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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß wir uns oft trafen und miteinander sprachen; wir schienen bei jeder Begegnung mühelos an dem Punkt anzuknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Al war machtlos dagegen. Und ich glaubte, er spürte, daß es gefährlich gewesen wäre, etwas gegen diese Freundschaft zu unternehmen.
    Ich kann gar nicht beschreiben, was ich durchgemacht habe, solange die Kinder zu Hause wohnten. Ich lebte ständig in der Angst, sie könnten dahinterkommen, was bei uns los war, oder daß Al sich eines Tages nicht mehr damit zufriedengeben würde, mich zu schlagen, und auf die Kinder losgehen könnte. Ich hab' in all den Jahren mit keinem Wort aufbegehrt. Ich hatte nur den einen Wunsch, die Kinder zu beschützen. Vor ihnen hab' ich immer so getan, als seien wir einer Meinung. Und wenn ich's doch mal wagte, meine Ansicht zu vertreten, konnte ich sicher sein, daß er mich später dafür bestrafen würde. Ich machte meinen Mann zum Mittelpunkt meines Lebens, und natürlich ist das alles, woran die Kinder sich heute erinnern. Darum fällt es Lisa und Brian so schwer, die Wahrheit zu glauben.« Sie starrte auf das tränenüberströmte Gesicht ihrer Tochter. »Nicht wahr, Lilli, Lisa hat dir doch bestimmt erzählt, daß es zwischen ihren Eltern nie Unstimmigkeiten gab, und schon gar keine handfesten Auseinandersetzungen, wie sie in anderen Familien vorkommen. Ja, sie hat recht. Ich wagte nie zu widersprechen, wir hatten nie Streit.« Beth schwieg gedankenverloren. »Mit Michael war's anders«, fuhr sie schließlich fort. »Ich hatte immer den Verdacht, daß Michael ahnte, was sich in Wirklichkeit bei uns abspielte. Ich bin mir zwar nicht sicher, was er rausgekriegt hat, aber ich hatte immer das Gefühl, daß auch ein vages Wissen um den Zustand unserer Ehe eine Rolle spielte, als er sich plötzlich entschloß, von der Schule abzugehen und in diese Sekte einzutreten ...« Ratlos brach sie ab.
    »Als die Kinder endlich alle aus dem Haus waren, wurde es zwar noch schlimmer, aber ich war trotzdem erleichtert. Ich hatte die drei in ihrem Vorhaben bestärkt, Chicago zu verlassen, heimlich natürlich, ohne daß Al etwas davon ahnte. Wenn er dahintergekommen wäre, hätte er mich umgebracht. Aber mir lag alles daran, sie so weit wie möglich von ihm fortzubringen. Ich wollte sie aus diesem Haus raushaben. Dann brauchte ich mir ihretwegen wenigstens keine Sorgen mehr zu machen. Doch Al hatte danach sozusagen freie Hand. Er mußte sich vor niemandem mehr in acht nehmen. Er benahm sich wie ein Halbstarker, der plötzlich ohne Aufsicht ist. Sturmfreie Bude bei den Weatherbys.«
    Lilian wollte etwas fragen, doch Beth kam ihr zuvor. »Ich kann's mir schon denken, du möchtest wissen, warum ich ihn nicht verlassen habe«, sagte sie. Lilian nickte. »Alle fragen mich das. Ist ja auch ganz natürlich. Ich hab' mir weiß Gott oft genug diese Frage gestellt. Vielleicht kann das nur eine Frau verstehen, die selbst so was durchgemacht hat. Aber einiges kann ich dir wohl doch erklären: Erst mal war ich so jung, als wir heirateten, und so unerfahren. Dieser Mann bedeutete die ganze Welt für mich. Anfangs war ich mir nicht mal sicher, ob's nicht in jeder Ehe so zugeht, ob Frauen Mißhandlungen nicht einfach als so 'ne Art Schicksal hinnehmen. Ich dachte, das gehöre eben zum Sex. Und ich hatte so einen unbändigen Stolz! Wie konnte ich denn zugeben, daß meine Mutter doch recht gehabt hatte? Sollte ich denn nach all dem Theater, das ich aufgeführt hatte, um meinen Willen durchzusetzen, einfach wieder zu Hause aufkreuzen? Er schwor mir, er würde mich finden, wenn ich je versuchen sollte wegzulaufen. Und dann würde er mich umbringen. Mittlerweile hatte ich panische Angst vor ihm!
    Na ja, und außerdem glaubte ich, es sei alles meine Schuld. Ich sah diesen großartigen Mann, den jeder gern hatte und der zu allen so charmant war, außer zu mir. Mußte ichdenn da nicht annehmen, daß mit mir irgendwas nicht stimmte? Ich hab' mich Gott weiß wie angestrengt. Ich wurde eine fabelhafte Köchin. Ich hab' Al von vorn und hinten bedient. Aber es gelang mir nie, es ihm recht zu machen. Und dann die Kinder, Al ließ keine Gelegenheit aus, mir vorzuwerfen, daß ich als Mutter 'ne Versagerin sei. Er drohte, sie mir wegzunehmen, wenn ich's mir in den Kopf setzen würde, ihn zu verlassen. Er sagte, ich hätte vor Gericht nicht die geringste Chance, denn niemand würde mir meine Geschichte glauben.« Ihre Augen wanderten blicklos durch den Raum. »Und natürlich hat er recht

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