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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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war Absicht? Eine Art Nachricht?«
    Daniels zuckte die Schultern. »Es war ein Unikat, leicht zu identifizieren.«
    Sie saßen lange Zeit in Gedanken versunken da. Über die Jahre hatten sie an vielen Fällen gearbeitet, aber dieser hier war bisher der schlimmste. Daniels gab Jo Zeit, ihre Theorien zu überprüfen, und ließ ihren Blick in dem Zimmer umherwandern, in dem sie sich so heimisch fühlte. Sie hatte viele glückliche Augenblicke hier verbracht.
    Viele intime Momente .
    Sie sah zurück zu Jo. »Da ist noch was, etwas, das mir nicht ganz geheuer ist. Wenn Amys Eltern ihre Tochter als vermisst gemeldet hätten, bevor Finch es tat, dann wären die Bemühungen des Mörders umsonst gewesen. Wenn nicht …«
    »Wenn er dich nicht auch manipuliert«, sagte Jo, sie unterbrechend.
    »Wie meinst du das?«
    »So wie ich es sehe, hat er dafür gesorgt, dass das nicht geschehen kann. Er wartete bis fünf vor zwölf, um Amy zu entführen. In deinem Protokoll steht, du hättest gesagt, Finch würde beobachtet. Es gibt nur zwei Dinge hier, die sicher sind, Kate. Erstens« – Jo hielt einen Daumen hoch – »hast du es hier mit einem hochorganisierten Verbrecher zu tun. Und zweitens« – sie hob den Zeigefinger – »gibt es in dieser Entführung nichts, was dem Zufall überlassen worden ist.«
    Daniels hatte befürchtet, dass Jo genau das sagen würde. Sie rieb sich die rechte Schläfe, versuchte, den Druck in ihrem schmerzenden Kopf zu mildern. »Ein Wiederholungstäter deiner Meinung nach?«
    »Das ist unmöglich zu sagen.«
    »Aber er ist schon in riskanten Situationen gewesen?«
    »Ja, und er hat keine Angst. Er hat die Kontrolle, und er ist wirklich ein übler Kerl. Aber …« Jo blickte kurz auf die Papiere in ihrer Hand. »Kein sexuell motivierter Triebtäter, wie ich sehe.«
    »Offenbar nicht. Amys Unterwäsche war unversehrt. Es gab keine Hinweise auf einen sexuellen Übergriff und keine Anzeichen für Gegenwehr oder Fesseln. Ich nehme an, dass sie von Anfang an unter Drogen gesetzt worden ist. Zumindest hoffe ich das.«
    »Ich habe nur eine Beobachtung gemacht«, sagte Jo. »Keine Frage gestellt.«
    »Wie bitte?«
    Jo hielt Daniels’ Blick einen Moment lang stand, um sich ihrer vollen Aufmerksamkeit zu versichern. »Die Sache mit der Unterwäsche könnte sehr bedeutsam sein. Oder, und das ist sehr wichtig, sie könnte absolut nichts bedeuten.«
    »Ungemein hilfreich.« Daniels’ Frustration machte sich allmählich bemerkbar. »Und du willst damit sagen …?«
    »Es gehörte nicht zum Masterplan des Mörders. Denk darüber nach. Nur ihre äußeren Kleider zu vertauschen hat Finch bereits zu Tode geängstigt. Meiner bescheidenen Meinung nach haben wir es hier mit zwei Szenarien zu tun. Entweder hatte der Täter einfach nicht genug Zeit, oder es war tatsächlich wichtig für ihn, die Unterwäsche unberührt zu lassen. Meiner Einschätzung nach trifft Letzteres zu. Er will uns wissen lassen, dass er kein Perverser ist.«
    Daniels lachte beinahe laut auf, aber Jos düstere Miene ließ sie innehalten. »Du schlägst also tatsächlich vor, dass er zwar so abgedreht ist, dass er bereit war, Amy zu töten, aber nicht, ihr ihre Würde zu nehmen, indem er sie auszog?«
    »Und damit hat er einen schweren Fehler begangen.«
    Daniels zog die Augenbrauen zusammen. »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Er hat uns mehr gesagt, als er wollte. Er wollte sie nicht erniedrigen, Kate. Er wollte sie nur benutzen, um jemand anderen zu verletzen.«
    »Du willst mir jetzt nicht sagen, dass sie ihm leidgetan hat! Er hat sie aus ungefähr siebzig Meter Höhe aus irgendeinem Luftfahrzeug geworfen!«
    »Ich weiß. Versteh mich nicht falsch, dieser Mann ist gestört. Er spielt nach seinen eigenen Regeln. Aber selbst die übelsten Verbrecher haben Grenzen, die sie nicht überschreiten.«
    »Der ist doch wohl jenseits von Gut und Böse, oder?«
    »Nicht unbedingt.« Jo schwieg einen Moment lang. »Manche Prostituierte machen es für Geld mit jedem, richtig? Sie holen dem Kunden einen runter, blasen ihm einen, was auch immer ihn antörnt. Was tun sie aber nicht?«
    »Sie lassen sich von ihren Kunden nicht auf den Mund küssen.«
    Jo nickte. »Warum?«
    »Das ist zu persönlich. Es ist ihre Grenze, und so behalten sie die Oberhand.«
    »Genau. Was sagt dir das also?«
    Daniels schwieg einen Augenblick. Und dann wusste sie plötzlich, worauf Jo hinauswollte. Ihre nächste Frage war eine, zu der sie sich gezwungen fühlte: »Du willst damit sagen,

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