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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Ordnung?«
    Lanie wedelte ungeduldig mit der Hand. »Lies es einfach.«
    Faith beugte sich über die Zeitschrift, um die Aussagen ihres Vaters zu studieren. In Anbetracht des Titels Anatomie eines Betrugs schwanden sogleich all ihre Hoffnungen, ihre Mutter könnte überreagiert haben. Wie sich herausstellte, hatte Lanie Harrington zum ersten Mal in ihrem Leben nicht übertrieben. Je mehr sie las, desto übler wurde Faith. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und in ihren Schläfen pochte das Blut.
    Martin Harrington hatte dem Reporter sein Herz ausgeschüttet – und dabei gezeigt, dass er gar kein Herz besaß. Ihr Vater, den sie einst so geliebt hatte, leugnete keine seiner Missetaten. Ihm war von Anfang an bewusst gewesen, dass das, was er getan hatte, sowohl unmoralisch als auch illegal war, doch das war ihm einerlei gewesen, als das Geld zu fließen begonnen hatte. Schließlich wollte er für sich und seine Familie einen hohen Lebensstandard schaffen.
    Man hatte ihn gefragt, ob er ein schlechtes Gewissen habe, weil er so viele Menschen um ihre Ersparnisse gebracht hatte, und er hatte verneint – mit dem Argument, dieselben Leute, die sich jetzt beschwerten, hätten damals nicht mit der Wimper gezuckt, als er ihnen Profite erwirtschaftet hatte, die ihre kühnsten Träume übertroffen hatten. Wie konnten sie ihn jetzt für schuldig erklären, wo sie doch vorher die Früchte seiner Arbeit genossen hatten? Martin Harrington fand es ungerecht, dass er im Gefängnis saß und seine Frau und seine Tochter nicht sehen durfte.
    Als sie im weiteren Text ihren Namen las, wurde Faith regelrecht schlecht. Ihr Vater berichtete nämlich ausführlich, wie er die Ehe zwischen Faith und Carter Moreland eingefädelt und damit die erfolgreiche Zusammenarbeit zweier mächtiger Männer aus den Bereichen Wirtschaft und Recht ermöglicht hatte, was Harrington Investment Securities mehr Klienten und auch Carter Moreland mehr Geld eingebracht hatte. Damit beschuldigte er indirekt auch Carter und zog Faiths Namen gleich mit in den Schmutz.
    Faith hatte stets angenommen, sie bräuchte sich für nichts zu schämen, solange sie sich nur von ihrem Vater distanzierte. Sie hatte sich sogar als eines seiner Opfer betrachtet. Doch jetzt war es damit vorbei – nun würde sie niemand mehr für unschuldig halten. Sie hatte zuerst vom Geld ihres Vaters und dann vom Geld ihres Ehemannes gelebt. Der Reporter belastete auch Carter und deutete an, Faith habe einerseits von seiner Mitschuld gewusst und andererseits durch das Geld, das er ihr nach der Scheidung abgetreten hatte, von seinem Einkommen profitiert. In ihren Augen war das damals ein absolut faires Arrangement gewesen, doch in Martin Harringtons Umfeld war nun einmal nichts und niemand fair. Dieser Artikel sprach sie – zu Recht – schuldig, und sei es nur deshalb, weil sie die Tochter ihres Vaters war.
    Faith blickte mit Tränen in den Augen zu ihrer Mutter.
    »Ich habe mich total in ihm getäuscht«, schluchzte Lanie. Endlich gab sie es zu.
    Faith leckte sich über die trockenen Lippen. »Ich mich auch.«
    »Aber du hast es schon lange vor mir akzeptiert. Wie konnte er uns das antun? Wie konnte er zulassen, dass uns diese Zeitschrift in einem solchen Licht darstellt … ?«
    Lanie versagte die Stimme, und Faith erhob sich, ging durchs Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. Sie konnte sich nicht entsinnen, je mit ihrer Mutter im Bett gekuschelt zu haben, aber die Vergangenheit war jetzt nicht mehr wichtig. Was zählte, war die Gegenwart.
    »Man kann dem Reporter keinen Vorwurf machen. Die Schuld liegt ausschließlich bei Dad. Er hat diese Verbrechen begangen, er hat es sogar zugegeben, und er hatte kein Problem damit, nicht nur sich selbst, sondern auch uns den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.« Es tat Faith weh, die schmerzvolle Wahrheit vor ihrer Mutter in Worte zu fassen.
    Sie hatte einen herben Schlag hinnehmen müssen, und sie war eine gebrochene Frau. Die Leute dort draußen mochten der Ansicht sein, dass Lanie Harrington kein Mitgefühl verdient hatte, aber Faith wusste, wie unheimlich wichtig ihrer Mutter ihr gesellschaftlicher Status war. Nachdem sich ihr Vater schuldig erklärt hatte, war Faith die Tatsache, dass sie tief gefallen war, durchaus bewusst gewesen.
    Ihre Mutter dagegen hatte es erst jetzt begriffen. Sie tat Faith leid.
    »Was soll ich denn jetzt machen?«, fragte Lanie ihre Tochter kläglich. Sie klang so hilflos wie ein Kind.
    Faith lächelte gezwungen. »Genau das, was

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