Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
Zeit, denn sonst würde die Ermittlung zum Stillstand kommen.
»Worüber denkst du nach?«, fragte Gormley.
Daniels fuhr weiter. Er hatte sie immer schon verstanden, genau wie Jo. Und genau wie Jo wusste auch Gormley, wann es besser war, nicht weiter nachzubohren, wenn sie nicht bereit war, Fragen zu beantworten. Sie lächelte in sich hinein, als er die Arme verschränkte, sich in seinem Sitz zurücklehnte und die Augen schloss.
Die Einsatzzentrale schwirrte vor Neuigkeiten über die Geschehnisse des Tages, als sie ankamen. Die Fallwand war aktualisiert worden: »Verhaftung steht bevor« war alles, was daraufstand. Naylor schien alles unter Kontrolle zu haben: Alle Beamten arbeiteten an den Aufgaben, die ihnen zugeteilt worden waren; die Datenbank HOLMES wurde mit neuen Informationen gefüttert; jedes Mitglied des Teams – Zivilisten eingeschlossen – trug seinen Teil dazu bei.
Daniels überließ sie sich selbst und ging direkt in ihr Büro, in der Absicht, Carmichael anzurufen und sicherzustellen, dass sie sich gut genug fühlte, um später zu arbeiten. Da war die Spur von etwas Unerwünschtem in ihrer Stimme gewesen, als sie vor ein paar Minuten miteinander gesprochen hatten, etwas zutiefst Beunruhigendes, ein leichtes Zittern in Carmichaels Stimme, das Daniels’ Aufmerksamkeit erregt hatte. Das Telefon klingelte. Aber diesmal meldete sich Carmichael nicht.
Wahrscheinlich unter der Dusche, dachte Daniels.
Das hoffte sie zumindest.
Gormley war verärgert, als er in die Zentrale zurückkam, das Telefon am Ohr. »Wie kann es sein, dass es vier verschiedene Angestellte braucht, um eine einfache Frage zu beantworten? Es geht hier ja schließlich nicht um die nationale Sicherheit.« Kurze Stille. »Ja? Na, wenn Sie keine größeren Sorgen haben.« Er beendete den Anruf abrupt, als Daniels näher kam. »Herrgott! Diese Gemeindebeamten bringen meine Pisse zum Kochen!«
Daniels lachte. »Da wäre ich ja nie draufgekommen.«
»Es gibt keine Parkgenehmigung, die auf Stephen Freeks Adresse ausgestellt ist.«
Daniels schwieg einen Moment lang, grübelte immer noch über Carmichael nach, darüber, ob sie bereit war für eine zweite Begegnung mit Freek. Mit diesem beunruhigenden Gedanken im Kopf zog Daniels Gormleys Telefon zu sich heran, zog eine Visitenkarte aus der Tasche, wählte Patricia Conways Nummer und wartete.
Sie meldete sich sofort.
»Hier spricht Detective Chief Inspector Daniels. Es tut mir leid, dass ich Sie noch einmal störe. Ich muss Sie noch etwas fragen: Hat Stephen Freek ein Auto?«
»Ja, er hat eins. Ein BMW -Cabrio der Dreierserie. Das weiß ich, weil ich selbst für so eins sterben würde. Nun ja, noch lieber hätte ich einen Maserati, aber ein BMW würde es auch tun.« Conway kicherte. »Leider reicht mein Gehalt für keinen von beiden.«
»Sie haben nicht zufällig das Kennzeichen, oder?«
»Es ist ein individualisiertes, das weiß ich noch … warten Sie.« Am anderen Ende der Leitung wurde der Hörer abgelegt. Daniels konnte das Klicken einer Tastatur hören. Ein paar Sekunden später war Conway zurück am Apparat. »Haben Sie einen Stift, Inspector?«
»Ja, legen Sie los.«
Daniels kritzelte in der Luft. Gormley griff nach einem gelben Block mit Post-its und einem Stift. Als Conway das Kennzeichen laut vorlas, wiederholte Daniels: »Friedrich, Richard, Emil, drei, Kaufmann.«
Gormley sah auf die Nummer, die er auf den Block geschrieben hatte: FRE 3K.
»Das muss ein Scherz sein!«, sagte er.
59
Carmichael führte den Draht unterhalb ihres BH s entlang und klebte ihn an ihre Haut, sodass das Mikrofon in ihrem Dekolleté zu liegen kam. Sie zog ihre Bluse herunter und sah in den Spiegel, um sicherzugehen, dass es nicht zu sehen war. Sie beugte sich über das Waschbecken, drehte den Hahn auf und wusch sich das Gesicht. Die Angst zu versagen kroch wieder in ihr hoch.
Sie trocknete sich das Gesicht ab und tat einen langen, tiefen Atemzug.
»Test, Test«, sagte sie, wobei sie ihre Stimme in normaler Unterhaltungslautstärke hielt, in Gedanken bei Daniels am anderen Ende. »Boss, können Sie mich hören?«
Sekunden später klingelte das Telefon.
Daniels’ Stimme: »Ja, Lisa. Treffen Sie mich in der Einsatzzentrale, sobald Sie bereit sind.«
Carmichael zog ihre Jacke an. Sie verließ die Damentoilette nervös, aber trotzdem erregt darüber, Stephen Freek zu schnappen.
Wenn sie es nur schaffen würde.
Andy Brown wartete draußen, lehnte an der Wand des Flurs, die Arme
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