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Ich will doch nur küssen

Ich will doch nur küssen

Titel: Ich will doch nur küssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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fürchterlich geregnet. Es war dunkel, und ich hatte richtig Angst«, fuhr Tess fort. »Als ich sie im Flur gehört habe, bin ich rausgelaufen, und da sah ich sie mit so einem Typen an der Tür stehen. Er hat ihr die Zunge in den Hals gesteckt und versprochen, dass er sie am nächsten Abend wieder abholen würde. Sie hat nicht für uns gearbeitet – sie ist ausgegangen.« Tess hatte den Blick auf einen Punkt an der Decke geheftet und bemühte sich krampfhaft, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen.
    Kein Wunder, dass sie so wütend und aufgewühlt war. Ihre Mutter hatte sie im Grunde im Stich gelassen, dachte er. »Wusste Kelly Bescheid?«
    Tess schüttelte den Kopf. »Als ich gedroht habe, es ihr zu erzählen, meinte Mom, dass Kelly dann bestimmt die Ausbildung abbrechen und ihren Job an den Nagel hängen würde. Sie meinte, ich würde Kellys Leben zerstören.« Jetzt liefen Tess die ersten Tränen über das Gesicht.
    Ganz schön viel seelische Belastung für ein Kind , dachte Ethan. Er hätte Tess’ Mutter erwürgen können. Stattdessen zupfte er ein Taschentuch aus der Schachtel, die auf dem Nachttisch stand, und reichte es ihr.
    Tess ließ verlegen den Kopf hängen und wischte sich die Tränen ab.
    »Und da hast du angefangen, Schwierigkeiten zu machen?«, fragte er.
    Sie nickte. »Ich schätze, ich dachte so ähnlich wie du. Dass Mom zu Hause bleiben und mir mehr Aufmerksamkeit schenken würde, wenn ich Ärger mache.« Sie räusperte sich. »Aber es hat niemanden interessiert, wo ich war und was ich getan habe.«
    Ethan wusste, dass das nicht stimmte, und Tess musste es ebenfalls klar sein. »Kelly hätte es interessiert, aber deine Mutter hat dich ja davon abgehalten, Kelly die Wahrheit zu sagen. Das ist dir doch klar, oder?« Denn für Ethan stand eindeutig fest, dass Kelly ihre Schwester liebte.
    Tess legte das Kinn auf den Knien ab und starrte ihn aus großen Augen an. »Eigentlich müsste sie mich hassen.«
    »Wieso das denn?«, fragte er erstaunt.
    »Weil ich so viel Ärger gemacht habe. Kein Wunder, dass Mom abgehauen ist und woanders ein neues Leben angefangen hat.«
    Ethan schnappte nach Luft, entsetzt darüber, dass sich Tess die Schuld dafür gab. »Hat deine Mutter dir das etwa gesagt?«
    »Na ja, ich kam eines Tages nach Hause, und sie war weg. Sie hatte mir einen Zettel hinterlassen, auf dem stand, dass ich mich von jetzt an allein durchschlagen muss, weil sie es nicht mehr aushält und weil ihr irgendso ein Typ das Leben bieten kann, das sie verdient. Man muss nicht besonders schlau sein, um zu kapieren, dass sie meinetwegen wegwollte.« Tess biss sich auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzuhalten.
    Ethan hatte einen Kloß im Hals. Leah Moss hatte Tess den Eindruck vermittelt, sie wäre es nicht wert, dass man bei ihr blieb.
    Er spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. »Hast du deiner Schwester je die Wahrheit gesagt?«, fragte er.
    Tess schüttelte den Kopf. »Es war doch sowieso schon alles egal. Mom hatte gesagt, es würde Kellys Leben zerstören, wenn sie wieder bei uns einziehen und auf mich aufpassen würde. Aber nachdem sie abgehauen war, hatte mich Kelly ohnehin am Hals. Ich habe ihr Leben ruiniert, genau wie Mom es vorhergesagt hat.« Wieder kullerten Tess dicke Tränen über die Wangen. Ethan reichte ihr schweigend ein frisches Taschentuch.
    Er wünschte, er könnte Tess’ Vergangenheit ungeschehen machen, aber er wusste besser als sonst irgendjemand, dass das nicht möglich war. »Du hast Kellys Leben nicht zerstört. Sie würde dich wohl kaum jeden Abend anrufen, wenn es so wäre, oder?«
    Tess schniefte und schwieg lange. Zu lange. »Wahrscheinlich nicht«, stellte sie schließlich fest.
    »Du hast sie nur vor eine größere Herausforderung gestellt, aber das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes.« Ethan grinste.
    Zu seiner Überraschung grinste Tess zurück.
    »Ich muss morgen nach D. C., aber ich will, dass dir eines klar ist – dass ich dich nicht verlasse. Ich lasse dich nicht im Stich, und außerdem wird Faith hier sein, bis ich zurückkomme. Okay?«
    »Okay«, schniefte Tess. Ihre Augen glänzten feucht, aber er las auch Dankbarkeit in ihrem Blick.
    Er hätte sie am liebsten umarmt, aber sie war noch immer sehr scheu, und er hatte sie für heute schon genug gefordert.
    »Wir sehen uns morgen früh?«, fragte er und erhob sich.
    »Sicher.«
    »Ethan?«
    »Ja?«
    Tess hielt ihm ihren Skizzenblock hin. »Hier. Du darfst es dir ansehen.«
    Er nahm verblüfft den

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