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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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zieht man sich eben schon vorher um. So geht man unangenehmen Fragen aus dem Weg. Ich entwickelte ein solches Talent darin, auffallende Verletzungen mit 'nem Scherz zu bagatellisieren, daß die Mitarbeiter in der Kanzlei 'ne ganze Weile ihren Spaß dran hatten, mich zu foppen. ›Was haben Sie mit Ihrem Bein gemacht?‹ fragte einer, und die anderen grinsten erwartungsvoll. ›Ach, Sie kennen mich doch‹, antwortete ich leichthin. ›Ich bin wieder mal gestolpert. ‹
    Ich stolperte, weil Al mir ein Bein stellte. Ich verbrannte mir den Finger, als er meine Hand über den Toaster hielt. Ich schnitt mich, als mein Mann mir ein Messer in die Hand stieß, weil ich bei 'ner Bridgepartie 'nen Großschlemm verpaßt hatte...«
    Lilian rang nach Luft. Beschämt senkte sie den Kopf. Sie hatte es die ganze Zeit geahnt. Sie hatte sich davor gefürchtet, genau das zu hören und zu wissen, daß Beth die Wahrheit sagte.
    »Als ich merkte, daß ich mit Brian schwanger war«, fuhr Beth fort, »da faßte ich wieder Mut. Weiß der Himmel, warum, aber ich war wahnsinnig aufgeregt. Wahrscheinlich hoffte ich, Al würde weicher, umgänglicher werden, würde sich auf den Sohn freuen, von dem ich annahm, daß er ihn sich wünschte. Und ich dachte, er würde jetzt aufhören, mich zu schlagen. Einer schwangeren Frau würde er nichts tun, und schon gar nicht seinem Baby. Er hat mich nie so brutal zugerichtet wie in der Nacht, in der ich ihm sagte, daß wir ein Kind bekämen. Er kriegte einen Tobsuchtsanfall. Ich weiß nicht mehr, was er mir alles an den Kopf geworfen hat. Ich erinnere mich nur an die Schläge. Die meisten in den Bauch. Er warf mich sogar die Treppe hinunter, als krönenden Abschluß sozusagen. Damals glaubte ich wirklich, er würde mich umbringen. Und ich denke, er hatte es auch vor.
    Ich kann mir nicht vorstellen, wie Brian diese Tortur überlebt hat. Aber irgendwie haben wir's beide geschafft, obwohl Al mich weiter so verprügelte wie zuvor. Ein paar Jahre später kam Lisa zur Welt. Und fünf Jahre danach wurde Michael geboren. Davor hatte ich 'n paar Babys verloren. Alles in allem waren's vier Fehlgeburten. Jetzt wird die Geschichte 'n bißchen eintönig. Siebenundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit. An dem, was ich euch erzählt habe, hat sich im Laufe meiner Ehe nicht viel geändert. Mit Als Kanzlei ging's aufwärts. Er machte eine sagenhafte Karriere, genau wie er es immer vorausgesagthatte. Wir zogen jedes Jahr in ein größeres Haus. Alle hielten ihn für 'ne Art Zauberer und dachten, ich hätte das große Los gezogen.
    Ich hab' nie aufgehört, mich darüber zu wundern, wie er es fertigbrachte, sich von einer Minute zur anderen von Dr. Jekyll in Mr. Hyde zu verwandeln. In der Öffentlichkeit war er der charmanteste, liebenswürdigste Mensch der Welt. Ich wußte, wie sehr ihn alle bewunderten, und ich erinnerte mich noch gut daran, wie sehr ich ihn früher bewundert hatte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie stark er war, trotz seiner schmächtigen Figur. Aber er war eben Gewichtheber. Und das war 'n gutes Training.« Sie brach plötzlich ab und lachte bitter. »Letzten Endes läuft alles darauf hinaus. Das ist die Wurzel unserer Sorgen, unserer Ängste. Die simple Tatsache, daß Männer uns physisch überlegen sind. Selbst für 'nen weniger kräftigen Mann ist es nicht sonderlich schwer, 'ne Frau in die Knie zu zwingen, ganz gleich, wie stark sie ist. Da fangen alle Ungerechtigkeiten, alle Lügen an. Gleicher Lohn, bessere Arbeitsplätze, Gleichberechtigung, das sind die Ziele, für die wir Frauen zu kämpfen glauben. In Wirklichkeit kämpfen wir gegen die bloße körperliche Überlegenheit der Männer. Das ist die Quelle jeglicher Unterdrückung.« Beth räusperte sich und setzte ihren Bericht dann ohne weitere Abschweifungen fort.
    »Mit der Zeit begann ich mich zu fürchten, wenn Al in der Öffentlichkeit nett zu mir war. Denn je charmanter er sich vor den Leuten gab, desto brutaler mißhandelte er mich, wenn wir nach Hause kamen. Je fürsorglicher er sich vor anderen zeigte, desto gemeiner war er später daheim. Erinnerst du dich noch an den Kettenbrief, Lilli? Und wie er drüber gelacht hat? Als wir allein waren, fand er ihn nicht mehr so komisch. Nein, ganz im Gegenteil. Für diesen harmlosen Scherz hat er mich windelweich geschlagen. Er verbot mir, Freundschaften zu schließen. Du, Lilli, warst die einzige wirkliche Freundin, die ich hatte. Dir fühlte ichmich von Anfang an verbunden. Es war gar nicht nötig,

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