Ich wusste nicht, wie gut du küsst!
Frau, um es milde auszudrücken, und er war, ohne falsche Bescheidenheit, ein recht attraktiver Mann. Nachdem sie beide ungebunden gewesen waren, waren sie jetzt durch die traditionellsten aller Bande sozusagen zusammen. Es gab nichts, was sie davon abhalten könnte, gewissen Empfindungen nachzugeben, die sie im Lauf des nächsten Jahres überkommen mochten.
Oder der nächsten Woche, dachte Erik. Da war er nicht kleinlich.
Wenn man es genau nahm, so regten sich bei ihm jetzt schon gewisse Empfindungen. Und, um ehrlich zu sein, er genoss dieses Gefühl. Es versprach wirklich, ein sehr interessantes Jahr zu werden.
Oder eine sehr interessante Woche.
Jayne lächelte ihm zu, bevor ihre Aufmerksamkeit von einer ihrer Freundinnen abgelenkt wurde, der sie nun ihren Ehering zeigte.
Ja, es ist ein schöner Ring, dachte Erik stolz – aber nicht so schön wie die Frau, die ihn das nächste Jahr über tragen würde.
Oh ja, dachte er erneut. Es wird ganz bestimmt ein sehr interessantes Jahr werden.
Oder eine interessante Woche.
6. KAPITEL
Bevor Jayne mit ihrem Mann – sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie jetzt verheiratet war – aus dem Rathaus fliehen konnte, stellten sich ihre drei Freundinnen in den Weg und teilten ihr die beunruhigende Neuigkeit mit, dass sie ein Hochzeitsgeschenk für sie und Erik hätten. Jayne freute sich nicht gerade darauf, Überraschung und Freude zu heucheln über ein Geschenk, das ihre liebevollen Freundinnen für eine echte Hochzeit gekauft hatten.
Aber als sie sich vor dem Büro des Standesbeamten versammelten, während Erik zur Seite trat, um mit seiner Familie zu plaudern, konnte Jayne kein Päckchen oder sonst etwas in den Händen ihrer Freundinnen sehen. Vielleicht war ihr Geschenk doch nichts Besonderes, und sie brauchte doch nicht zu heucheln.
“Und wohin geht ihr jetzt, du und Erik?”, fragte Lila in so unschuldigem Ton, dass Jayne sofort misstrauisch wurde.
“Amy ist so freundlich”, antwortete sie langsam, “mich dieses Wochenende bei Colette zu vertreten. Deshalb werden Erik und ich wohl einfach nach Hause gehen, nach Amber Court, und unser gemeinsames Leben beginnen.”
“Ihr könnt euer Leben doch nicht in Amber Court beginnen”, protestierte Sylvie.
“Warum nicht?”, fragte Jayne verblüfft.
“So nett Amber Court auch ist”, warf Meredith ein, “man kann doch da nicht seine Flitterwochen verbringen.”
“Oh, da wir die Hochzeit so überstürzt haben … weil wir sofort heiraten wollten … haben Erik und ich eigentlich vor, unsere Flitterwochen später nachzuholen.” Sehr viel später, dachte Jayne. Etwa in einem Jahr, wenn wir geschieden sind – und jeder in einer anderen Stadt lebt.
“Jayne, heute ist dein Hochzeitstag”, erinnerte Lila sie unnötigerweise. “Ein ganz besonderer Tag. Da willst du doch nicht in deiner Wohnung sein.”
“Nein?”
“Natürlich nicht”, sagte Sylvie.
“Wo will ich denn dann sein?” Jayne bereute ihre Frage, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte, denn Lila antwortete prompt:
“Du möchtest an einem romantischen Ort sein.”
Nach einer Kunstpause fuhr Lila fort: “Und genau dort werdet ihr auch sein. Wir drei haben für dein Geschenk gesammelt und euch etwas ganz Besonderes besorgt. Wir haben uns um alles gekümmert. Euch erwartet ein romantisches Wochenende.”
“Was willst du damit sagen?”, fragte Jayne nervös.
“Euer Wochenende wird ein wenig anders aussehen als geplant”, erklärte Sylvie mit einem Lächeln, bei dem Jayne Schreckliches ahnte.
“Von uns dreien für euch beide”, fügte Meredith hinzu. “Ein romantisches Wochenende im Sunset Inn.”
Oh nein!, dachte Jayne. Das Sunset Inn war der romantischste Ort im Umkreis von hundert Meilen. Es lag genau an der Stadtgrenze von Youngsville und war ein schönes altes Farmhaus, das vor einigen Jahren zu einem ruhigen, komfortablen Hotel umgebaut worden war.
“Und die Kutsche, die euch dort hinbringt, wartet draußen schon auf euch”, verkündete Sylvie dramatisch.
“Was für eine Kutsche?” Jayne gefiel dieses Geschenk immer weniger.
“Die große schwarze Limousine, die vor dem Rathaus geparkt ist”, erklärte Meredith.
Lila nickte. “Der Chauffeur hat Anweisung, dich und Erik direkt zum Sunset Inn zu bringen und euch erst am Sonntagnachmittag wieder von dort abzuholen.”
“Aber ich kann da nicht hinfahren!”, protestierte Jayne. “Ich habe gar kein Gepäck mit!” So, dachte sie. Damit wäre das ja wohl
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