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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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werde das nie wieder tun, aber da hingen nicht nur besoffene Randalemacher rum, wenn du das denkst.«
    »Das Haus sah aus wie ein Schlachtfeld!«, blafft Papa.
    »Da waren auch wahnsinnig viele Leute da! Natürlich hinterlässt das Spuren. Aber es hat keiner Randale gemacht und es ist nichts zu Bruch gegangen. Ich glaube noch nicht mal, dass drinnen geraucht wurde.«
    »Auf alle Fälle war das kein Fest für Minderjährige und das werde ich dem Gastgeber auch noch sagen! Seit wann bist du überhaupt mit den beiden befreundet? Was ist mit Tonja?«
    Papa versucht, ruhig und beherrscht zu bleiben, aber die roten Flecken an seinem Hals verraten, wie aufgebracht er in Wirklichkeit ist.
    »Ich wollte einfach schrecklich gerne zu dem Fest«, sage ich ehrlich. »Aber Tonja wollte nicht mitkommen.«
    »Sehr vernünftig«, sagt Papa.
    »Ich weiß«, sage ich spitz. »Die zum Kotzen vernünftige Tonja.«
    »Vendela!«, ermahnt Papa mich. Aber ich sehe die Andeutung eines Lächelns in seinen Mundwinkeln, auch wenn er sich redlich Mühe gibt, es zu verbergen.
    »Und diese Silja«, sagt er. »Was weißt du über sie?«
    Ich denke nach. Das Wenige, was ich über Silja weiß, würde ihn wahrscheinlich nicht unbedingt beruhigen.
    »Sie ist nett«, sage ich. »Und mutig. Sie verteidigt ein Mädchen aus unserer Klasse, die gemobbt wird. Line.«
    »Line Jensen?«, fragt Papa. »Die wird gemobbt?«
    Ich sehe ihn an. Ist die Erde rund? Geht die Sonne morgen wieder auf? Wird man nass, wenn man ins Wasser fällt? Es gibt so viel, wovon Eltern keine Ahnung haben.
    »Sie ist schon immer gemobbt worden«, sage ich.
    »Das hast du nie erzählt.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Nein, hab ich nicht. Warum sollte ich? Man gewöhnt sich dran. Aber Silja ist neu dazugekommen und wusste nichts davon.«
    »Man gewöhnt sich dran?«, sagt Papa. »Glaubst du, Line hat sich auch dran gewöhnt?«
    »Ja«, sage ich. »Das glaube ich. Sie wird schon so lange gemobbt, dass sie gar nicht mehr weiß, wie es anders ist.«
    »Meine Güte! Wer mobbt sie denn? Doch nicht du und Tonja?«
    Ich denke nach. Im ersten Moment scheint mir die Antwort klar. Natürlich haben Tonja und ich Line nicht gemobbt. Aber mein Gewissen sagt mir sehr schnell, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht. Wir haben nämlich auch nicht direkt versucht, etwas dagegen zu unternehmen, und da ist man mitschuldig. Es sind nicht nur die Dinge, die man getan hat, mit denen man für immer leben muss, sondern auch die, die man nicht tut. Und vielleicht liegt darin ja die Parallele zu dem Fest: Man ist sowohl für das, was man tut, als auch für das, was man nicht tut, verantwortlich, und manchmal ist es vielleicht ganz lehrreich, was falsch zu machen, als gar nichts zu tun. Aber ich weiß nicht, wie ich das Papa verständlich machen soll.
    »Nein«, sage ich stattdessen. »Tonja und ich nicht.«
    »Ich hätte mir auch nichts anderes vorstellen können. Tut mir leid, dass ich überhaupt daran gedacht habe. Aber nach diesem Wochenende weiß ich nicht mehr so recht, wie gut ich dich eigentlich kenne, wenn du verstehst, was ich meine. Wir verschweigen Dinge voreinander, die erst rauskommen, wenn’s zwischen uns kracht. Das ist gar nicht gut.«
    Er wirft einen Blick auf die Uhr und steht auf.
    »Lass uns später weiterreden«, sagt er. »Ich habe versprochen, heute früh bei der Arbeit zu sein.«
    »Musst du Sigge wirklich anrufen?«, frage ich. »Ich verspreche auch hoch und heilig, dass ich so was nie wieder mache!«
    »Sigge?«, fragt Papa verwirrt.
    »Der Cousin. Bei dem das Fest war. Es wäre mir oberpeinlich, wenn du da anrufst, verstehst du das nicht?«
    Papa schüttelt den Kopf. »Du bist fünfzehn, Vendela. Es ist dein Job, alles oberpeinlich zu finden, was ich sage oder tue. Aber ich bin zweiundvierzig und dein Vater, und es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass dir nichts passiert, und gegen Leute vorzugehen, die dir und anderen Jugendlichen Alkohol spendieren. So ist das nun mal.«
    Ich seufze. Es hat keinen Sinn zu quengeln. Sven wird mich hassen. Oder nein, wahrscheinlich nicht, aber er wird denken, dass mein Vater ein kleinkariertes Arschloch ist.
    Aber noch hat er ja nicht angerufen. Noch kann es ein guter Tag werden. Ich esse ein Käsebrot und ein Schälchen Müsli und gehe ins Bad, studiere mein Gesicht in dem Spiegel über dem Waschbecken. Ein leicht überraschter Blick. Was ich ja auch bin, zutiefst überrascht. Ich male feine Kajalstriche um die Augen und lege ein wenig

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