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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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hatte zugeschaut, wie sie, als sie ihren Aufruf veröffentlicht hatte, selbstsicher aufs Podium gestiegen war, geblendet von Blitzlichtern. Sie verschwendete ihre Zeit.
    »Bitte lass mich gehen«, wimmerte Jessica.
    Er schlug sie hart.
    Seine Stimme war leise und gehässig.
    »Dafür kannst du dich bei deinem Vater bedanken«, war alles, was er sagte.

53
    Daniels klopfte an die Tür und wartete. Vor zwei Stunden hatte sie Carmichael verlassen, damit sie sich ausruhen konnte, und war nach Hause gegangen. Sie hatte sich schnell geduscht und umgezogen, bevor sie zur Station gefahren war, nicht in der Verfassung, sich der Pressekonferenz zu stellen, die für zehn Uhr anberaumt war. Pressekonferenz? Medienrummel wohl eher. Die überregionalen Medien schlugen sich förmlich um den Fall, weil ansonsten gerade eine Nachrichtenflaute herrschte. Journalisten aus Presse, Funk und Fernsehen benahmen sich wie Aasgeier, die die Knochen der Toten auseinanderpickten, um Daniels’ Fall zur Sensation aufzubauschen und im Namen des öffentlichen Interesses das Unglück der Leute breitzutreten.
    Das Blitzen der Kameras hatte ihren Augen wehgetan. Sie hatte an einem Tisch neben Naylor gesessen, das Emblem der Polizei hinter ihnen an der Wand, damit die ganze Welt es sehen konnte. Derart offenkundige Eigenwerbung machte sie wütend, und sie hatte im selben Moment beschlossen, dass sie nicht mitspielen würde. Sie hatte die Konferenz absichtlich kurz gehalten und spürte Naylors Besorgnis, als sie Fragen aus dem Publikum auswich.
    Und hinterher war er sofort zur Sache gekommen. »Kate, was ist los?«
    Weil sie Carmichael nicht verraten wollte, war sie hier ebenfalls ausgewichen.
    Sie dachte immer noch über deren Tortur nach, als sie noch einmal an die Tür klopfte. Die Musik, die aus Bryony Sharps Wohnung ertönte, war laut genug, um die gesamte Nachbarschaft aufzuwecken. Gormley verdrehte die Augen und versuchte es mit dem Türknauf. Der bewegte sich nicht, also klopfte er, so laut er konnte, dann ging er in die Hocke und schrie durch den Briefschlitz:
    » POLIZEI ! MACHEN SIE AUF !«
    Aber es kam keine Antwort.
    Gormley stand wieder auf. »Ich fühle mich immer noch nicht wohl bei deiner Entscheidung«, sagte er.
    Dazu gezwungen zuzugeben, dass auch sie Bedenken hatte, Carmichael noch einmal verdeckt einzusetzen, sah Daniels ihn an. »Haben wir eine Wahl, Hank? Ich weiß, dass du dir Sorgen um sie machst. Ich auch. Aber du musst zugeben, dass sie recht hat. Wenn dieser Steve unser Mann ist, dann haben wir keine Zeit zu verlieren. Und dieses Mädchen kann uns womöglich auch mehr erzählen, falls es jemals die verdammte Tür aufmacht.«
    »Nimm jemand anderen undercover. Jemanden mit mehr Erfahrung …«
    »Und wie würde das Lisa helfen?«, sagte Daniels. »Ich will mich hier nicht auf meinen Dienstgrad berufen …«
    »Aber du tust es trotzdem.«
    »Hank! Ich habe meine Entscheidung getroffen.«
    Jetzt war Gormley beleidigt, aber bevor er Zeit hatte zu widersprechen, öffnete ein Mädchen die Tür. Es trug zerschlissene Hotpants aus Jeansstoff und ein leichtes, geripptes lila T-Shirt, das wohl seit Wochen keine Waschmaschine gesehen hatte – von einem Bügeleisen ganz zu schweigen.
    Daniels hielt ihren Ausweis hoch. »Bryony Sharp?«
    Das Mädchen blickte mit panischem Gesichtsausdruck auf Daniels’ Ausweis.
    »Sie ist übers Wochenende nach Hause gefahren.«
    »Ich bin Detective Chief Inspector Kate Daniels. Und Sie sind …?«
    »Vanessa … Brys Mitbewohnerin.«
    »Vanessa?« Gormley wartete.
    »Wilson, Vanessa Wilson.«
    Daniels sagte: »Nun, Vanessa Wilson, ich muss sofort mit Bryony sprechen.«
    »Weswegen?«
    »Das geht Sie nichts an.« Daniels blickte an ihr vorbei in die Wohnung hinein, als ein junger Mann seinen Kopf zu einer Tür herausstreckte. Ihre Blicke trafen sich, und er zog sich hastig zurück. »Genau wie es mich nichts angeht, was Sie und Ihre Kumpel hier treiben. Es könnte mich allerdings was angehen, wenn Sie darauf bestehen.«
    »Sie könnten es auf ihrem Handy versuchen«, schlug Vanessa vor.
    Daniels wartete darauf, dass sie eine Nummer heraussuchte, davon überzeugt, dass Bryony Sharp das Mädchen war, nach dem sie suchten. Sie hatten Glück gehabt, denn ein Universitätsangehöriger hatte bestätigt, dass es zurzeit nur eine Studentin dieses Namens auf dem Campus gab. Aber Vanessa stand nur da, an den Türpfosten gelehnt und zu high, um darauf zu kommen, wie sie ihnen weiterhelfen konnte.
    »Ähm …«

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