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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich dachte, er würde bestimmt bis zum Morgen durchschlafen, und dann hätte er's sicher vergessen, wenigstens für eine Weile. Also ging ich nach oben, zog mich aus, streifte mein Nachthemd über und legte mich tatsächlich zu Al ins Bett. Ich war bereit zu sterben, wenn er es denn so wollte.
    Aber als ich im Dunkeln lag und auf den Schlaf wartete, da geschah etwas Seltsames. Ich merkte auf einmal, daß ich trotz allem noch Lebenswillen in mir hatte. Mir wurde klar, daß ich seine Schläge nicht länger hinzunehmen brauchte. Es war mir gleich, ob man mir glauben würde oder nicht. Ich konnte ihn nicht verlassen, das wußte ich. Er würde seine Drohung wahr machen, würde mich finden und mich umbringen. Unfälle passieren jeden Tag, pflegte er zu sagen. Ich hatte nur dann eine Chance zu überleben, wenn ich aufstand und ihm zuvorkam. Ich mußte ihn töten. Aus Notwehr.
    Und das hab' ich getan.
    Von dem Augenblick an kann ich mich nicht mehr recht auf die Einzelheiten besinnen. Ich holte den Hammer und schlug auf Al ein. Ich erinnere mich, wie ich das Blut an meinem Nachthemd sah und wußte, daß er tot war. Alles, was ich spürte, war ... Erleichterung. Ich weiß nicht mehr, daß ich den Hammer im Lüftungsschacht versteckt hab', aber es muß wohl so gewesen sein. Ich kann mich auch nicht erinnern, wie ich nach draußen gekommen bin. Ich weiß bloß, daß ich auf der Straße war, als die Polizei mich fand.«
    Beth Weatherby schüttelte den Kopf. »Die Anwälte setzen mir zu, auf vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Sie behaupten, in der Nacht, als ich meinen Mann tötete, müsse ich verrückt gewesen sein. Vielleicht haben sie recht.« Sie zögerte, blickte von Lilian zu Lisa und wieder zu Lilian zurück. »Aber ich glaub's einfach nicht. Um die Wahrheit zu sagen, Lilli... Lisa, mein Liebling, bitte verzeih mir«, unterbrach sie sich. Dann fuhr sie mit ruhiger Stimme fort: »Ich bin der festen Überzeugung, daß ich die letzten siebenundzwanzig Jahre nie so klar bei Verstand war wie in der Nacht, als ich Al ermordete.«

 
    22
     
     
    Lilian mußte sich beeilen, wenn sie noch rechtzeitig zur Uni kommen wollte. Sie war schon an der Tür, als das Telefon klingelte.
    »Typisch«, murmelte sie, lief zurück in die Küche, nahm den Hörer ab und warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon halb elf. In einer halben Stunde begann ihr Kurs, und wenn sie nicht in fünf Minuten losfuhr, würde sie zu spät kommen. Heute war erst der zweite Vorlesungstag, dawürde Unpünktlichkeit einen schlechten Eindruck machen. Dabei hatte sie sich doch vorgenommen, dieses Semester richtig anzugehen, mit wirklichem Arbeitseifer und Einsatzbereitschaft. »Hallo?« fragte sie ungeduldig. Wahrscheinlich irgend so 'n Institut für Haushaltsprüfung oder ein Vertreter, der mir 'n Illustrierten-Abonnement aufschwatzen will. »Lilli?«
    »Ja. Wer spricht denn da?«
    »Hier ist Irving. Irving Saunders. Beinah hätt' ich deine Stimme nicht erkannt. Du klingst so gestreßt.« »Bin ich dienstags immer. Wie geht's dir denn? Wie war's in Afrika?«
    »Ach, immer dasselbe. Überall Unruhen, und 'ne Hitze wie im Brutkasten. Du, ich hab' was für dich, 'ne ganz große Sache.«
    »So?« Lilian umklammerte krampfhaft den Telefonhörer. Ihr war, als würde jeden Moment der Boden unter ihren Füßen wegrutschen.
    »Willst du denn gar nicht wissen, worum sich's dreht?« »Also was gibt's?« fragte sie dumpf. »Wir starten 'ne neue Sendung«, begann Irving. Lilian holte tief Luft und hielt den Atem an. »Es handelt sich um 'n einstündiges Nachrichtenmagazin«, fuhr er fort. »Weißt du, 'n bißchen in der Richtung von ›Sechzig Minuten‹. Skandale, Enthüllung von Korruptionsfällen und so, auch überregional, versteht sich, aber im wesentlichen auf Themen gestützt, die speziell unsere Stadt tangieren. Die Show soll ›Chicagos Stunde‹ heißen. Ich find' das 'nen großartigen Titel, einfach weil's so vieldeutig klingt und Assoziationen anbietet, einerseits sachliche Zeitangabe, andererseits dieses Mitschwingen von Schicksalhaftem, Bedeutungsvollem ... Na ja, so war's jedenfalls gedacht. Bist du überhaupt noch dran?« »Ich bin ganz Ohr.« »Prima. Wir brauchen dich.«
    »Was?!«
    »Tja, die Sache hat allerdings 'nen Haken, das heißt eigentlich zwei, um genau zu sein.« »Du willst mich wirklich dabeihaben?« »Ja.« »Abgemacht.«
    Irving Saunders lachte laut. »Lilli, ich mag dich. Du bist soherzerfrischend direkt!« »Wann soll ich

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