Ich wuensch mir dich
Ensemble, nicht der geringste Schwung. Eigentlich hätten wir auch den Hausmeister mit dem Muster beauftragen können. Ich muss mich bei dem Praktikanten fast entschuldigen. Eine reine Maßstabaufgabe.«
Lara nickte zustimmend. Sie bedachte das Modell mit eher höflichem Interesse. Dennoch fiel ihr Blick auf den Zettel in der linken unteren Ecke des Modells. Am Weiher 11 las Lara. Und stutzte. Das war doch Emilys Adresse! Lara beugte sich über das Modell, las noch einmal. Tatsächlich.
»Was ist das?«, fragte sie irritiert.
»Ein Modell für die Ausschreibung der neuen Filiale von Haus & Garten.«
»Dieser großen Gartencenterkette?«
»Ja.«
»Aber ...« Lara war verwirrt. Emily hatte gar nicht erzählt, dass sie ihre Gärtnerei schließen und das Grundstück verkaufen wollte. Mit keinem Wort.
»Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Wengert, dem Laras Verwirrung auffiel.
»Wissen Sie, wann der Bau beginnen soll?«
»In etwa zwei Monaten.«
»Das kann nicht sein!«, entfuhr es Lara.
»Wieso?«
»Am Weiher 11 gibt es eine kleine, private Gärtnerei. Ich kenne die Besitzerin.«
»Nun, die Dame hat Glück«, meinte Wengert. »Ich schätze, sie bekommt einen guten Preis für das Grundstück.«
»Ja.« Mehr wusste Lara nicht zu sagen.
Sie hatte sich eilig von Wengert verabschiedet und saß nun in ihrem Wagen. Die Hände lagen auf dem Lenkrad, weil Lara sich nicht entschließen konnte, den Wagen zu starten. Denn sie war unentschlossen, wohin sie fahren sollte. Eigentlich zurück ins Büro, aber auf dem Weg dorthin und wahrscheinlich auch den Rest des Tages würde sie sich fragen, warum Emily ihr von dem geplanten Verkauf der Gärtnerei nichts erzählt hatte. Warum sie so tat, als würde sie an dem Gestaltungsauftrag für das Restaurant interessiert sein. Hielt Emily sich zwei Türen offen? Das konnte sich Lara nicht vorstellen. Aber irgendetwas musste es mit diesem Modell ja auf sich haben. Das Beste war also, sie fuhr zu Emily und fragte nach.
Seit ihrem Krankenbesuch bei Emily waren zwei Wochen vergangen, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Emily hatte sie angerufen und sich für die Blumen bedankt. Laras Vorschlag, sich auf einen Kaffee zu treffen, war Emily mit einem »ja, bei Gelegenheit« zögerlich distanziert begegnet.
Sie fand Emily in dem kleinen Büro hinter dem Kassenbereich über Papier brütend. Isak spitzte die Ohren, als er Lara sah, sprang aus seinem Korb und lief zu ihr. Dadurch wurde Emily auf ihre Anwesenheit aufmerksam.
»Lara«, begrüßte sie erfreut die Besucherin. Lara, die sich ab und zu gefragt hatte, ob Emily sie bewusst nicht anrief oder nur, weil sie einfach keine Veranlassung dazu sah, neigte angesichts des Strahlens in Emilys Augen dazu, ihr sowohl das eine als auch das andere zu verzeihen. Vermutlich hatte sowieso Nadine dafür gesorgt, dass Emily sie nicht anrief.
Emily kehrte dem Papierkram den Rücken und stand auf. »Was führt dich hierher? Möchtest du einen Kaffee?«
Lara nickte und schaute stumm zu, wie Emily zur Kaffeemaschine ging, die auf einer Miniküchenzeile stand. Sie wusste nicht recht, wie sie beginnen sollte. Emily schuldete ihr schließlich keine Rechenschaft darüber, ob und wie lange sie ihre Gärtnerei noch behielt.
Aber doch immerhin darüber, ob sie den Auftrag, den sie angenommen hatte, auch ausführen konnte. »Du hättest mir sagen sollen, dass du deine Gärtnerei verkaufst. Es ist für mich ziemlich ungünstig, wenn ich mitten im Projekt den Landschaftsgärtner wechseln muss.«
Emily nahm zwei Tassen von dem schlichten Holzregal über der Spüle, räumte eine Ecke ihres Schreibtisches frei und stellte sie dort ab. Zu ihrem Lächeln gesellte sich ein verständnislos fragender Blick. »Wie bitte?«
Lara schaute sie ernst an. »Ich bin etwas enttäuscht, dass du das mit keinem Wort erwähnt hast.«
Das Lächeln verschwand aus Emilys Gesicht, sie zog die Augenbrauen zusammen. »Wovon redest du?«
»Ich komme gerade von Wengert.«
»Wer ist das?«
»Der Architekt.«
Emilys Gesicht drückte Unverständnis aus. »Muss ich den kennen?«
»Nein, wohl nicht. Aber er macht Pläne für ein neues Gartencenter.«
»Ja und?«
»Pläne mit dieser Adresse, Am Weiher 11.«
Die Falten über Emilys Augenbrauen vertieften sich. »Das kann nicht sein.«
»Ich habe es selbst gesehen. Ich saß in Wengerts Büro, als sein Praktikant das Modell hereintrug. Von einer Gartencenterfiliale. Hier. Am Weiher 11. Wengert sagt, Baubeginn ist
Weitere Kostenlose Bücher