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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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erwartungsvollen Gesichter ringsum blickte, da begriff sie, daß es darauf gar nicht ankam. Sie wußte immerhin etwas Neues, etwas, wovon sie noch nichts gehört hatten. Und das genügte ihnen.
    »Sie rief an und fragte, ob wir uns auf einen Kaffee treffen könnten«, begann Lilian ohne Umschweife. »Aber da ich grade beim Kochen war, mußte ich absagen.« »Wollte sie sich denn gleich mit Ihnen treffen?« »Ja.« Lilian rief sich die Unterhaltung noch einmal ins Gedächtnis. »Sie klang sehr sonderbar«, fuhr sie fort. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an jede Einzelheit des Gesprächs, das sie letzte Nacht irgendwie verdrängt haben mußte. »Ich hab' zuerst nicht mal ihre Stimme erkannt. Sie klang, als hätte sie ... Angst.« Ganz plötzlich wußte Lilian, was da in Beths Stimme mitgeschwungen hatte und was ihr gestern vor lauter Arbeit nicht aufgefallen war. O mein Gott, dachte sie. Ob der Mörder schon dort war, als Beth mich anrief? Nein, das kann nicht sein. Beth wollte mich sofort sehen. Bestimmt hätte der Mörder nicht zugelassen, daß sie sich mit einer Freundin zum Kaffee verabredet. »Hat sie gesagt, daß sie sich fürchtet?« wollte Captain Keller wissen.
    »Nein. Sie hat nur gefragt, ob wir uns auf einen Kaffee treffen könnten. Ich wollte wissen, ob irgendwas nicht in Ordnung sei, aber sie sagte: nein, nichts weiter, Al komme später heim - er sei in einer Besprechung -, und sie habe gedacht, das sei eine günstige Gelegenheit für uns. Da klang sie auch schon wieder ganz normal. Nur ganz zu Anfang kam mir ihre Stimme so sonderbar vor.« »Sie hat also gesagt, ihr Mann sei in einer Konferenz und käme erst spät nach Hause?«
    »Ja. Wir haben uns dann für den Mittwochabend verabredet.«
    »Sonst noch was?« »Nein, nichts.«
    »Sind Sie eng mit Beth Weatherby befreundet, Mrs. Plumley?«
    »Wir sind befreundet«, antwortete Lilian. »Wir spielen ab und zu Bridge zusammen, und wir sind im selben Gymnastikkurs. Ich mag sie sehr gern.« Sie versuchte, in den Zügen des Captains zu lesen. Doch sein Gesicht blieb ausdruckslos. »Wird sie wieder gesund werden?« »Haben Sie vielen Dank, Mrs. Plumley«, sagte Captain Keller, ohne auf ihre Frage zu antworten. »Vielleicht brauchen wir Sie noch mal.« Er grüßte und ging hinaus. »Was soll das alles?« wandte sich Lilian an David. Er schüttelte ärgerlich den Kopf. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß Beth dir am Telefon verängstigt vorkam?« »Es ist mir einfach nicht eingefallen. Glaubst du, daß da ein Zusammenhang besteht?« fragte sie ungläubig. »Es dürfte wohl kaum purer Zufall sein«, antwortete er mit einem Anflug von Sarkasmus. »Aber wie erklärst du dir das alles?« »David.« Die Stimme war sanft, und doch hatte sie den gleichen, unverwechselbar kehligen Klang wie in der Nacht zuvor. Lilian drehte sich um und sah, wie Nicole tränenüberströmt in Davids Arme sank. Sie traute ihren Augen nicht. Da stand ihr Mann und umarmte vor all diesen Leuten eine andere Frau. Natürlich begriff niemand außer ihr, was sich wirklich abspielte. Alle anderen sahen nur eine gerührte junge Frau, nicht zu vergessen eine brillante Juristin, die außer sich war über den plötzlichen Tod des von allen verehrten Chefs und die bei dem Mann Trost suchte, den ja auch die meisten von ihnen haltsuchend umarmt hatten. Verlegen blickte Lilian zu Boden. Wie konnte sie nur so mies sein, in einem solchen Augenblick Eifersucht zu empfinden? Jemand hatte den langjährigen Kollegen, den Freund und Gönner ihres Mannes brutal niedergeknüppelt. Er war tot, seine Frau lag wer weiß wie schwer verletzt hier im Krankenhaus, und sie zitterte davor, daß ihr Mann einen Steifen kriegen könnte, während Nicole sich in ihren hautengen Jeans an ihn drückte. David befreite sich sanft aus der Umarmung der anderen. »Lilli, hast du mal 'n Tempo?« fragte er. Lilian griff in ihre Tasche und zog ein paar zerknüllte Papiertaschentücher heraus. »Ich hoffe, sie sind unbenutzt.«
    Sie hielt sie David hin und sah fassungslos vor Staunen zu, wie er Nicole Clark die Tränen von den Wangen tupfte. Hoffentlich sind sie benutzt, wünschte sie innerlich. Muß er denn immer gleich so 'ne Schau abziehen? Sie konnte sich nicht erinnern, daß er ihr die Tränen abgewischt hatte. Doch dann fiel ihr ein, daß sie ja gar nicht geweint hatte. Leergebrannt und wie erstarrt war sie mit brennenden, trockenen Augen ruhelos auf und ab gewandert. Lilian wurde es peinlich, die beiden zu beobachten. Sie kam

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