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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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war es innerhalb von einer halben Stunde wieder total verwüstet. Dann kam Mutti mal nachmittags nach Hause und sah den ganzen Saustall. Sie ging natürlich gleich auf mich los und verpaßte mir eine Abreibung, und dann schrie ich ihr aus lauter Wut ins Gesicht: »Was kann denn ich dafür, daß es hier so aussieht? Ich habe doch vorhin erst aufgeräumt, aber wenn die anderen dann wieder so einen Saustall aufführen, kann ich doch auch nichts machen, und außerdem kann ich nicht überall sein.«
    Sie ging darauf gleich auf meine Brüder los und verpaßte denen auch eine Abreibung, und erst da wurde ich mir bewußt, was ich angestellt habe. Verdammt, ich war jetzt schuld, daß meine Brüder Dresche bekommen hatten.
    Mutti ging später wieder zur Arbeit, da sie ja nur kurz frei gehabt hatte um etwas zu erledigen. Meine Brüder räumten den Saustall, den sie angerichtet hatten, wieder auf, und ich ging an meine Arbeit. Am Spätnachmittag war dann die Wohnung auf Hochglanz gebracht und wir machten alle unsere Hausaufgaben. Dabei sagte Ralf zu mir: »Du hast uns an Mutti verraten, und wegen dir haben wir den Arsch vollgekriegt.«
    Ich sagte darauf gar nichts, denn ich wußte genau wie recht er hatte. Ich versuchte mich auch nicht bei ihm zu entschuldigen, da es ja sowieso nichts nützte und er die Abreibung schon weg hatte. Aber wir waren ja quitt. Ich habe den Arsch vollgekriegt, weil die einen Saustall gemacht hatten, und Ralf und Uwe haben den Arsch vollgekriegt, weil sie mir praktisch damit eine Tracht Prügel verabreicht hatten.
    Meine Brüder machten jetzt nicht mehr so einen Saustall, im Gegenteil, sie paßten auf, daß ihr Spielzeug nicht überall rumlag, und Ralf half mir sogar freiwillig beim Aufräumen ohne daß ich auch nur einmal ihn fragen mußte. Wenn sie doch mal wieder Ramba Zamba in der Wohnung machten, sagte ich nichts, erst wenn es zu viel wurde, aber dann brauchte ich nur sagen: »Wenn jetzt nicht gleich Ruhe ist, sage ich es Mutti, und dann setzt es eine Tracht Prügel.«
    Dann war aber auch schon meistens Ruhe.
    Meistens gingen wir dann alle um acht Uhr ins Bett, weil Mutti es so angeordnet hatte. Ab und zu durften wir auch mal länger aufbleiben, wenn etwas Gutes im Fernsehen kam, aber auch nur höchstens bis neun Uhr. Ich mußte ja am Morgen aufstehen und das Frühstück herrichten, da Mutti ja immer morgens noch schlief, weil sie bis in die Nacht arbeitete.
    Eines Morgens als ich aufwachte und gerade dabei war das Frühstück zu richten, hörte ich aus dem Wohnzimmer ein merkwürdiges Krächzen, wie von einem Papagei. Ich ging zum Wohnzimmer und öffnete die Türe, da standen in einem großen Käfig auf der Kredenz zwei kleine Zwergpapageien (Rosen-köpfchen) und spielten miteinander. Ich stellte mich vor den Käfig und schaute den beiden zu, wie sie da so rumschmusten.
    Ich hörte nicht wie Mutti ins Wohnzimmer kam und sich hinter mich stellte. Ich bemerkte sie erst als sie sagte: »Die habe ich von meinem Chef bekommen, da er sie hergeben wollte, hat er sie mir geschenkt. Das ist ein Männchen und ein Weibchen.
    Das Weibchen heißt Maxi und das Männchen Moritz. Na gefallen sie dir?«
    »Ja, sie sind sehr schön.«
    »So jetzt mach das Frühstück fertig, ihr müßt ja bald zur Schule gehen.«
    »Bleiben die zwei für immer bei uns?« fragte ich Mutti und tat so, als wenn ich die Aufforderung, das Frühstück zu machen, überhört hätte.
    »Ja, die bleiben bei uns, aber jetzt mach das Frühstück.«
    »Ja, ist in Ordnung«, sagte ich und ging an meine Arbeit in die Küche. Ich freute mich richtig über die zwei Zwergpapageien, da wir noch nie Haustiere hatten. Als meine Brüder auch auf waren und merkten, daß im Wohnzimmer zwei Zwergpapageien standen, waren sie ganz aus dem Häuschen, und ich glaubte, ich hätte das Frühstück umsonst gerichtet. Aber sie aßen doch noch alle beide ihr Frühstück und dann gingen wir alle drei gleichzeitig aus dem Haus. In der Schule konnte ich mich so gut wie gar nicht konzentrieren, da ich immer an die zwei Papageien denken mußte. Sie gingen mir nicht aus dem Kopf, und ich war froh, daß wir heute keine Klassenarbeit schreiben mußten.
    Ich beeilte mich, so schnell wie möglich von der Schule nach Hause zu kommen, was sonst ja nie so der Fall war. Ich holte gleich meine Geschwister von der Nachbarin ab und ging mit ihnen in die Wohnung. Die Papageien spielten vor sich hin und machten gerade so einen Krach, als wenn sie jemand fressen möchten. Die Wohnung

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