Ich wusste nicht, wie gut du küsst!
schämte.
Denn Jayne hatte ihren Geschwistern nichts gesagt, davon war er fest überzeugt. Auch heute zu der Hochzeit würden sie nicht kommen. Wenn die jüngeren Pembrokes von der Hochzeit ihrer Schwester gewusst hätten, wären sie ganz bestimmt gekommen, auch da war Erik sich sicher.
Er und Jayne hatten diese Woche so viel Zeit wie möglich miteinander verbracht, um sich kennenzulernen und ihre schlichte Hochzeit vorzubereiten. Und wenn es etwas gab, was Erik über Jayne erfahren hatte, so war es das, dass ihre Familie in allem und immer als Erstes kam. Wenn man bedachte, wie früh sie ihre Eltern verloren hatten, war das sicher auch nicht erstaunlich. Also wären Charlie und Chloe in jedem Fall zur Hochzeit ihrer älteren Schwester gekommen – wenn sie geahnt hätten, dass eine stattfand.
Einerseits konnte er Jayne natürlich verstehen. Die Umstände waren, gelinde gesagt, ungewöhnlich. Und wahrscheinlich war ihr keine Erklärung eingefallen für die Eile, die er und sie an den Tag legten. Er wollte sich da auch nicht einmischen. Es war eine Entscheidung, die sie allein treffen musste.
Aber dennoch, irgendetwas gefiel ihm nicht an ihrem eigenwilligen Verhalten. Selbst wenn die Umstände ungewöhnlich waren, so war er doch eine recht gute Partie und seine Familie stand in hohem Ansehen. Es war also nicht so, dass man sich wegen ihm schämen musste. Im Gegenteil, unzählige Frauen wären froh gewesen, Mrs Erik Randolph zu werden. Er dachte lieber nicht daran, dass ihn drei Frauen hintereinander abgewiesen hatten, bevor er Jayne gefragt hatte, und dass sie nur deswegen eingewilligt hatte, weil er sie in einem Moment höchster finanzieller Schwierigkeiten erwischt hatte.
Denn das war nebensächlich.
Wichtig war, dass Jayne aus irgendeinem Grund ihrer Familie nicht hatte sagen wollen, dass sie ihn, Erik Randolph, heiraten würde. Und das verletzte ihn ein wenig, wie er sich zu seiner Verblüffung eingestand.
Na ja, dachte er jetzt, während er auf die Uhr sah und sich fragte, wo seine Braut blieb. Wenigstens hatte sie ihren Freunden von der Hochzeit erzählt. Drei von ihnen waren gekommen und saßen nebeneinander auf den Stühlen an der Wand, zusammen mit Jaynes Vermieterin, die er vor einigen Tagen kennengelernt hatte, als er einige seiner Sachen in Jaynes Wohnung gebracht hatte. Also schämte Jayne sich nicht allzu sehr für ihn.
Unruhig stellte Erik fest, dass die Trauung in zwei Minuten beginnen würde und Jayne immer noch nirgends zu sehen war. Er wurde allmählich unruhig. Jayne wird schon kommen, sagte er sich. Sie hat es versprochen. Und sie hatte eine Abmachung unterschrieben, genau wie er.
Aber vor allem wusste er, dass Jayne eine vertrauenswürdige Person war. Er wusste zwar nicht, wieso er sich da so sicher war, aber er war es. Sie würde ihr Wort halten. Sie würde kommen.
Kaum hatte er sich das noch einmal versichert, da betrat Jayne Pembroke den Raum und bewies, dass er recht hatte. Sie hielt sich an ihre Abmachung, ihn zu heiraten, und sie ging sogar noch weiter. Denn sie hatte sich so viel Mühe mit ihrer heutigen Aufmachung gegeben, dass jeder glauben musste, es sei wirklich ein besonderer Tag für sie.
Ihr Kostüm war elfenbeinfarben und berückend schlicht. Der schmale Rock reichte bis zur Mitte der Waden und hatte an der einen Seite einen Schlitz bis kurz über dem Knie. Die lange Jacke war so raffiniert geschnitten, dass sie Jaynes weibliche Rundungen wunderbar zur Geltung brachte, und besaß Satineinfassungen am Kragen und um die beiden Knöpfe, die den Stoff über einem Spitzenmieder geschlossen hielten. Ihr rotes Haar hatte sie im Nacken hochgesteckt und sie trug eine altmodische Pillbox mit Schleier, der die Hälfte ihres Gesichts verdeckte.
Und was für ein Gesicht das war! Ihre veilchenblauen Augen strahlten hinter dem zarten Tüllschleier, ihre Wangen waren rosig überhaucht und ihre Lippen leicht geöffnet, als ob Jayne sich auf einen Kuss freute.
Erik war regelrecht bezaubert. Das Ensemble war wunderschön, fast so schön wie die Frau, die es trug. Völlig unerwartet verspürte er plötzlich den heftigsten Wunsch, ihr aus besagtem Ensemble herauszuhelfen.
Oha! Es versprach doch noch ein äußerst interessanter Hochzeitstag zu werden – und eine noch interessantere Hochzeitsnacht.
Jayne durchquerte schnell den Raum. “Entschuldige, dass ich so spät komme”, sagte sie ein wenig atemlos. “Ich verstehe gar nicht, wie schnell der Morgen vorbeigegangen ist. Aber
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