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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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in deren Folge die Todesstrafe durch den Strang im Jahr 1956 abgeschafft worden war.
    Daniels hatte an sich nichts gegen die Todesstrafe. Auge um Auge erschien ihr gerecht und vernünftig. Aber Justizirrtümer passierten nun einmal, und – obwohl Englands Gefängnisse aus den Nähten platzten – ein unschuldiger Mensch, der hingerichtet wurde, war mehr, als ihr Gewissen verantworten konnte. Nein. Bei diesem gefühlsgeladenen Thema hatten die Gesetzgeber alles richtig gemacht.
    Dieses Mal zumindest.
    Daniels’ Armbanduhr piepte. Sie hatte sie so eingestellt, dass sie alle Viertelstunde klingelte, damit sie ihre junge DC beobachten konnte, sodass sie in der Nacht nicht an ihrem Erbrochenen ersticken würde. Aber Carmichael hatte friedlich geschlafen, hatte sich nur gelegentlich gerührt, ohne ganz aufzuwachen. Daniels war plötzlich erschöpft. Ihre Augen waren wund, verklebt, wie Augen sich anfühlten, wenn man zu nachtschlafener Zeit hatte aufstehen müssen, um einen Morgenflug mit lächerlichen Eincheckzeiten zu erwischen. Oder, noch schlimmer, wenn man nachts fliegen musste. Kein Wunder, dass man das Rote-Augen-Flüge nannte.
    Lisa Carmichael sah nicht besser aus, als Daniels sich fühlte, als sie frisch aus der Dusche in der Tür erschien. Sie war barfuß, hatte einen dunkelblauen Frotteebademantel an und einen passenden Turban auf dem Kopf. Der Cocktail aus Alkohol und Drogen hatte seinen Tribut an ihrer Erscheinung eingefordert. Ihre Haut war fahl und ausgetrocknet, und sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie sah aus, als wollte sie sich am liebsten nur zusammenrollen und sterben.
    »Setzen Sie sich«, sagte Daniels.
    Gehorsam zog Carmichael einen Stuhl unter dem Esstisch hervor und zog eine Grimasse, als der über den Hartholzfußboden schrammte. Sie ließ sich darauf fallen, versuchte nicht einmal zu sprechen.
    »Hier, trinken Sie das«, sagte Daniels.
    Sie stellte einen Becher dampfenden Kaffee auf den Tisch und ging zurück zur Küchenzeile, um den Toast zu holen. Sie hatte kein Interesse daran, ihrem jungen Schützling gegenüber irgendwelches Mitgefühl zu zeigen. Carmichael hatte es mordsmäßig versaut und verdiente alles, was auf sie zukam. Die Frage war nur, ob sie wieder aufs Rad steigen und weiterfahren würde oder ob sie wie eine Rauchwolke verschwand.
    Daniels hatte das schon erlebt.
    Sie kam mit einem Teller Toast zurück an den Tisch und versuchte, ihren Ärger unter Kontrolle zu halten. Sie kochte innerlich, war wütend auf Carmichael, darauf, dass sie solchen Mist gebaut hatte und dass sie es zugelassen hatte, sich einen Mann, der möglicherweise für sie interessant gewesen wäre, durch die Lappen gehen zu lassen.
    Carmichael sah erwartungsvoll auf, wartete auf die Tirade.
    Es dauerte nicht lange.
    »Sie werden das nie wieder tun. Ist das klar?« Daniels wartete die Antwort nicht ab. »Ich nehme an, Sie haben schon von Rohypnol gehört? Jede Frau, die ein bisschen was im Kopf hat, passt in einem Club auf ihr Getränk auf, oder? Mein Gott, Lisa! Erste Regel: Sie nehmen ein Getränk, das in einer verschlossenen Flasche serviert wird. Zweitens: Sie öffnen es selbst und stellen es NICHT wieder hin! Drittens: Sie halten die Finger die ganze Zeit über der Flaschenöffnung.«
    »Reden Sie nicht weiter, Boss. Ich fühl mich schon schlecht genug.«
    »Und das geschieht Ihnen ganz recht! Andy ist nichts anderes übriggeblieben, als Sie da rauszuschaffen. Glücklicherweise haben alle Sie für eine Säuferin gehalten. Sind Sie eine Säuferin?«
    »Nein! Natürlich nicht, ich …«
    »Sind Sie da sicher?«
    Carmichael antwortete nicht, sondern saß nur da, den Kopf zwischen den Händen vergraben. Daniels schob den Toast über den Tisch in ihre Richtung, und sie schob ihn sofort zurück.
    »Werden Sie es Naylor sagen?«
    »Nein. Aber glauben Sie nicht eine Minute lang, dass es mir darum geht, Sie zu schützen, darum geht’s nämlich nicht! Ihr Fehler hätte Sie nicht nur den Job, sondern auch das Leben kosten können. Hank muss es erfahren, klar. Aber ich will nicht, dass Ihr Pfusch auf Naylor zurückfällt, nicht an seinem ersten Tag bei uns. Er kann das nicht brauchen und, ehrlich gesagt, ich auch nicht.«
    »Es tut mir leid, Boss. Ich hab nie viel getrunken, das schwöre ich Ihnen. Jemand hat mir was in den Drink getan, und ich hab auch eine Ahnung, wer es war. Das Problem ist nur, dass ich mich nicht erinnere, wie er ausgesehen hat.«
    Carmichael schloss die Augen, versuchte sich zu

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