Ich wuensch mir dich
Bürotür hineinsteckte. »Ich habe uns was vom Buffet zum Abendbrot aufgehoben.« Sie hielt zwei Teller in ihrer Hand.
Allein beim Anblick der Sandwiches lief Emily das Wasser im Mund zusammen. Es war ihr völlig egal, dass die von einem Feinkostbuffet stammten. Sie hätte mit demselben Genuss in ein Butterbrot gebissen. Hauptsache, es war schon geschmiert.
Dankbar nahm sie Lara einen der Teller ab und stellte ihn vor sich. Lara zog sich den etwas abseitsstehenden Rollstuhl heran und setzte sich Emily gegenüber. Ihren Teller stellte sie auf dem Aktenrolli ab, der neben dem Schreibtisch stand.
Emily biss genüsslich in das erste Sandwich, kaute langsam und genoss die Kombination von Lachs und einem köstlichen Dilldressing auf ihrer Zunge.
»Wer hätte gedacht, dass der Tag ein solcher Erfolg wird«, sagte sie, nachdem der erste Bissen hinuntergeschluckt war. »Ich habe zwar Fusseln am Mund, weil ich gefühlte zehntausend Mal erklärt habe, was es mit der Annonce in der Zeitung auf sich hat, aber die Leute haben toll reagiert.« Emily lächelte breit. »Im Endeffekt hat Kranz mir jede Menge neue Kundschaft in den Laden gespült. Vielleicht sollte ich mich bei ihm bedanken.«
Lara lächelte still zurück.
Jetzt machte Emily eine wegwerfende Handbewegung.
»Aber wozu Zeit mit Kranz verschwenden? Er hat den Dank nicht verdient.« Sie beugte sich vor zu Lara und strich mit ihrer Hand über deren Arm. »Im Gegensatz zu dir.« Ihre Augen sandten einen warmen Blick. »Ich stehe wirklich in deiner Schuld.«
»Ach was.« Lara winkte ab. Sie zwinkerte schelmisch. »Das war doch Werbung in eigener Sache. Wusstest du das nicht? In jedem Kleingärtner steckt auch ein Gourmet.«
»Und in dir steckt eine wunderbare Freundin, Krankenpflegerin und ein Beistand in der Not«, erwiderte Emily ernst.
Lara schluckte den Rest ihres Sandwichbissens hinunter und meinte lax. »Oh, ich habe noch viel mehr gute Seiten.«
Emily schmunzelte. »Das glaube ich dir gern.«
»Willst du sie kennenlernen?«
Die Frage verwunderte Emily ein wenig. Genauer, der Ton, in dem Lara sie stellte. Da schwang so eine freche, listige Nuance in ihrer Stimme. Und warum legte Lara ihr Sandwich zurück auf den Teller?
»Natürlich.« Emily blinzelte unsicher. »Und das werde ich mit der Zeit auch, oder?«
Lara fuhr mit ihrem Stuhl ganz dicht heran. »Wozu warten? Fangen wir gleich damit an.« Ihren Mund neben Emilys Ohr, flüsterte sie: »Zum Beispiel bin ich, ohne prahlen zu wollen, eine gute Küsserin.«
Emily musste schlucken. Sie spürte Laras Finger sanft ihren Hals entlang streifen. Hastig griff sie nach Laras Hand, schob sie sacht weg. »Lara«, presste sie dabei mit erstickter Stimme und einem Herz, das bis zum Hals schlug, hervor.
Laras Gesicht tauchte vor Emilys auf. »Ja?«
Emily schluckte erneut. Diesmal wegen Laras Augen, die sie voller Sehnsucht ansahen. »Du weißt, diese spezielle Seite kennenzulernen, werde ich auslassen müssen.«
»Wieso?«, flüsterte Lara.
»Das weißt du auch. Nadine hätte was dagegen.«
»Und wenn es Nadine nicht gäbe?«
Emily zögerte. Ja, was dann? »Es gibt sie aber.«
Lara fuhr mit ihrem Stuhl ein klein wenig zurück. Das Schimmern verschwand aus ihren Augen und der Schalk kehrte zurück. »Prinzipiell finde ich es ja gut, dass du solche Angebote ausschlägst, aber in diesem Fall ist es sehr schade. Für dich. Ich kann dir sagen, du verpasst was.« Sie rollte an ihren ursprünglichen Platz, langte nach ihrem Sandwich.
Erleichtert griff Emily den lockeren Ton auf. »Eingebildet bist du gar nicht, was?«
»Du könntest es herausfinden.«
»Will ich aber nicht.«
Lara legte den Kopf leicht schief. »Hm, dein Gesicht sagt mir, du bist dir nicht sicher.«
Emily ignorierte das Gefühl des Ertappt-worden-Seins. »Also in Gesichtern zu lesen, ist offenbar keine deiner starken Seiten«, spottete sie.
»Und du bist eine schlechte Lügnerin.«
Emily sagte nichts. Sie sahen sich nur an.
»Du weißt, was ich für dich fühle«, sagte Lara da, keine Spur von Humor mehr in der Stimme. »Ich habe es dir gleich bei unserem ersten Abendessen gesagt. Und wir sind dennoch Freundinnen geworden. Weil du dir nicht sicher bist!«
»Weil du mir ein geschäftliches Angebot gemacht hast.«
Lara rollte erneut samt Stuhl direkt vor Emily und sah ihr in die Augen. »Wirklich nur deswegen?«
Emily seufzte. »Also gut. Du hast recht. Aber ich finde, wenn man jemanden kennenlernt, der
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