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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und bald kehrte auch die Farbe wieder in ihr
Gesicht zurück.
    Ich räusperte mich behutsam.
»Jeder brauchte eben Zeit, sich abzukühlen .«
    »Natürlich.« Sie hob ganz
geringfügig den Kopf, und ich entdeckte in ihren glitzernden Augen eiskalte
Verachtung. »Das ist absolut einleuchtend, Danny. Ein Mann von deiner Virilität
braucht natürlich eine Gespielin, die ihm die Zeit vertreibt, bis er wieder mit
seiner Klientin vereint ist. Wenn ich mich recht erinnere, nennt man das
Berufsethos ?« Sie lächelte Sorcha höflich an. »Alle
Gästezimmer sind gerichtet, such dir irgendeines aus, falls ihr getrennte
Schlafzimmer wünscht. Ich bin schrecklich müde — immer diese Boydvirilität ! —, ich glaube, ich gehe zu Bett. Gute
Nacht.«
    Sorcha leerte ihr Glas und sah
mich an. »Ich muß zugeben, ich fühle mich auch etwas angeschlagen nach dem Flug
heute morgen . Würden Sie mir bitte zeigen, wo die
Gästezimmer liegen, Danny ?«
    »Selbstverständlich.« Ich
kippte den letzten Schluck und stellte das Glas auf den Barschrank.
    Wir gingen über die
geschwungene Treppe hinauf und über den Flur an Daphnes Tür vorbei, die
geschlossen war — und auch versperrt, wettete ich für mich.
    »Das hier ist mein Zimmer«,
sagte ich und blieb an einer Tür stehen. »Sie können zwischen verschiedenen
Gästezimmern wählen, schätze ich, oder wenigstens zwischen dreien .«
    »Danke«, sagte sie weich. »Gute
Nacht, Danny. Ich bin irgendwie froh, daß es Ihnen gelungen ist, mein Vertrauen
in Sie wiederaufzurichten .«
    »Ich auch«, gab ich zu.
»Andernfalls hätten Sie Ihre Zehntausend zurückfordern können. Sind Sie
eigentlich deshalb hier? Aus Mangel an Vertrauen?«
    »Ich wollte nur herausfinden,
was, zum Teufel, hier vor sich geht .« Sie zuckte
resigniert mit den Schultern. »Jedesmal, wenn ich Sie anrief, schienen Sie mit
Daphne im Bett zu liegen. Ich konnte mir schlicht nicht vorstellen, woher Sie
die Zeit — oder die Kraft — für die Ermittlungen hernahmen. Und Marvins bissige
Bemerkungen über mich haben mir dann den Rest gegeben .«
    »Dabei hat Reiner überhaupt
nichts gesagt .« Ich grinste sie an. »Alles eigene
Einfälle.«
    »Sie haben das geglaubt ?« flüsterte sie.
    »Ich wollte nur herausfinden,
wie Sie darauf reagieren. Sie müssen zugeben, daß Sie mich mit einer Sammlung
kurioser Menschen zusammengebracht haben, Sorcha. Am ersten Abend sauste Daphne
mit mir ins Bett, bevor wir überhaupt zu Ende gegessen hatten. Am nächsten
Nachmittag folgte Warings Keller mit seinem Schrank voll widerwärtiger
Überraschungen. Abends speiste ich mit Reiner in seinem Klub, der sich als
exklusives Bordell entpuppte. Und alle miteinander erzählten mir, wie Amanda
Peacock sich durch etwa die halbe männliche Bevölkerung der Erde geschlafen
habe, während Ross Sheppard sein Leben damit bestreite, das gleiche mit dem
weiblichen Pendant zu treiben. Finden Sie es da noch verwunderlich, wenn ich
mich zu fragen begann, woher Sie Ihren Lustgewinn nehmen ?«
    »Eigentlich nicht.« Ein
winziges, glucksendes Lachen sprudelte in ihrer Kehle. »Irgendwie amüsant, wenn
ich so darüber nachdenke. Roman ist ein wunderbarer Butler, sein Pech ist, daß
eine seltene Tropenkrankheit aus ihm noch vor der Pubertät ein geschlechtsloses
Neutrum gemacht hat. Darum bewundert er auch einen so offensichtlich männlichen
Mann wie Sie, beispielsweise. Stella gehört zu der Sorte Hausmädchen, die
Dienst und Vergnügen streng trennen. Wer ihr in meinem Haus zu nahetritt, kann
froh sein, wenn ihm keine Vase an den Schädel fliegt. Allerdings besteht sie
darauf, an ihrem freien Abend mit einem Mann zu schlafen, vorzugsweise mit
Fernfahrern .« Das Lachen sprudelte wieder in ihrer
Kehle. »Finden Sie nicht auch, Danny, daß Ihre Eingebungen gestern abend etwas abseitig waren? Nochmals gute
Nacht, Danny.«
    Vielleicht zehn Minuten später
steckte ich im Schlafanzug und rauchte vor dem Zubettgehen noch eine Zigarette.
Das Motiv für den Mord an Waring ließ mir keine Ruhe. Wenn er gewußt hatte, wer
der Dieb war, konnte er getötet worden sein, um dessen Identität nicht verraten
zu können. Aber warum sollte der Dieb ihm morgens per Post das Kollier
schicken, ihn nachmittags umbringen und sich dann nicht mal die Mühe machen,
das Kollier mitzunehmen? Ich spielte mit allen möglichen Kombinationen, ohne
zum Ziel zu kommen, als es sanft an die Tür klopfte.
    Sorcha stand in einem sportlich
geschnittenen Bademantel aus schwerem weißem Frottee vor der

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