Ich wuensch mir dich
widersprechen, sah sie eine Träne über Nadines Wange kullern. Sofort rappelte sie sich auf.
»He, nicht weinen. Bitte, Liebes, du musst dir keine Sorgen machen.« Emily streichelte sanft Nadines Wange. »Es ist alles in Ordnung.«
»Bist du dir sicher?«
Emily schluckte. »Ja, natürlich.«
Nadines Tränen flossen jedoch nur noch stärker. »Und warum habe ich vorhin im Bad im Waschbecken ein langes schwarzes Haar gefunden? Meines ist brünett.« Jetzt sprang Nadine auf. » Sie war hier. Wann wolltest du mir davon erzählen?«
Emily saß mit offenem Mund da.
»Du hast mit ihr geschlafen«, schluchzte Nadine nun unter einem Meer von Tränen.
»Aber nein!«, fand Emily ihre Sprache wieder. »Es ist nichts dergleichen passiert.« Sie stand auf und wollte Nadine in die Arme nehmen. Die wehrte jedoch ab. »Ich schwöre es«, versicherte Emily. »Wir waren lediglich im Kino. Ein Lkw hat Lara von oben bis unten mit Wasser bespritzt. Sie war nass bis auf die Haut. Da hat sie hier geduscht. Das ist alles.«
»So, das ist alles. Das soll ich dir glauben?«
»Ja.«
Nadines Augen funkelten jetzt wütend. »Und warum war dann ein Satz Bettwäsche im Wäschekorb? Ich hab es gesehen, als ich meine schmutzigen Sachen von der Reise hineingeworfen habe.« Sie wurde immer lauter. Jetzt schleuderte sie Emily entgegen: »Du lügst doch!«
Emily stand nur da. Den Vorwurf musste sie sich wohl oder übel gefallen lassen, denn Nadine hatte recht. Sie hatte sie angelogen.
Nadine schien all ihre Energiereserven mit ihrem Ausbruch verbraucht zu haben. Kaum hörbar und mit kraftloser Stimme sagte sie: »Ich erkenne dich nicht wieder, Emily. Das hätte ich nie von dir gedacht.«
»Aber es ist wirklich gar nichts passiert«, versuchte Emily zu retten, was zu retten war. »Lara hat im Gästezimmer übernachtet. Ihre Sachen mussten doch erst trocknen.«
Kopfschüttelnd erwiderte Nadine: »Wenn das so war, warum hast du es nicht gleich gesagt?«
»Weil ich Streit vermeiden wollte. Ich wusste doch, dir würde es nicht gefallen, dass Lara hier übernachtet hat.«
»Na toll. Und das ist jetzt die endgültige Version der Geschichte? Oder kommt da vielleicht noch etwas?« Nadine rollte mit den Augen und ließ keinen Zweifel daran, dass sie Emily nicht glaubte.
Emily seufzte. »Es tut mir leid. Es war dumm von mir und falsch sowieso, es dir nicht gleich zu sagen.« Sie machte einen zögerlichen Schritt auf Nadine zu und legte vorsichtig ihre Hand auf deren Arm. »Aber es ist wirklich nicht das Geringste zwischen mir und Lara passiert. Das ist die Wahrheit.«
Nadine zog einen Flunsch und demonstrierte überdeutlich ihren Unmut. Sie schüttelte Emilys Hand jedoch nicht ab, was diese als ein Zeichen des Friedens nahm.
»Komm schon«, bat Emily. »Ich bin keine von den Mäusen, die auf dem Tisch tanzen, sobald die Katze aus dem Haus ist. Das müsstest du doch wissen. Eigentlich müsste ich beleidigt sein, weil du mir so etwas zutraust.«
»Jetzt versuch bloß nicht, den Spieß umzudrehen«, brummte Nadine, immer noch sauer, aber mit bereits versöhnlichem Unterton in der Stimme.
»Das will ich ja gar nicht. Aber was ist denn, wenn du mit Doris zum Shoppen losziehst. Oder sogar bei ihr übernachtest. Mache ich dann so einen Aufstand? Nein. Weil ich dir vertraue. Und das musst du auch. Lara ist meine Freundin. Ich habe eben ab und zu das Bedürfnis, mit jemand anderem zu sprechen und über andere Dinge, als wir beide es tun. Oder mir Rat von Dritten zu holen. Das hat mit uns beiden überhaupt nichts zu tun.«
Nadine hatte still zugehört. »Ich bin nun mal eifersüchtig«, murmelte sie, und es klang tatsächlich ein wenig wie eine Entschuldigung. »Aber nur, weil ich dich liebe. Ich kann den Gedanken nicht aushalten, dass mir dich jemand wegnimmt.«
Emily zog Nadine zu sich heran. »Niemand nimmt mich dir weg.« Sie strich mit der Hand über Nadines Wange, küsste sie. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
»Die ist einfach da«, wisperte Nadine. »Ich kann nichts dagegen tun.« Sie schmiegte sich an Emily. »Eigentlich wollte ich auch gar nichts sagen wegen diesem blöden Haar. Aber als du dann die ganze Zeit nur von Lara erzählt hast …«
»Tut mir leid. Das ist mir gar nicht aufgefallen.«
Zumindest das war die reine Wahrheit, dachte Emily, die in den letzten Minuten so einige Male mit ihrem schlechten Gewissen zu kämpfen gehabt hatte. Bis zu diesem Tag war Nadines Eifersucht immer unbegründet gewesen. Diesmal lagen die Dinge
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