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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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jemand den Wagen präpariert hatte, und damit wollte derjenige bestimmt nichts Gutes bezwecken, denn nur Pappa fuhr den Wagen, und sonst niemand. Es konnte aber keiner an den Wagen ran außer Mutti, denn sie hatte den Ersatzschlüssel, und ohne den konnte kein Mensch die Motorhaube öffnen, da sie vom Fahrersitz aus entriegelt werden mußte. Aber der Gedanke war ja absurd, denn Mutti verstand genausowenig von Autos wie ich, und sie würde auch so was nie machen, aber ich dachte mir, daß ich sie darauf mal ansprechen und ihr die ganze Geschichte erzählen würde. Pappa dachte genau dasselbe wie ich, nur sprach er es nach einer Weile aus, und ich behielt es für mich. Auf jeden Fall stand fest, daß jemand an den Bremsen rumgebastelt hatte und das war für Pappa ein Mordversuch. Die Frage blieb halt offen, wer das gemacht haben könnte.
    Die Fahrt nach Villingen und der Ruhetag war natürlich für uns total versaut. Wir erledigten, was wir in Villingen zu machen hatten, und fuhren zurück nach Orsingen.
    Zu Hause sagte Pappa zu Mutti gar nichts, und warum er das nicht tat, wußte ich auch nicht. Am Abend fuhren Pappa und ich nach Singen in den Wienerwald, um dort etwas zu trinken und uns mit Pappas Freunden zu unterhalten.
    Am späten Abend kamen wir dann nach Hause und Mutti bebte vor Wut. Pappa ging ins Bett und Mutti nahm mich in die Mangel. »Na, haste deinem Vater wieder alles von mir erzählt, was du weißt und mich wieder anständig verkauft.« »Ich hab ihm gar nichts erzählt, und ich habe dich auch noch nie verkauft.« »Wenn du das Maul aufmachst, fängst du an zu lügen, und wenn du’s zumachst, hast du gelogen.« Das ging mir auf die Nerven, und ich sagte spontan zu Mutti: »Jemand wollte uns umbringen.« »Ja, warum denn?« Die Frage kam so gleichgültig, daß sich in mir nun doch ein leiser Verdacht regte.
    Dann erzählte ich ihr, was auf der Autobahn passiert war. Sie war überhaupt nicht berührt davon, und mir kam der Gedanke, es war Mutti, die die Bremsen manipuliert hatte. Aber dann verwarf ich den Gedanken, denn ich wußte ja, daß sie nichts von Autos verstand, und deshalb das Ding gar nicht drehen konnte. Der Täter blieb vorläufig unermittelt und Pappa machte nicht einmal eine Anzeige bei der Polizei. Aber jedesmal, wenn er jetzt ins Auto stieg, überprüfte er den ganzen Wagen.
    Nun kam mein Geburtstag und ich freute mich richtig auf den Tag. Meine Brüder wünschten mir gleich am Morgen alles Gute und so fing der Tag auch schon gut an. In der Schule wünschte mir meine Klassenlehrerin sogar alles Gute, und Sonja schenkte mir einen Schal, damit ich immer an sie denke.
    Zu Hause wünschte mir dann Mutti alles Gute und ich wartete schon gespannt darauf, was sie mir schenken würde. Arbeit gab es an dem Tag eine ganze Menge, und Mutti hatte mir bis zum späten Abend noch kein Geschenk überreicht. Pappa schenkte mir fünfzig Mark und sagte, ich solle mir dafür etwas Schönes kaufen, aber ich dürfte Mutti nicht sagen, daß er mir fünfzig Hebel geschenkt hatte.
    An diesem Tag, also an meinem Geburtstag, bekam ich von Mutti nichts geschenkt, und ich war enttäuscht. Und wenn es nur eine Tafel Schokolade gewesen wäre, ich hätte mich bestimmt gefreut, aber ich bekam von ihr gar nichts.
    Und ich dachte mir, das wirst du mir genauso bezahlen, wie die Sache mit dem Ring, und ich setzte meine Gedanken in die Tat um. Mir ging das irgendwie nach, daß ich von Mutti außer einem Haufen Arbeit gar nichts zum Geburtstag bekam. Sonja hatte mir an meinem Geburtstag etwas geschenkt, aber meine eigene Mutter nicht, das fand ich irgendwie eine Frechheit. Zu Hause wurde die Stimmung immer unerträglicher. Pappa trank mehr als je zuvor, und Mutti und Pappa stritten sich immer öfters und einmal warf ihr Pappa in einem Satz vor: »Vielleicht hast auch du die Bremsen am Auto so hergerichtet, damit ich und Fritz draufgehen.« »Aha, der also hat dir den Floh ins Ohr gesetzt, ich hätte was am Auto gemacht.« Das war ein großer Fehler, den Pappa gemacht hatte, denn nun glaubte Mutti, ich hätte Pappa das erzählt, und dafür wollte sie sich natürlich rächen. Aber ich hatte Pappa das ja gar nicht erzählt, und Mutti versuchte nun dafür die größte Gemeinheit, die es überhaupt gibt.
    Am Abend kam Pappa von der Arbeit und war nüchtern bis aufs Knochenmark. Ich machte gerade die Theke und Mutti ging mit ihm in den Aufenthaltsraum. Nach einer ganzen Weile kam dann Pappa zu mir und sagte: »Fritz, ich habe mal

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