Ich wusste nicht, wie gut du küsst!
Mal gewesen war, hätte er sie gestern Nacht niemals genommen – oder überhaupt irgendwann. Nicht dass sie sich beschwert hatte … Er lächelte, als er sich daran erinnerte. Wer hätte auch ahnen können, dass sie ein solches Feuerwerk der Lust miteinander erleben würden? Sie hatten sich unverhofft im Himmel der Leidenschaft befunden, ganz besonders als sie, die Arme umeinander geschlungen, aufgewacht waren und sich noch einmal geliebt hatten.
Wie hatte das nur passieren können?
Normalerweise hätte ihm das nichts ausgemacht. Im Gegenteil, er hätte sich gefreut, dass er in den nächsten zwölf Monaten nicht enthaltsam leben müsste. Seine Frau und er hätten sich den Sinnesfreuden hingeben können wie jedes lebensprühende junge Paar und sich am Ende des Ehejahres unbekümmert voneinander trennen können.
Aber jetzt ging das nicht mehr. Frauen erinnerten sich voller Wehmut an ihr erstes Mal. Das ging ihm selbst nicht anders, auch er erinnerte sich wehmütig an sein erstes Mal. Aber Frauen waren in solchen Dingen noch viel sensibler, das wusste jeder, und bei Jayne lagen das erste und das zweite Mal noch keine zwölf Stunden zurück. Außerdem schien sie zu der Art von Frauen zu gehören, die ihrem ersten sexuellen Erlebnis viel zu große Bedeutung beimaßen. Jayne würde vermutlich glauben, dass die gestrige Nacht sehr bedeutungsvoll für sie sei. Während er einfach nur dachte …
Ja, was dachte er eigentlich? Jedenfalls nicht, dass die vergangene Nacht sehr bedeutungsvoll war. Was Jayne und er gestern erlebt hatten, war entschieden schön gewesen, aber eben nicht bedeutungsvoll – jedenfalls nicht auf die Art, wie Jayne es sicher sehen würde.
Sie rührte sich langsam neben ihm und seufzte auf die Art, wie nur eine Frau es tat, die die Nacht in den Armen eines Mannes verbracht und dabei völlige Befriedigung gefunden hatte. Erik schwankte zwischen Stolz und Sorge. Wenigstens hatte sie es mit ihm genossen und ihre Unschuld nicht an irgendeinen brutalen Kerl verloren, der sich nicht um ihre Bedürfnisse kümmerte. Wenigstens würde sie mit Wehmut und Zuneigung an ihn zurückdenken. Sie würde an ihn als den wichtigsten Mann in ihrem Leben zurückdenken.
Oh nein!
Doch obwohl dieser Gedanke ihn tief erschreckte, erschütterte ihn die Vorstellung, Jayne könnte mit einem anderen Mann schlafen, sehr viel mehr. Warum ihm das etwas ausmachen sollte, verstand Erik selbst nicht, aber er konnte nichts an seinen Gefühlen ändern. Er ertrug den Gedanken einfach nicht, Jayne könnte mit einem anderen Mann zusammen sein.
Reiß dich zusammen, Randolph, ermahnte er sich ungeduldig. Sie mag ja süß und sanft, sinnlich und schön sein, aber eine Frau ist eine Frau und keine Göttin. Es gibt also keinen Grund, ihretwegen sentimental zu werden.
Er betrachtete Jayne, während sie aufwachte und sich wohlig seufzend dichter an ihn schmiegte. Sie hob eine Hand und schob sich das lange Haar aus dem Gesicht, das ihr Gesicht wie ein seidiger Schleier umgab. Dann flatterten ihre Lider, sie schlug die Augen auf – diese herrlichen veilchenblauen Augen –_und sah ihn ebenso verwirrt und desorientiert an wie er vor nur wenigen Minuten sie. Nun lächelte sie ihm schläfrig zu. Er bewunderte ihre Haut, die so rosig, zart und weich war. In diesem Moment wünschte er sich nichts anderes, als sie erneut zu lieben – und wieder und wieder.
Oh nein!, dachte er flüchtig. Das war ganz und gar nicht das, was er sich unter einer Vernunftehe vorgestellt hatte.
“Guten Morgen”, sagte sie leise. Sie streckte sich geschmeidig und hielt sich dabei an den Streben des Kopfteils fest, so wie sie es gestern Nacht getan hatte, als er … Nun, er hatte viele Dinge getan, die er im Augenblick besser vergaß.
“Guten Morgen”, antwortete er. “Wie fühlst du dich?”
Sie holte tief Luft und stieß sie mit einem langen Seufzer aus. “Ich fühle mich wundervoll. Hier und da ein bisschen wund, aber …”
Jayne wurde rot, und Erik konnte sich nicht erinnern, jemals eine so liebenswerte Reaktion gesehen zu haben. Ihre bezaubernde Verlegenheit berührte ihn ganz tief in seinem Innern. Erst jetzt verstand er, was es hieß, wenn jemand einem unter die Haut ging. Dabei wurde ihm klar, dass bisher keine Frau ihn hatte erregen können, indem sie einfach nur errötete, aber seine kleine, unschuldige Jayne hatte es geschafft.
“Das geht vorbei. Am besten nimmst du jetzt schönes heißes Bad.”
“Ja, das werde ich tun.” Sie lachte
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