Ich wuensch mir dich
rief alle zusammen und erklärte die Lage. Betroffenes Schweigen machte sich breit.
Lara ließ ihnen nicht viel Zeit, die Nachricht zu verdauen. »Leute, wir müssen trotz aller Schwierigkeiten die Termine halten. Ich zähl auf euch.«
Sie stand gerade am Waschbecken, um sich zwischen Frikadellenformen und Gemüseschneiden die Hände zu waschen, als ihr Handy klingelte. Während sie hastig die Hände abtrocknete, warf Lara einen schnellen Blick auf ihre Uhr, die ihr Jeanette vorhin abgenommen und kurzerhand am Handtuchhalter aufgehängt hatte, nachdem sie mit dem Finger bedeutungsvoll zum Aushang der Küchenhygienevorschriften gezeigt hatte. Es war schon siebzehn Uhr durch.
»Meissner«, meldete Lara sich.
»Emily hier.«
Auch wenn Laras Herz im Laufe dieses Tages schon mehrmals schneller geschlagen hatte, was sie jetzt spürte, war damit nicht zu vergleichen. Emilys Kuss auf der Eisbahn gestern war ihr sofort wieder gegenwärtig, und der Gedanke daran ließ Laras Herz augenblicklich bis zum Hals schlagen. Mit vor Aufregung zugeschnürter Kehle krächzte sie: »Hallo.«
Pause am anderen Ende der Leitung. Dann ein schüchternes: »Wie geht´s?«
»Gut.«
»Schön.«
Hinter Lara rief Jeanette vom Herd her. »He, trödele nicht rum! Der Salat schneidet sich nicht von allein.« In der Küche war Jeanette die Chefin und verpasste die Rüffel, wie es ihr gefiel.
Lara drückte das Handy gegen ihre Schulter, drehte sich um und rief zurück. »Ich komme ja gleich. Nur eine Minute.«
Lara führte ihr Handy wieder zum Ohr. »Entschuldige«, sagte sie zu Emily. »Wir haben heute etwas Stress. Ich helfe in der Küche aus.«
»Oh, dann störe ich? Das …«
»Nein«, unterbrach Lara schnell. »Du störst überhaupt nicht.«
»Du kannst es ruhig sagen, dann rufe ich später wieder an. Oder morgen.«
Lara konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Emily verunsichert war. Nur weswegen?
»Was hast du auf dem Herzen?«, fragte sie deshalb geradeheraus.
»Nichts Besonderes.«
»Du rufst nur an, um zu hören, wie es mir geht?«
»Ja.« Ein unterdrücktes Seufzen. »Nein.« Emily zögerte. »Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, heute Abend mit mir ins Kino zu gehen.«
Es war nicht die Frage, die Lara überraschte, vielmehr das Gefühl, das sie bei Emily vernahm. Das Zögern und die Unsicherheit. Geradeso als fürchte sie ein Nein auf ihre Frage. Aber nicht nur das. Ein Ja fürchtete sie wohl genauso.
»Welchen Film gibt es denn?«, erkundigte Lara sich.
»Äh …« Lara hörte Emily leise vor sich hinmurmeln. »Ich weiß nicht«, kam es dann. »Ich wollte erst mal hören, ob du Zeit hast.«
»Ich denke, ich bin hier in anderthalb Stunden fertig. Dann habe ich Zeit.« Ein gemeinsamer Kinoabend mit Emily war genau das Richtige, um sich von den Ereignissen des Tages zu erholen. Auch wenn Emily momentan etwas konfus wirkte. »Ich hole dich um halb acht ab. Ist das in Ordnung?«
»Ja, bis dann.«
***
Vor ihnen saß ein Pärchen, das sich alle fünf Minuten küsste. Der Film gab dazu eigentlich wenig Anlass. Es war eher einer, der seine Zuschauer verwirrte. Mehrere Zeitebenen und Schicksale, die ineinandergriffen, wenn man die Details nicht verpasste. Was die beiden vor ihnen ganz sicher taten.
Auch Lara entging der eine oder andere Zusammenhang. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen ging ihr der Erpresserbrief nicht aus dem Kopf. Sie fragte sich, wie schnell die Ermittlungen der Polizei zu einem Ergebnis führen würden. Und wie es weitergehen würde, wenn Achim doch nicht hinter der Sache steckte. Zum anderen, weil ihre und Emilys Hand ineinander verschlungen auf der Armlehne zwischen ihnen lagen. Vor einigen Minuten war Emily neben ihr erschrocken zusammengezuckt, als der Film seine Zuschauer effektvoll ins Gruseln versetzte. Lara hatte daraufhin Emilys Hand genommen und kurz gedrückt. Als sie sie wieder loslassen wollte, hielt Emily jedoch weiter fest. Und Lara fragte sich, ob Emily eigentlich merkte, dass ihre Hände sich immer noch hielten, oder ob sie von dem Film so gefangen war, dass sie ihre Hand ganz vergessen hatte.
Als der Abspann begann und sich das Licht einschaltete, sah Emily zu Lara. Im Bewusstsein ihrer schwitzenden Hand gelang es Lara nur, ein verrutschtes Lächeln zustande zu bringen. Sie konnte auch nicht verhindern, dass sie zu ihrer Hand schielte und Emily so auf die Tatsache aufmerksam machte, dass sie den halben Film händchenhaltend verbracht hatten.
Emilys Griff löste
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