Ich wuenschte, ich koennte dich hassen
gar nicht abgeschlossen war. Ich zog sie auf, wobei ihre Angeln laut quietschten.
Ich blickte zurück. Das war ein Fehler. Du kamst von den Separates her zu mir herübergelaufen. Deine Arme und der rote Korb baumelten seitlich an deinem Körper, du hattest es nicht eilig. Wahrscheinlich glaubtest du, ich könnte nicht Auto fahren; jedenfalls schienst du dir sicher zu sein, dass ich auf keinen Fall entkommen würde. Aber ich wusste, dass ich es doch konnte. Ich zog mich hoch auf den Fahrersitz. Knallte die Tür zu. Rammte den Schlüssel ins Zündschloss. Meine Füße reichten nicht bis an die Pedale, aber der Hebel, mit dem man den Sitz verstellen konnte, war voll Sand und klemmte. Ich setzte mich ganz an den Rand vom Sitz. Das Lenkrad war derart heiß, dass ich es kaum anfassen konnte. Es gab praktisch keine Luft hier drin. Nur Hitze. Ich versuchte mich an das zu erinnern, was Dad mir beigebracht hatte: Zündung anmachen, Fuß auf die Kupplung, Gangschaltung im Leerlauf. Oder den ersten Gang einlegen? Ich drehte mich kurz zu dir um. Du liefst jetzt schneller, riefst mir etwas zu, aber ich konnte es nicht verstehen. Mittlerweile hattest du schon das Kamelgehege durchquert.
Ich drehte den Schlüssel. Der Wagen ruckelte und machte einen Satz nach vorne. In dem Moment, als er über den Sand rauschte, dachte ich, ich hätte es geschafft. Ich kam von hier weg! Doch dann rutschte mein Fuß ab und er blieb wieder stehen. Ich knallte gegen das Lenkrad. Anscheinend hatte ich den Motor abgewürgt.
»Los, mach schon!«, schrie ich und schlug auf das Lenkrad ein. Du warst nur etwa zehn Meter weit weg, vielleicht noch weniger. »Fahr einfach!«
Auch du schriest etwas. Ich trat wie wild auf das Gaspedal, schaukelte vor und zurück, versuchte den Wagen durch reine Willenskraft zu bewegen. Etwas Nasses lief mir übers Gesicht, Schweiß oder Tränen, vielleicht auch Blut. Du strecktest die Arme flehend in meine Richtung.
»Warum, Gemma?«, riefst du. »Warum tust du das?«
Aber mir war klar, warum. Weil es meine einzige Chance war, weil ich nicht wusste, ob ich sonst noch mal von hier wegkäme. Ich schaltete wieder in den Leerlauf und drehte noch mal den Schlüssel. Wie ich es schaffte, mich an all das zu erinnern, weiß ich nicht. Irgendwas in mir musste die Führung übernommen haben, ein erwachseneres, logisch denkendes Ich, das solche Dinge im Griff hatte. Ich trat aufs Gaspedal, aber nicht zu fest. Dann legte ich den Gang ein. Diesmal ging der Wagen nicht wieder aus; er grummelte nur abwartend. Neulich, als ich dich beim Fahren beobachtet hatte, hattest du die Kupplung langsam kommenlassen. Ich versuchte es genauso zu machen und trat gleichzeitig mit dem anderen Fuß etwas fester aufs Gaspedal. Der Motor antwortete mir mit einem Brüllen. Ich umklammerte das Lenkrad, um mich vorne auf der Kante des Sitzes halten zu können. Du kamst immer näher.
Plötzlich wurde dir klar, dass ich drauf und dran war, es wirklich durchzuziehen. Du begannst zu rennen, riefst mir mit wutverzerrtem Gesicht etwas zu. Du warfst den roten Korb gegen den Wagen, der am Dach abprallte. Pflanzentriebe rutschten über die Windschutzscheibe. Aber der Motor dröhnte immer noch, wie ein Hund, der an seiner Leine zerrt und endlich loslaufen will. Ich ließ die Kupplung los. Ich versuchte es ganz sacht zu tun, genau wie du, trotzdem preschte der Wagen mit durchdrehenden Reifen durch den Sand, was meinen Freunden daheim bestimmt imponiert hätte. Ich stieß einen derart lauten Schrei aus, dass ich mich fast fragte, wieso ihn die Suchtrupps nicht hörten.
Aber du hörtest ihn. Dein Gesicht war direkt neben dem Fenster, du drücktest die Hände gegen die Scheibe und zerrtest an der Tür. Deine Augen waren hart. Ich trat fester aufs Gaspedal und der Wagen hüpfte über den Sand. Ich spürte, wie sich die Reifen drehten. Du sprangst dem Wagen hinterher, deine Hände tasteten nach dem Seitenspiegel. Du bekamst ihn zu fassen und klammertest dich daran fest.
»Gemma, tu das nicht.« Deine Stimme hatte einen Befehlston. »So funktioniert das nicht.«
Ich machte einen Schlenker zur Seite, aber du hast dich nicht abschütteln lassen. Du zerrtest weiter am Türgriff und die Tür öffnete sich ein kleines Stück weit. Ich drehte mich um, zog sie zu und verriegelte sie. Frustriert schlugst du mit der Hand gegen das Fenster. Ich trat wieder stärker aufs Gaspedal und du begannst neben dem Wagen herzurennen, ohne den Seitenspiegel loszulassen. Du hast daran gezogen,
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