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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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eine Frage an dich, und du tust sie mir ehrlich beantworten.« »Na, klar tue ich das.« »Deine Mutter hatte soeben behauptet, du hast sie bumsen wollen, aber ich kann das nicht so recht glauben.« Ich war ganz perplex, als ich das hörte, denn das war für mich die größte Lüge und Schweinerei, die ich je gehört hatte. »Nein, Pappa, das habe ich nie versucht und ich würde so etwas auch nie machen.« Ich brachte die Worte gar nicht richtig raus, denn das war alles so unglaublich für mich. »Das hatte ich mir gedacht, daß sie mich nur aufhetzen will gegen dich, weil sie denkt, du hättest mir erzählt, daß sie vielleicht das mit dem Auto gedeichselt hat.« Pappa klopfte mir auf die Schulter und sagte dann noch: »Nimm die Sache nicht zu ernst, denn das, was sie sich da jetzt geleistet hatte, ist sowieso ein Witz, und deswegen brauchst du keine Angst haben.« Ich war froh, daß mir Pappa glaubte und so etwas nicht zutraute, denn das war ja auch wirklich eine infame Lüge und nur dazu gedacht, daß Pappa mir den Frack vollhaut.
    Aber ich konnte immer noch nicht verstehen, wie Mutti so etwas behaupten konnte. Für Pappa war der Fall erledigt, und ich fragte mich, was nun als nächstes von Mutti kommen würde.
    Langsam zermürbten mich die ganzen Attacken von Mutti, und ich wußte weder ein noch aus.
    Auch Uwe bekam einen Haufen Druck von Mutti, nur Ralf nicht und das verwunderte mich. Zum Beispiel haute Mutti Uwe einmal einen Fleischklopfer an den Kopf, nur weil er seine Arbeit nicht ganz richtig gemacht hatte. Er blutete am Kopf und Mutti kam zu mir und sagte nur: »Geh in die Küche und verarzte deinen Bruder.« Uwe stand am Herd und hielt sich den Kopf, und ich sah, daß seine Hände blutig waren. Ich ging mit ihm ins Bad und wusch ihm die Wunde aus. Dann tat ich etwas Jod darüber, wobei er zusammenzuckte, und ging mit ihm zum Arzt. Der stellte fest, daß es nicht so schlimm sei, und versorgte die Wunde anständig.
    Bei mir ist es nicht anders gewesen. Wir hatten einen Gast vom Hoch-und Tiefbau, zu dem jeder Kleiner sagte, anstatt Freddy, wie er richtig hieß, und ich ebenfalls, da er mir es angeboten hatte. Ich war mit vielen Gästen per Du und ich kannte sie ja auch schon eine ganze Weile.
    Eines Mittags saßen die Leute am Stammtisch und auch Freddy und alle waren schon ziemlich angesoffen, denn es war ein Sonntag und sie waren schon den ganzen Morgen da. Als Freddy sein Bier leer hatte, fragte ich ihn: »Du, Kleiner, kriegst du noch ein Bier?« »Na klar, muß ich denn immer noch bestellen, wenn ich das Glas leer habe?« Er muß dann irgend etwas zu Mutti gesagt haben, die ebenfalls am Stammtisch saß.
    Mutti holte mich in die Küche, schloß die Tür hinter mir und da war für mich der Teufel los. Sie haute mir links und rechts ins Gesicht, und als ihr die Hände weh taten, griff sie nach einer Schaumkelle und schlug sie mir um die Ohren und auf den Kopf. Mir rann das Blut aus der Nase und aus der auf-geplatzten Lippe, und ich war fast soweit, zurückzuschlagen, als sie plötzlich aufhörte und mir dafür noch kurz in die Eier trat, was höllisch schmerzte. Ich sank in die Knie und wimmerte vor mich hin und hörte sie sagen: »So, das war dafür, daß du zu Freddy Kleiner gesagt hast, du kannst doch nicht einfach unsere Gäste beleidigen, und jetzt entschuldigst du dich bei ihm.« Dann ging sie, und ich stand auf und wußte nicht, wohin ich meine Hände pressen sollte, denn mir tat es an so vielen Stellen auf einmal weh. So wie ich aussah ging ich ein paar Minuten später, als ich mich erholt hatte, direkt an den Stammtisch und entschuldigte mich bei Freddy. Alle sahen mich ganz sprachlos an, und Freddy wußte nicht, was er sagen sollte. Dann herrschte mich auch Mutti gleich an. »Geh ins Bad und wasch dich, du kannst doch nicht so hier rumrennen. Und mach ein bißchen dalli, sonst kriegst du gleich noch mal eine Tracht. Nur damit wir uns verstanden haben.«
    Im Bad richtete ich mich her und futterte gleich zwei Optalidondragees gegen meine Schmerzen. Mann, da hatte mich meine Mutter ganz schön zugerichtet. Die Lippen waren aufgeplatzt, ein Veilchen würde ich auch bekommen, wie ich feststellte, einige Schrammen hatte ich noch im Gesicht, aber die Schmerzen im Unterleib waren nicht mehr so schlimm, sie ließen schnell nach, aber mir war ein bißchen übel. Dann cremte ich mir das Gesicht noch ein und machte ein wenig Puder drüber, daß man die Schrammen nicht so sah. Dann ging ich wieder ins Lokal an

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