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Ich Will Ihren Mann

Ich Will Ihren Mann

Titel: Ich Will Ihren Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
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'ne Spritztour zur Chinesischen Mauer zu machen?« »Genau das. Warum eigentlich nicht?« »Weil kein Mensch weiter zu 'nem Rechtsanwalt gehen würde, der mitten in 'nem Scheidungsprozeß Termine platzen läßt, um die man monate-, wenn nicht sogar jahrelang gekämpft hat. Darum.«
    »Du hast doch Partner. Wozu sind die gut, wenn sie dich nicht mal vertreten können, wenn du verhindert bist?«
    »Du weißt ganz genau, daß ich meine Fälle nicht gern aus der Hand gebe ...«
    »Andere Leute nennen so was schlicht: Verantwortung delegieren.«
    »Für meine Klienten bin aber nun mal ich verantwortlich.«
    »Kannst du ihnen denn nicht einfach sagen, daß du für 'n paar Wochen Ferien machst? Ich hab' mich mit meinem Urlaub ja auch nach dir gerichtet!«
    »Das ist der springende Punkt. Ich hab' meinen Urlaub dieses Jahr schon genommen!« David setzte sich in einen der ausladenden Ohrensessel, die Lilian und er neulich gekauft hatten. »Außerdem, was sollte ich denn in China machen? Dir die Filme wechseln, oder was? Sei doch vernünftig. Ich würde da doch bloß allen im Weg rumstehen.« Lilian erinnerte sich an frühere Reisen, bei denen Kollegen ihre Partner mitgenommen hatten. Sie mußte David recht geben. Wann immer eine Ehefrau (es sind tatsächlich nur Frauen gewesen, dachte sie) ihren Mann zum Drehort begleitete, kam es unweigerlich zu Reibereien und Schwierigkeiten. Sie selbst war schon vor langer Zeit zu der Erkenntnis gelangt, daß es nicht gut war, Vergnügungs- und Dienstreisen zu verbinden. Beide Teile kamen dabei nicht zu ihrem Recht.
    »Außerdem«, hörte sie David sagen, »können wir es uns nicht leisten.«
    Lilian holte tief Luft. Als Begleitperson würde David die Reisekosten selbst tragen müssen. Elaine hatte dafür gesorgt, daß Lilian und David sich nur selten einen Urlaub gönnen konnten; und auch dann nie sonderlich weit weg von zu Hause.
    »Was bleibt uns also übrig?« fragte Lilian mit müder Stimme.
    »Das möchte ich von dir wissen.« David klang genauso erschöpft wie sie. »Ich reise, David.«
    Er nickte und stand auf. »Das heißt, du wirst nicht dabeisein, wenn die Party in der Kanzlei steigt.« »Nein. Tut mir leid.«
    »Und was wird aus den Marriotts? Wir haben sie doch zum Essen eingeladen.«
    »Wir verschiebend, bis ich zurück bin.« »Was soll ich den Leuten sagen?« »Die Wahrheit. Daß ich nach China mußte. Dann haben die alten Klatschmäuler wenigstens mal 'n neues Thema. Sonst fällt ihnen doch nichts anderes ein, als drüber zu reden, daß deine erste Frau hübscher war, und sich zu fragen, was du nur an dieser Fernsehtante findest.« David setzte sich wieder, blickte sie an und lächelte matt. »Aber wenn du ihnen mal 'nen richtig gepfefferten Gesprächsstoff liefern willst, dann geh doch in anderer Begleitung auf die Party.« Flüchtig stellte sie sich ihren Mann in den Armen einer anderen vor. Sie sah, wie die Frau ihre Beine um seine Hüften schlang ... »Wenn ich's mir recht überlege-« Sie stand auf, schlich schuldbewußt auf David zu, setzte sich auf seinen Schoß und kreuzte die Beine hinter seinem Rücken. »Dann sollen sie sich ruhig ihre eigenen Themen ausdenken.« Sie küßte ihn. »Bitte, sei mir nicht böse-« »Ich werd's überleben«, sagte er und erwiderte ihren Kuß.
    Sie war nach China geflogen, hatte den ersten Boom amerikanischer Touristen gefilmt, und als sie zwei Wochen später zurückkehrte, fand sie die Wohnung unverändert, das Wetter war das gleiche wie vor ihrer Abfahrt, und ihr Mann war ebenso glücklich, sie wiederzusehen, wie jedesmal, wenn sie von einer Reise zurückkam. Und doch stimmte etwas nicht. Es war nichts Greifbares. Sie spürte und erahnte es nur, sei es in einem ausweichenden Blick, sei es in einer Berührung, die fremd wirkte. Er war mit einer anderen Frau zusammengewesen. Sie wußte es. Sie war sich dessen so sicher, als sei sie selbst dabeigewesen oder als hätte er es mit seinen eigenen Worten bestätigt. Ersprach nie davon. Sie fragte nie danach. Aber es stand zwischen ihnen. Eine Woche nach ihrer Rückkehr meldete sie dem Sender, daß sie keine Außenaufträge mehr annehmen würde. Bald danach reichte sie ihre Kündigung ein und begann, an der Universität Chicago Fernsehjournalismus zu lehren.
     
       »Worüber hast du mit Nicki gesprochen?« fragte er, als sie die Wohnung betraten. Lilian zog sich das verschwitzte, schwarze Wollkleid über den Kopf und ließ es achtlos zu Boden fallen. »Mensch, Lilli, wart' doch

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