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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenigstens, bis ich die Tür zugemacht hab'!«
    Sie hörte, wie die Tür hinter ihr ins Schloß fiel, während sie wie ein Roboter auf das Bad zusteuerte. Sie ließ das Wasser einlaufen. Als David hereinkam, stand sie nackt neben der Wanne und starrte auf den sprudelnden Strahl. »Du hast mir nicht erzählt, daß du mit ihr essen warst«, stellte sie statt einer Antwort fest.
    David bedurfte keiner weiteren Erklärung. »Sie war völlig durcheinander. Sie brauchte jemanden, um sich auszusprechen.«
    »Und du warst der einzige, an den sie sich wenden konnte?«
    »Ich war eben grade da.«
    »Sehr bequem«, spottete Lilian. Im nächsten Moment hätte sie ihre Worte am liebsten zurückgenommen. »Das ist wirklich kein Diskussionsthema«, sagte er und ging hinaus.
    Lilian wäre ihm gern gefolgt, doch dann entschied sie, daß der Anblick ihres nackten Körpers bei einem Gespräch über Nicole Clark kein günstiges Vergleichsbild abgeben würde. Sie wartete, bis die Wanne fast randvoll war, dann tauchte sie ins Wasser und schloß die Augen. In den wenigen Minuten, die zwischen dem Öffnen der Wohnungstür und dem Einlassen des Badewassers lagen, hatte sich ihr Traum vom Schaumbad zu zweit zerschlagen, und auch beiihm war das Verlangen erloschen. David und Lilian waren in verschiedenen Räumen. Und Nicole Clark stand irgendwo zwischen ihnen.

 
    16
     
     
    Am nächsten Tag fuhr Lilian hinaus nach Lake Forest, um Beth Weatherby zu besuchen.
    Von der Straße aus wirkte das Haus noch genauso, wie sie es von ihrem letzten Besuch her in Erinnerung hatte. Das Laub der Bäume, die das große, graue Ziegelgebäude umstanden, schien noch genauso frisch wie im Frühsommer; es war, als seien die letzten drei Monate spurlos daran vorübergegangen. Doch Lilian wußte, daß die Zeit das grüne Blätterkleid nur allzu rasch in herbstliche Töne färben würde. Wenig später würde dann auch dieses leuchtende, rotgoldene Farbspiel vorbei sein, und noch ehe sie darauf gefaßt war, würden die kahlen Äste wie schwarzes Filigran in den grau über Chicago lastenden Winterhimmel ragen. Lilian starrte hinunter auf die weißen und roten Geranien und Petunien, die den Kiesweg zum Haus säumten. Wie frisch sie noch waren. Trotz der Hitze - die Temperatur war nur wenig niedriger als am Vortag - fröstelte sie plötzlich. Es wird ein langer Winter werden, dachte sie und betrat den frischgeharkten Weg, der zum Haus führte. Als sie vor der hohen, massiven Eichentür stand, blickte sie zögernd auf den bronzenen Klopfer in Form eines Delphins. Zaghaft langte sie hinauf und ergriff den Schwanz des großen Meerestiers. Deutlich spürte sie, wie ein Angstschauer durch ihre Glieder fuhr. Warum? fragte sie sich, verärgert über die Hypersensibilität ihres eigenen Körpers. Wovor fürchte ich mich bloß? Etwa davor, daß Als Geist auf mein Klopfen erscheinen könnte, um michmit seiner herzlichen Art hineinzubitten, so wie er es vor ein paar Monaten tat, als ich mit David zu dem verunglückten Bridgeabend kam? Sie erinnerte sich, wie sie an jenem Abend in dem gemütlichen Wohnzimmer gesessen hatte, fasziniert von den herrlichen Antiquitäten und durchdrungen von einem beruhigenden Gefühl, das der Raum mit seiner Atmosphäre der Beständigkeit erzeugte. David saß neben ihr, sie betrachteten das Foto der Weatherby-Kinder, und dann zerriß plötzlich ein Schrei den Frieden des Abends. Es war Beth. Lilian sah alles wieder ganz deutlich vor sich: wie sie in die Küche gerannt war, wie sie einen Moment lang gebannt auf Als erschrockenes Gesicht gestarrt hatte, das sich geisterbleich von dem purpurnen Blutstrom abhob, der aus Beths ausgestreckter Hand schoß. Lilian wandte sich um und blickte auf den Fußweg zurück. Weiß und rot, dachte sie, wie die Blumen.
    Reglos stand Lilian da und spürte, wie die Angst in ihr hochkroch. Das ist einfach lächerlich, dachte sie wütend. Ich führ' mich ja auf wie ein Kind, das sich vorm schwarzen Mann fürchtet. Wovor hab' ich eigentlich Angst? Vor der Nähe des Todes etwa? Davor, ein Haus zu betreten, in dem jemand ermordet worden war? Kopfschüttelnd verneinte sie die Fragen ihrer inneren Stimme. Nein, es war nicht der Tod, vor dem sie sich fürchtete. Dessen grauenvolles Gesicht war ihr oft genug begegnet, ob sie nun das Gemetzel eines Bürgerkrieges oder die Brutalität der Großstadt gefilmt hatte. Nein, der Tod schreckte sie nicht mehr, dazu hatte sie ihn zu oft mit der Kamera festgehalten. Aber jetzt gab es eben

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