kein Priester? Das haben Sie mir doch eben gesagt, oder habe ich Sie missverstanden?« Er ist sich immer noch unsicher, welche Rolle dieser Mann eigentlich spielt.
    »Ich bin Glaubender. Einfach ein Glaubender. Das ist alles. Jemand, der glaubt. Jemand, der versucht, sein Bestes zu geben, zu Ehren der Jungfrau Maria.«

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    »Natürlich, Funi. Meine Onkel aus den Marken waren ebenfalls Mitglieder einer solchen spirituellen Gemeinschaft, mit dem Namen Charismatische Gebetsgruppe . Sie hatten die Gabe des Heiligen Geistes, und mit fast siebzig sprachen sie neun Fremdsprachen. Und da niemand der Anhänger jemals eine dieser Sprachen gelernt hatte, waren alle davon überzeugt, dass die ausgestoßenen Laute zu den ältesten Sprachen der Welt gehören mussten«, erklärt Maria Dolores aufgeregt. »Ob das nun völliger Humbug war, dass ihre Körper etwas Unsichtbarem, etwas Übersinnlichem eine Stimme verliehen, wer weiß das schon? Für mich jedenfalls steckt dahinter nichts weiter als eine billige Art, den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen und damit die Kassen der Organisation aufzustocken. Ich persönlich habe an so etwas nie geglaubt, aber wie Sie wissen, bin ich ja auch ein säkularer Geist.«
    »Hier geht es aber nicht darum, ob ich daran glaube oder nicht«, antwortet Achille Funi, während er sein Notizbuch hervorkramt. »Sondern darum zu verstehen, welche Verbindung zwischen dem Mädchen und diesem Mann besteht. Der Typ, mit dem ich gesprochen habe, ist so was wie ein Prediger, ein Guru.«
    Maria Dolores erhebt sich und verschwindet in einem anderen Zimmer. Er sieht ihr hinterher und seufzt tief. Als sie wieder auftaucht, fährt er fort, als ob nichts gewesen wäre. »Ich habe mit der Zelle der Gebetsgruppe gesprochen, die in der Nähe von Civate ansässig ist.« Das Desinteresse von Maria Dolores ist nur unschwer zu übersehen, aber Funi spricht unbeirrt weiter. »Die dortige Verantwortliche erinnert sich an das Mädchen. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie mir nicht alles sagen wollte. Auf jeden Fall meinte sie, es sei nichts Ungewöhnliches, da viele junge Frauen einige Tage für eine spirituelle Einkehr bei ihnen verbringen würden. Vielleicht war Anna ja genau deswegen dort.«
    Schweigen.
    »Vergani, hören Sie mir überhaupt zu?«
    Sie schreckt aus ihren Gedanken hoch und schüttelt den Kopf. Aber das stimmt nicht, denn sie hat ganz genau mitbekommen, was Funi ihr erzählt hat. »Fragen Sie doch in den Pensionen der Gegend nach, vielleicht hatte sie dort ein Zimmer reserviert.« Einfach und schnell überprüfbar.
    »Jetzt, Funi, müssen Sie mir aber mal zuhören.« Sie ist jetzt wieder ganz bei der Sache.
    »Das mache ich doch andauernd. Dann schießen Sie mal los«, meint Funi

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