Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
jemandem vor Jahren aufgetischt hat?«, fragte er mit einem vielsagenden Blick.
Richard wurde noch blasser, als er ohnehin schon gewesen war. »Was meinst du?«
Nash senkte das Haupt. Musste Richard ihn unbedingt zwingen, es offen auszusprechen? »Dass die Rossmans Dare ebenfalls adoptieren wollten und er sich geweigert hat, zu ihnen zu ziehen, und dass ihr mich deswegen alle ganz bewusst angelogen habt.« Bei dem Gedanken daran durchzuckte ein heftiger Schmerz seinen Kopf.
Richard schnappte nach Luft und begann zu husten, wobei er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Kissen an die frisch operierte Brust presste.
Nash schüttelte den Kopf und erhob sich. »Ich hätte noch warten sollen.« Annie war nach ihrer kurzen Unterhaltung vorhin gegangen, aber Mary kam sogleich angeschossen. »Was ist hier los?«
»Ich hätte noch nicht kommen sollen«, sagte Nash, weil er annahm, dass man ihm das schlechte Gewissen deutlich ansehen konnte. »Ich gehe.«
»Nein!«, protestierte Richard.
Mary runzelte verwirrt die Stirn. »Ich weiß ja nicht, was hier vor sich geht, aber ich habe den Eindruck, Nash hat recht. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
»Es war nie der richtige Zeitpunkt, verdammt noch mal«, widersprach ihr Richard. »Und ich werde es jetzt nicht länger hinausschieben.« Er hustete erneut, wohl, weil er so heftig geworden war.
Mary schloss die Augen und schüttelte verärgert den Kopf. »Also gut, wenn du es schaffst, dich nicht mehr aufzuregen, darf Nash bleiben. Anderenfalls wird er jetzt gehen, und ihr verschiebt dieses Gespräch um … sagen wir mal vier bis sechs Wochen.«
Nash kannte die störrische Miene seiner Ex-Schwiegermutter nur zu gut – er hatte sie oft genug bei ihrer Tochter gesehen. Aber er hatte beschlossen, Annies Gefühle und Bedürfnisse zu ignorieren. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er damit ihre Ehe zum Scheitern verurteilt hatte. Natürlich war auch erschwerend hinzugekommen, dass es zwischen ihnen nie so geknistert hatte, wie das nun bei ihm und Kelly und bei Annie und Joe der Fall war. Auch das wurde ihm erst jetzt klar.
»Richard?« Marys mahnende Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Versprichst du, ruhig zu bleiben und dich nicht aufzuregen?«
Richard zwang sich zu nicken.
Tja, was bleibt einem auch anderes übrig, wenn man mit einer derart energischen Frau verheiratet ist?, dachte Nash. Gott, er war einfach viel zu jung und dumm gewesen für die Ehe!
Mary stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich zu ihm um. »Nash?«
»Ich werde versuchen, ihn nicht zu provozieren. Versprochen«, sagte er, obwohl er sich fragte, wie zum Teufel sie beide es schaffen sollten, Wort zu halten.
Mary bedachte sie mit einem letzten warnenden Blick. »Ich bin gleich nebenan.«
Nash wartete ab, bis sie hinausgegangen war, dann setzte er sich wieder. »Ich hätte gar nicht damit anfangen sollen. Nicht jetzt.«
»Nein, ich hätte es nicht so viele Jahre vor mir herschieben sollen. Ich hätte es dir sagen sollen, ehe du von allein dahinterkommst.« Richard brach ab, um sich zu sammeln. »Wie hast du es rausgefunden?«
»Kelly ist beim Archivieren der Akten auf den Adoptionsantrag gestoßen, den Samuel und Florence ausgefüllt hatten.« Nash starrte auf seine Hände, dann hob er den Kopf. »Jetzt habe ich eine Frage: Warum hast du es mir verschwiegen?«
Richard deutete auf ein großes Wasserglas, das auf einer Kommode stand.
Nash reichte es ihm und wartete ab, während Richard bedächtig daran nippte, schluckte und Nash das Glas zurückgab. Dieser stellte es auf einem Untersetzer auf dem Nachttisch ab.
»Dare hat mich angefleht, es dir nicht zu erzählen. Er sagte, du wärst so wütend auf Ethan gewesen, und er wollte nicht, dass sich deine Verbitterung auch gegen ihn richtet. Das hätte er nicht verkraftet. Du warst ja das letzte Familienmitglied, das ihm noch geblieben war. Deshalb waren Florence, Samuel und ich uns einig, dass es das Beste für euch beide wäre, dafür zu sorgen, dass ihr euch weiterhin so nahesteht.«
Nash ließ den Kopf hängen und versuchte, seine Gedanken zu sammeln und seinen Groll hinunterzuschlucken. »Ich kann ja nachvollziehen, warum du diese Entscheidung getroffen hast, als Dare fünfzehn war und ich sechzehn«, sagt er. Er konnte sie beim besten Willen nicht gutheißen, doch er verstand Richard. »Aber das ist jetzt zehn Jahre her! Wir waren wie Vater und Sohn. Wie … ?« Er schüttelte den Kopf. Er durfte Richard keine
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