Ich will ja nur dich!
zur Abwechslung einmal nicht wie die dumme Tussi behandelt, deren alkoholkranker Bruder ständig Ärger machte.
Und anstatt zum Scheckbuch zu greifen und den Flyer dann in den Mülleimer zu werfen, zog Liza tatsächlich in Erwägung, ihr Wochenende in New York sausen zu lassen.
Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass Jeff Montana, ein Architekt, den sie kürzlich eingestellt hatte, abwartend in der Tür ihres Büros stand. »Hi, Jeff. Komm doch herein.«
Er trat ein und nahm auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch Platz. Jeff stammte aus dem Mittleren Westen und hatte eigentlich einen Job in Manhattan gesucht. Er war nur nach Serendipity gezogen, weil ihm die Wohnungen in New York zu teuer gewesen waren, und hatte ursprünglich vorgehabt, mit dem Zug zu pendeln. Allerdings war er bei seiner Arbeitssuche in der City nicht erfolgreich gewesen, und Liza hatte sich nur zu gern bereit erklärt, einen derart talentierten Mitarbeiter einzustellen. Er passte hervorragend in ihre Firma, und sie konnte ihn gut leiden.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte sie.
»Können wir uns kurz über das Mystic-Projekt unterhalten?«
Er meinte ein Bauvorhaben in Connecticut, das sie eventuell übernehmen wollten.
Sie nickte. »Klar.«
»Ah, gehst du am Wochenende auf das Polizeifest?« Er deutete auf den Flyer, den sie noch immer in der Hand hielt.
Liza runzelte die Stirn. »Ich weiß noch nicht. Du?«
Er zuckte die Achseln. »Ich bin auch noch unschlüssig. Ich kenne ja kaum jemanden hier, und ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, ein paar neue Bekanntschaften zu schließen. Aber allein macht das wohl auch nicht so viel Spaß.« Er schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln.
»Warst du schon in Joe’s Bar?« Das bekannteste Lokal der Stadt war auch ein guter Ort, sich unters Volk zu mischen.
Jeff schüttelte den Kopf. »Auch darauf habe ich allein einfach keine Lust«, gestand er und wandte den Blick ab.
Liza fand seine Schüchternheit süß. Mit den tiefschwarzen Haaren und seinem natürlichen Charme würde es sicher nicht lange dauern, bis eine der Single-Frauen der Stadt ihn sich unter den Nagel gerissen hatte. Es musste sich nur noch herumsprechen, dass er hier lebte.
Er musste also dringend unter Leute kommen. »Was hältst du davon, wenn wir uns dort treffen, wo wir doch beide nicht abgeneigt sind hinzugehen? Ich kann dir gern ein paar Freunde und Bekannte vorstellen.«
Außerdem konnte er ihr als Puffer dienen. Sie wollte Dare wiedersehen, war sich aber immer noch nicht sicher, ob das auch in seinem Sinne war. Er hatte sie zwar zum Essen eingeladen, aber sie konnte sich eigentlich noch nicht so recht erklären, warum. Sein Verhalten war völlig anders gewesen als sonst, wenn er im Dienst war. Er hatte genauso verblüfft gewirkt wie sie selbst, als er die Einladung ausgesprochen hatte.
»Und es macht dir auch bestimmt nichts aus?«, fragte Jeff.
Liza schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht.«
Beinahe hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil er keine Ahnung hatte, dass er ihr damit einen Gefallen tat. Aber sie würde den Teufel tun und einem ihrer Mitarbeiter gestehen, wie unwohl sie sich in ihrer eigenen Heimatstadt fühlte. Oder sonst irgendjemandem.
Im Grunde war es kein Wunder, wenn sie sich einsam fühlte.
Sie versuchte, ihm ein ungezwungenes Lächeln zu schenken. »Es wird sicher lustig. Wie wär’s, wenn wir uns … gegen eins treffen?«
Um diese Uhrzeit sollten bereits einige Leute da und noch nicht allzu viele wieder gegangen sein. Liza hatte zwar nicht viele Freunde in Serendipity, aber es gab durchaus Menschen, mit denen sie gerne ihre Zeit verbrachte. Menschen, die sie Jeff vorstellen konnte.
»Klasse!«, sagte Jeff. Er freute sich sichtlich.
Liza nickte. »Gut. Und nun zum Mystic-Projekt …«
Die nächste Stunde verbrachten sie damit, die Möglichkeiten einer Restauration, die historische Bedeutung des betreffenden Gebäudes und die anfallenden Kosten zu diskutieren. Als Jeff in sein Büro zurückkehrte, war Liza geneigt, das Projekt zu übernehmen und Jeff die Leitung zu übertragen.
Sie wollte gerade essen gehen, als ihr Telefon klingelte. Es zeigte einen internen Anruf an. »Hallo?«
»Liza, hier ist Peter Dalton von der Buchhaltung.«
»Was gibt’s, Peter?«, erkundigte sie sich und fand sich resigniert damit ab, dass sich ihr knurrender Magen noch etwas gedulden musste.
»Ich sehe gerade die eingegangenen Spesenbelege durch, und dabei bin ich auf Ausgaben gestoßen, die ich nur
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