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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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behalten. Mir glaubt tatsächlich keiner.« Lilian schluckte. »Ich glaub' dir«, sagte sie leise. »Ich auch«, flüsterte Lisa, lief auf ihre Mutter zu und warf sich schluchzend in ihre Arme. Beth Weatherbys Augen füllten sich mit Tränen. Sie zog ihre Tochter fest an sich und wiegte sie wie ein Baby im Arm. Ohne Lisa loszulassen, streckte sie die freie Hand nach Lilian aus. Lilian ergriff sie, drückte sie und hielt sie fest. Ohne ein Wort zu sagen, saßen die drei Frauen minutenlang so da. Als Beth schließlich wieder zu sprechen begann, da klang ihre Stimme fester, sicherer. Von der Verzweiflung, die zuvor in jedem ihrer Worte mitgeschwungen hatte, war nichts mehr zu spüren. »Die Nacht, in der ich Al getötet habe, war eigentlich genau wie viele andere zuvor. Nur daß er diesmal 'n paar Gläser getrunken hatte, was bei ihm 'ne Ausnahme war. Er brauchte weiß Gott keinen Alkohol, um ausfallend zu werden.
    Es war an einem Freitag. Ich machte grade das Abendessen. Er rief aus einer Bar an, tobte und fluchte und warf mir vor, ich sei eine nutzlose Last für ihn, eine schlechte Mutter, eine saumäßige Bridgespielerin ... Er überschüttete mich mit Gemeinheiten. Und dann sagte er, er sei auf dem Heimweg. Ich wußte, er würde mich wieder schlagen. Seit Michael ausgezogen war, nahm er sich immer mehr raus, erfand ausgefallenere Quälereien. Er wurde unvorsichtig,log Sachen zusammen, die leicht auffliegen konnten. So wie damals, als er dir weismachen wollte, ich hätte Kummer, weil Lisa auf 'nen verheirateten Mann reingefallen sei. Es schien ihm nicht mehr soviel auszumachen, ob jemand dahinterkam, was bei uns gespielt wurde. Fast schien er die Leute herauszufordern, sein Geheimnis zu entdecken. Ich war außer mir vor Angst, weil ich fürchtete, er würde mich töten! Da rief ich dich an.« Wieder senkte Lilian beschämt den Kopf. Beth löste sich sanft von ihrer Tochter und sah Lilian in die Augen. »Komm, mach dir bitte keine Vorwürfe. Wie hättest du's denn erraten sollen? Schau, genau den Fehler hab' ich während meiner ganzen Ehe gemacht. Ich suchte die Schuld bei mir statt bei ihm. Das war die eigentliche Mißhandlung, und die werd' ich Al nie verzeihen können. Darum hab' ich ihn in der Nacht getötet. Nicht, weil er mich all die Jahre geschlagen hat, sondern weil er meine Seele zerstört hat. Weil ich dauernd in schierer Panik leben mußte. Weil er mich so erniedrigt und weil er meine Menschenwürde zertreten hat. Weil er mir Schuldkomplexe einredete und mir das Gefühl gab, ich sei nicht mehr wert als die Zeitung von gestern. Ich bedeutete niemandem etwas, am wenigsten mir selber. Und das Gefühl hatte ich nicht nur zu Anfang. Das blieb auch später so, selbst dann noch, als ich ein bißchen mehr Erfahrung hatte und wußte, daß es mit unserer Ehe nicht stimmte, und zwar nicht meinetwegen, sondern weil mit Al was nicht in Ordnung war ... Aber als ich das begriff, da war's schon zu spät. Mir war alles egal, und darum konnte ich mich nicht aufraffen, ihn zu verlassen, nicht mal, nachdem Michael ausgezogen war. Ich blieb nicht nur, weil ich Angst vor Al hatte und wußte, daß er mich finden und töten würde. Nein, es lohnte nicht wegzugehen, weil einfach nichts mehr von mir übrig war. Könnt ihr das verstehen? Meine Seele war tot.
    Als Al an jenem Abend heimkam, da saß ich bloß so da und wartete auf ihn. Er verlor keine Zeit, sondern schluggleich auf mich ein. Diesmal war es schlimmer als je zuvor. Mir war klar, daß er mich umbringen würde. Er drückte mir mit den Händen den Hals zu und würgte mich. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, aber es schien ihm gleich zu sein, ob ihn jemand beobachtete oder nicht. Ich geriet in Panik und versuchte zum erstenmal, mich zu wehren. Aber das schien ihn erst recht auf den Geschmack zu bringen. Mein sinnloser Widerstand amüsierte ihn. Dann zerkratzte er mir das Gesicht. Schließlich brach ich auf dem Fußboden zusammen. Er trat mich in die Seite, als sei ich ein Haufen dreckiger Wäsche. Dann hörte er ganz plötzlich auf ... Er sagte, er sei müde. Er ginge jetzt zu Bett, aber morgen würde er mich fertigmachen. Er torkelte nach oben. Ich blieb lange am Boden liegen, ohne mich zu rühren. Mein ganzer Körper war wund. Endlich raffte ich mich auf. Ich wollte hinauf ins Bett und versuchen, ein wenig zu schlafen. Vielleicht wußte ich da schon, daß ich ihn töten würde. Wenn es so war, dann erinnere ich mich jedenfalls nicht mehr daran. Ich weiß nur noch, daß

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