Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

einmal nachzulegen. Genug um den heißen Brei herumgeredet. »Sie können von Glück sagen, dass wir Sie nicht wegen Mordes anklagen«, sagte sie.
    »Noch nicht!« Gormley half nach.
    Und es funktionierte.
    Freeks Unterkiefer klappte herunter.
    »Habe ich Ihnen gesagt, dass eine der Studentinnen, deren Namen Sie auf Ihrem Computer aufgerufen haben, jetzt tot ist?« Daniels schob ihren Stuhl vom Tisch. Sie ließ sich herunterrutschen, lehnte sich zurück, überkreuzte die Beine, dann die Arme und ließ ihren Blick auf dem Mann verweilen. »Amy Grainger wurde ermordet. Aber ich schätze, das wissen Sie bereits, oder?«
    Freek sprang auf. »Also, hören Sie mal …«
    » SETZEN SIE SICH , Mr Freek!« Daniels wartete.
    Freek blieb, wo er war. Gormley stand schnell auf, und sein Stuhl schrammte lautstark über den Boden. Er bewegte sich mit einem einschüchternden Gesichtsausdruck auf den Verdächtigen zu, forderte ihn beinahe heraus anzufangen. Hoffte wahrscheinlich, dass er es täte.
    »Warum setzen Sie sich nicht beide.« Daniels hielt ihren Blick auf den Untersuchungshäftling gerichtet. »So ist es besser. Also, warum hören Sie nicht auf, Scheiße zu erzählen, und sagen uns, was Sie wissen. Sie haben noch zehn Minuten, bevor ich Sie über Nacht in eine Zelle sperre. Wir wollen auch irgendwann mal nach Hause.«
    Stille.
    »Wie Sie möchten …« Daniels nahm die Akte vor sich auf.
    »Okay! Ich bin bedroht worden …«
    »Aber natürlich.« Gormley schüttelte den Kopf.
    Freek ignorierte die Stichelei.
    »Wer hat Sie bedroht?« Daniels legte die Akte wieder hin. »Und warum?«
    Freek fand Gormleys Blick. »Sie denken, Sie sind ein harter Typ? Tun Sie mir einen Gefallen. Sie sollten die Typen sehen, mit denen ich es zu tun hatte. Die würden töten …« Er hielt mitten im Satz inne, als er bemerkte, was er gerade gesagt hatte. »Die haben ein Bordell in Durham. Sie haben mich unter Druck gesetzt und wollten Details über die Mädchen. Über nette, gebildete Mädchen mit üblen Kontoständen. Mädchen, die sie vielleicht auf den Strich bekommen könnten. Alles, was ich getan habe, war, sie mit ein paar Namen und Adressen zu versorgen. Das war alles. Ich habe nie mehr als das getan, das schwöre ich.«
    »Bryony Sharp sagt etwas anderes«, erinnerte ihn Gormley.
    Freek sah auf seine Hände hinunter.
    »Wir wissen alles über den Prostitutionsring«, sagte Daniels. »Warum, glauben Sie, waren wir im Club? Aber wie ich Ihnen gerade gesagt habe, haben wir größere Fische zu fangen. Eines der Mädchen, für das sich Ihre Freunde interessiert haben, ist jetzt tot.«
    »Das sind nicht meine Freunde.« Der Verdächtige regte sich allmählich wirklich auf. »Sie werden mir das nicht anhängen! Ich will meinen Anwalt sprechen.«
    »Gesetzt den Fall, wir nehmen Ihnen Ihre Geschichte ab, wie kommt es dann, dass diese« – Daniels machte Anführungszeichen mit ihren Zeigefingern – »›Schurken‹ ausgerechnet Sie ausgewählt haben?«
    »Sie haben gesehen, was ich im Club gemacht habe. Sie haben mir gedroht, mich anzuzeigen, wenn ich nicht mitspiele. Ich dachte mir, dass die Mädchen, deren Namen ich ihnen gegeben habe, sie sowieso zum Teufel schicken würden. Welchen Schaden konnte ich schon anrichten? Ich hätte es nie getan, wenn ich gewusst hätte, dass sie in Gefahr geraten könnten.«
    »Bring ihn wieder in seine Zelle, Hank.«
    »Nein, warten Sie! Bitte, ich sage Ihnen alles, was Sie wissen wollen.«
    Daniels nahm einen A4-Schreibblock aus der Tischschublade. Mit einem harten Aufprall landete er vor Freek. »Sie haben eine halbe Stunde. Ich will Zeit, Datum, Namen, Beschreibungen, alles, was Sie über die Leute wissen, die sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt haben. Danach, wer weiß? Glauben Sie bloß nicht, dass Sie hier so bald rauskommen.«

63
    Sie ließen Stephen Freek schmoren. Ein bisschen Zeit, um sich Sorgen zu machen. Sie sagten ihm, sie würden genau um elf Uhr wiederkommen, gingen dann in den Einsatzraum und setzten sich zu einem erschöpften Team.
    In ihrer Abwesenheit war nicht viel geschehen. Die Kriminaltechniker untersuchten immer noch Freeks Habseligkeiten und würden sie zurückgeben, sobald sie konnten. Was auch immer das bedeutete.
    Daniels sah auf, als Maxwell hereinkam, der nach seiner Marathonschicht im Auto zerzaust aussah: Seine marineblauen Hosen waren im Schritt zerknittert, sein Hemd war mit Flecken vom improvisierten Abendessen übersät, und er hatte Stielaugen davon, dass er aus knapp